Wikis im Unterricht und Doppelschnellhefter

Und weil’s gerade alle tun, verlinke ich auch noch mal den schönen Artikel von Andreas Kalt zum Einsatz von Wikis im Schulkontext. Getwittert wurde der ja schon wie verrückt, aber über die Blogs sind Links dann halt doch etwas nachhaltiger. Wer also einmal sehen möchte, wie man ein eigenes Wikipedia sinnvoll im Unterricht einbauen kann, der sollte da mal vorbeischauen. Das lohnt sich bei Andreas‘ Blog sowieso immer! 😉

Während Andreas schon routiniert Wikis einsetzt, kämpfe ich immer noch mit der simplen Alltagsorga. Das ist aber auch ein Fluch! Da bekommt man täglich vom abgerhalfterten Ausriss bis zum ausgewachsenen DinA-4-Blatt kilometerweise Zettel ins Fach, hat Kopien und Elternbriefe krankgewordener Schüler der Vorwoche im Gepäck, die neuen Kopien natürlich auch, nebenbei zig Schülerlisten und zu guter Letzt auch die eigene Unterrichtsplanung, die ich mir mangels iPad o.ä. immer brav ausdrucke, sprich: Zettel in Massen!

Logo, dass dabei einiges untergeht und ich schnell den Überblick verliere, was ich nun mit einer neuen Waffe Mappe zu bekämpfen versuche:

Ein Doppelschnellhefter! Er hat zwei dieser Dinger ohne Namen (ah – „Metalldeckstreifen“) in der Mitte und erlaubt es, das Eingeheftete brav zu trennen. Links hefte ich nun in Klarsichtmappen alles ab, was die Schüler mittelfristig betrifft, z.B. abgegebene Hausaufgaben, Schülerlisten, Blätter für Fehlende etc. und rechts kommt alles hin, was ich für die nächste Stunde direkt benötige, wie Kopiervorlagen und Stundenplanung. So kommt nichts mehr durcheinander und ich habe jederzeit den vollen Überblick über all die kleinen und großen Zettel dieser Welt. Hoffentlich…

Beobachtungen zur Motivation

(Ein Beitrag zur Blogparade bei Fontanefan)

„Er ist nur nicht richtig motiviert, da müssten Sie mal was dran machen!“

Worte eines studierten und beruflich erfolgreichen Elternteils beim Elternsprechtag, angesichts der Tatsache, dass das eigene Kind mit dem gymnasialen Stoff und Tempo insgesamt überfordert ist. Kubiwahn spricht in seinem Beitrag zum Thema ähnliche Erfahrungen an:

Wogegen ich mich aber immer verwehre ist diese Haltung […]: dass man in der Schulklasse nur die “richtigen” Knöpfe drücken muss, um motivierte Schüler zu haben – respektive: dass unmotivierte Schüler nur ein Zeichen eines unfähigen Lehrers ist.

Motivation „erzeugen“ zu wollen, erinnert mich an die hilflosen Versuche von großen Firmen und Konzernen, Motivation per Bestellung mithilfe von „Motivationsprofis“ á la Jürgen Höller zu generieren, indem man seine Angestellten möglichst motiviert über glühende Kohlen schickte. Und  – „Tschaka!“ – wer das geschafft hatte, war von nun an ein dauerhaft motiviertes Mitglied der Abteilung. Nicht wirklich. Und trotzdem gibt es heute noch Eltern, die ihre Kinder zu genau solchen Seminaren schleppen.

Ein schillerndes Chamäleon
Dieses Verständnis von Motivation greift  zu kurz und lässt vereinfachend die Rahmenbedingungen von Motivation außer Acht. Motivation hängt von zahllosen Faktoren ab und ist ein ziemlich fragiles Gebilde. Das fängt schon mit dem morgendlichen Aufstehen an:

  • Starte ich motiviert in meinen den Tag oder nicht?
  • Habe ich gut geschlafen oder schlecht?
  • Bin ich gesund?
  • Scheint die Sonne, drückt mir graues Wetter aufs Gemüt?
  • Treffe ich in der Schule auf nette Menschen oder nicht? Habe ich Freunde oder befürchte ich Mobbing?
  • Wie geht es meinen Eltern, Freunden, Geschwistern? Ist alles in Ordnung oder liegt Ärger in Form von Scheidung oder ähnlich schweren Streitigkeiten in der Luft?
  • Stecke ich in der Pubertät? Habe ich vielleicht Liebeskummer?
  • Habe ich überhaupt ausreichend Energie, um motiviert zu sein? Frühstück vergessen reicht schon…
  • usw.

Und das war gewiss nur ein kleiner Teil der möglichen Faktoren, die Motivation beeinflussen können und die Möglichkeit, auf diese als Lehrer von außen einzuwirken, erscheint mir sehr gering – will man nicht auf Höller-Hokus-Pokus setzen. Ich kann mir als Lehrer nur denken, was möglicherweise Schüler (de-)motiviert, aber wissen kann ich es nur in den seltensten Fällen. Aufgrund der Komplexität ist eines sicher: Motivation ist ein schillerndes Chamäleon, und welche Farbe ich gerade sehe, hängt davon ab, wo ich mich befinde, aber in den seltensten Fällen davon, wo der Schüler gerade wirklich steht. Gründe für (De-)Motivation sind immer nur meine Hypothese, wirklich wissen tue ich nichts (und schon gar nicht bei 150 Schülern).

Kann man den unmotivierten Lerner abschaffen?
Diese Frage stellt Fontanefan in seinem Einstieg in die Blogparade. Es wird ja gerne biologistisch argumentiert. Der Mensch sei von Natur aus Lerner, das Gehirn eine brutale Lernmaschine und dergleichen mehr. Schule verhindere nur diesen Prozess. Herr Rau setzte sich in seinem Beitrag mit dieser These kurz auseinander. Ein Mensch ist mehr als ein Hirn. Genauso gut kann man sagen, der Mensch ist evolutionsbiologisch betrachtet ein barfußlaufender Langstreckenjäger, dessen Stoffwechsel auf eine relativ geringe Nahrungsaufnahme ausgelegt ist. Trotzdem tun die meisten Menschen den Teufel, statt den ganzen Tag barfuß durch die Gegend zu rennen. Und einige sind auch ganz schön fett, obwohl sie theoretisch durchaus mit ziemlich wenig Nahrung auskämen (wo sie doch nicht einmal barfuß herumrennen). Und obwohl so ziemlich alle wissen, dass ihr widernatürliches Verhalten langfristig nachhaltig ungesund ist, ändern sie nichts daran. Menschen verhalten sich eben nicht so, wie wissenschaftliche Idealvorstellungen es gerne hätten. Das gilt auch in der Schule.

Will sagen: Wir sollten als Lehrer unser Bestes geben unsere Schüler zu motivieren, aber wir müssen uns auch nicht alles ans Bein binden, was die anderen so krähen. So wenig alle Menschen begeisterte Jogger werden, obwohl ihre Körper doch dafür wie geschaffen sind und man bei jedem beobachten kann, wie die Muskeln sich nach und nach kräftigen, der Körperfettanteil sinkt und die allgemeine Befindlichkeit sich verbessert, so wenig werden wir es schaffen, jedes Hirn für unsere Fächer, Inhalte, Themen und Problemstellungen zu motivieren.

Zeit für Abgehängte
Was ich mir wünschte, wäre Raum und Zeit für scheinbar unmotivierte Schüler, die Freiheit, andere Aufgabenstellungen verteilen zu dürfen (Daniel Pennac beschreibt in seinem Buch „Schulkummer“, wie er einem unmotivierten Schüler alternative Aufgaben stellte. Ich glaube, er sollte ein komplexes Buch lesen und musste dafür keine Klassenarbeit schreiben). Oft lassen wir Schüler mit ihren Schwierigkeiten zurück und diese verlieren den Anschluss, das demotiviert sowohl sachlich (ich kann es ja immer noch nicht!) als auch persönlich (die anderen sind schlauer als ich!) und sozial (die anderen kümmern meine Schwierigkeiten nicht!).

Letzte Woche hatte ich die einmalige Gelegenheit, mit einem Latein-Praktikanten im Grammatikunterricht Team-Teaching zu machen. Das war grandios! Ich habe mir die Unmotivierten an meinen Tisch geholt und wir haben zu Fünft Grammatik wiederholt, dass die Schwarte krachte. Und ich konnte alles fünf Mal erklären, ohne dass fünfundzwanzig andere gelangweilt die Augen rollten, und das Beste war, wenn ich aus jedem der fünf Münder dieses erleichterte „Ach so funktioniert das!“ hören konnte, und am Ende jeder einzelne die Übungsaufgaben selber an seinem Platz weiterarbeiten konnte. Mehr Zeit für individuelle Betreuung, die hätte ich manchmal gerne, damit niemand abgehängt wird.

Blogparade: Reflektierende Praktiker

Hach! Eine Blogparade, wie lange habe ich das schon nicht mehr mitgemacht! Zuletzt wahrscheinlich, als mein Ursprungs-Blog noch bei 20six gehostet war. Herr Larbig lädt zu dieser Parade mit dem Tiel „Reflektierende Praktiker (Lehrende und Co.)“ ein und fordert auf:

Schreibe einen Blogartikel zu der Frage, wie für dich als reflektierender Praktiker im Beruf die Reflexionsroutine aussieht. Schreibe zu dieser Frage als Lehrende oder Lehrender – egal ob Lehrer, Professorin, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Mitarbeiterin an einer päd. Hochschule, als Fortbildner etc. – Oder als reflektierender Praktiker aus einer anderen Branche.

Im Gegensatz zu vielen Bloggern schreibe ich fast immer spontan und nicht notizengestützt oder vorstrukturiert, wie Herr Rau oder Herr Larbig und haue gleich mal in die Tasten.

Wie reflektiere ich denn nun meinen Unterricht? Jemand schrieb im Rahmen dieser Parade von „routinierter Reflexion“. Davon bin ich weit entfernt, zu sehr reflektiere ich zu unstet und aus dem Bauch heraus. Aber wie reflektiere ich denn nun und was gibt mir Anstoß zur Reflexion?

Rückmeldung durch Schüler
Evaluation per Sefu. Ich benutze seit meinem Referendariat einen doppelseitig bedruckten, sehr detaillierten Bogen, den ich in Oberstufenkursen einsetze. Allerdings nicht regelmäßig, sondern eher sporadisch. In Unterstufenklassen verwende ich eine abgespeckte Variante aus einem ansonsten recht nutzlosen Methodenband von Wolfgang Mattes (empfehle aber seinen Band „Routiniert planen – effizient unterrichten“). Diese Rückmeldungen dienen mir dann als Anstoß für die Reflexion meines Unterrichts in der betreffenden Lerngruppe.

Rückmeldung durch Referendare
Ich habe fast immer Referendare in irgendeiner Lerngruppe. Referendare sind meiner Erfahrung nach kritische Beobachter, die mir auf zweierlei Art und Weise helfen, meinen Unterricht zu reflektieren: Zum Ersten, indem sie in meinem Unterricht hospitieren und wir hinterher natürlich auch meinen Unterricht reflektieren. Oft merke ich sogar schon während einer Unterrichtsstunde, dass ich meine Planung stärker hinterfrage, wenn Referendare mit dabei sind, weil man ja auch über seine eigene Außenwirkung nachdenkt.

Zum Zweiten hilft es ungemein, wenn man selber hinten drin sitzt und die Referendare beobachten kann. Man überlegt automatisch, wie man selber in bestimmten Situationen vorgegangen wäre und man hat mehr Zeit direkt über Fehler in der Stundenplanung nachzudenken und kann sich Gutes abschauen.

Sporadische Reflexion
Eine geregelte Reflexionsphase habe ich nicht, ehrlich gesagt sind die Tage oft schon ausgefüllt mit teilweise bis zu neun Stunden Unterricht am Stück inklusive nachmittäglicher Unterrichtsvorbereitung und den kleinen Extras wie Korrekturen, Konferenzen etc. Da bin ich froh, wenn ich irgendwann abschalten kann. Während der Fahrt von oder zur Schule finden sich jedoch Gelgenheiten, am hilfreichsten jedoch sind die Reflexionen oft schon während der Stunden, wenn ich während einer Arbeitsphase gleich über Notizen in meinem Stundenentwurf festhalten kann, was gut oder was schlecht funktioniert hat.

Das Web2.0 als Anstoß für Reflexion
Zu guter Letzt reflektiere ich manchmal hier, in diesem Blog. In immer größeren Abständen, aber immerhin. Auch fremde Blogbeiträge, wie der aktuelle von Herrn Larbig, oder zahlreiche Tweets stoßen immer wieder Reflexionsprozesse in mir an und wenn ich recht überlege, dürfte das Web2.0, abseits des Unterrichts, die größte Quelle an Erfahrungen sein, die Reflexion erzeugen. Zuletzt gestern z.B. der Beitrag von Christian Spannagel bzw. die Diskussion in den Kommentaren.

 

Frau Ella wird Lehrerin

… wie man am Pingback in der Seitenleiste sehen kann. Wer also gespannt  das Blog einer frischgebackenen Referendarin verfolgen möchte, sollte schnell den RSS-Feed abonnieren. 😉

Aufregung um den Schultrojaner

Das Gespenst eines „Schultrojaners“ geistert durch die Netzwelt und provoziert große Aufregung unter den Lehrerbloggern, -twitterern und -undsoweiteren. Verständlich, ist doch „0zaptis“ noch in aller Munde – das Misstrauen des Staates gegen seine Bürger scheint maß- und grenzenlos. Da der Dachverband der Schulbuchverlage an dieser Idee maßgeblich beteiligt ist, um seine Interessen exektuiv durchgesetzt zu wissen, entlädt sich ein nicht unbeträchtlicher Teil der Aufregung an den Verlagen. Die Kritik ist mannigfaltig, ich gehe gar nicht erst weiter darauf ein, sondern verweise lediglich auf Blogs, in denen schon fleißig und produktiv dazu debattiert wird.

Um die Empörung verständlich zu machen sei zunächst der offene Brief Herrn Larbigs an die Schulbuchverlage  erwähnt. Dort listet Herr Larbig systematisch seine Kritikpunkte am Gebaren der Verlage auf, die meiner Einschätzung nach von vielen Lehrern und Nicht-Lehrern geteilt werden. Da diese Empörung immer auch als Motor zur Veränderung/Verbesserung dienen kann, wurde schnell der Ruf nach neuen Materialsammlungen laut:

Martin Kurz verweist auf die Notwendigkeit freier Inhalte im Bildungswesen und entwickelt Ideen und Kriterien für solche Bildungsinhalte. Das ist in meinen Augen sehr wichtig – bei so verdienstvollen Plattformen wie bpsw. 4teachers ist die Qualität des Materials doch sehr wechselhaft. Maik Riecken versucht, etwas Sachlichkeit in die aufgeregte Debatte zu bringen, verweist auf die durchaus sinnvolle Funktion der Verlage, die daran anschließende Debatte beschäftigt sich auch mit der Möglichkeit, Bildungsinhalte im Netz zu sammeln und zu verbreiten.

Ein Plädoyer für das Blog

Herr Larbig macht sich in einem langen Artikel Gedanken über den Stellenwert von Blogs in Zeiten von Twitter, Facebook und Google+. Was haben Blogs zu bieten, angesichts relativ geringer Nutzerzahlen, sprich: weniger Öffentlichkeit und der Konzentration von Debatten auf große Social Networks? Eine gute Frage, die ich mir in letzter Zeit auch immer wieder gestellt habe. Ist es heutzutage noch sinnvoll, ein Blog zu führen? Bitte nicht enttäuscht sein: Ich habe keine Antwort, nur meine Sichtweise.

Von Öffentlichkeit, Offenheit, Reichweite und Authentizität
„Öffentlichkeit“ wird in Diskussionen dieser Art meist mit „Reichweite“ verwechselt. Dieses Blog hier ist viel öffentlicher als mein Facebook-, Google- oder Twitterprofil. Und auch viel offener, denn dank des Archives, das teilweise bis in meine Studienzeit zurückreicht (leider ist durch Bloganbieterpleiten und Systemwechsel einiges verloren gegangen), kann man zumindest in Ansätzen Aspekte meine Persönlichkeit erahnen, politische Haltungen herauslesen, Entwicklungen nachvollziehen, Vorlieben und Abneigungen erkennen. Das wird wohl Facebook und Google selbst dank ihrer unglaublichen Vernetzung mit diversen anderen Diensten gelingen können, kaum aber den einzelnen Lesern bei Facebook oder Google. Und dass ich hier etwas von mir preisgebe, ist auch schon der ganze Sinn der Übung: Ich schreibe zeitweise ganz gerne und da ich kaum zum großen Romancier tauge, schreibe ich hier eben vor kleinem Kreis über einen bestimmten Aspekt meines Lebens. Irgendwann hat meine Bloggerei schließlich damit begonnen, dass ich auf der Suche nach einer Tagebuchsoftware war und bei 20Six gelandet bin und erst später meine Lehramtsinhalte hierhin ausgegliedert habe. Anderen Bloggern wird es ähnlich gegangen sein, zumindest gefühlt habe ich den Eindruck, jemandem in dem, was er schreibt, mehr vertrauen zu können, wenn ich ihn per Blog kenne und nicht nur per Twitter oder Google+. Blogger wirken auf mich authentischer.

Der kleine Kreis
Die Reichweite meines Blogs ist verglichen mit Twitter oder Google+ lächerlich gering. Jedoch sind die Leute, die ich hier erreichen kann, genau die Richtigen. Auch die Suchmaschinen scheinen mir immer präziser die Menschen hier hinzuschicken, die mit meinen Beiträgen wirklich etwas anfangen können. Herrn Larbigs langen Artikel hätte ich auf Google+ wegen seiner Länge in der großen Masse vermutlich einfach überscrollt, so wie ich es heute schon mit einem halben Dutzend mehr oder weniger sinnvoller und sinnloser längerer Beiträge dort gemacht habe. Aber wenn jemand einen Beitrag in seinem Blog postet, dann scheint ihm der Inhalt so wichtig zu sein, dass er ihn nicht im flüchtigen Meer eines Social Networks verschütten möchte.

Dabei ist der „kleine Kreis“ die sichere Bank, eine Gruppe Gleichgesinnter, die, einmal auf den Lehrerberuf bezogen, nicht nur fachlich, sondern auch persönlich etwas mit dem Geschriebenen anfangen kann. Während man bei den Social Networks mit zunehmendem Wachstum zusehen muss, Aufmerksamkeit im doch mehr oder weniger anonymen Tohuwabohu zu erheischen, habe ich hier viel mehr den Eindruck, meine Leser zu kennen, sie einschätzen zu können und bei Debatten entsprechend reagieren zu können. Blogs bieten hier gerade aufgrund ihrer geringen Reichweite vielleicht sogar eine Art „familiären“ Schutzraum, der es eben auch leichter macht, zu diskutieren, strittige Themen anzuschneiden und dem anderen zuzuhören.

Und darum sind und bleiben für mich Blogs die wahren Perlen des Internets, weil ihre Nutzer sich durch ihre in Artikeln gebundene Persönlichkeit (und nicht durch Klarnamen, Profession oder Geburtsurkunde) „authentifizieren“, weil sie Überlegtheit und Ruhe in Produktion und Rezeption zulassen, dabei weniger flüchtig sind,  und weil der Leserkreis, obwohl immer dynamisch, so doch immer irgendwie überschaubar bleibt oder wenigstens scheint.

Im Ergebnis lese ich trotz der Einführung von Google+ seit einigen Wochen wieder viel mehr in „meinen“ Blogs und nehme die flüchtigen Netzwerke eher flüchtig wahr. Und wenn in zehn Jahren die Menschen ihre Twitter-Accounts gelöscht oder Facebook den Rücken gekehrt haben sollten, weil die Karawane ja immer weiter zieht, und Google von Baidu aufgekauft wurde, dann werde ich in diesem Blog immer noch für meine fünf Leser Artikel tippen. Ohne große Reichweite, aber mit großer Freude.

Verlag20 – Andere arbeiten lassen…

… alleine kassieren. Vermutlich jeder Lehrer-Blogger dürfte diese E-Mail bekommen haben, die im Disclaimer halbgrau auf weiß mit einer „Geheimhaltungspflicht“ droht, und mit deren Inhalt Maik Riecken sich in seinem aktuellen Blogbeitrag auseinandersetzt. Besonders spannend ist Maiks Beitrag, weil er sich nicht nur die Mail, sondern auch die AGB des Verlag20 angeschaut hat, der Initiator dieser Mail ist und darum wirbt, dass man sich „in unserer Lehrer-Community Verlag20“ engagiere und vernetze. Dabei kommt wenig Schönes zutage, letztlich soll der depperte Lehrer, der stundenlange Arbeit in sein Material gesteckt hat, dieses quasi für lau an den Verlag abtreten:

(5) Sämtliche Rechte an dem Portal (insbesondere Marken- und Urheberrechte) liegen bei dem Verlag. Das Mitglied ist verpflichtet, dies zu berücksichtigen und verpflichtet sich, keinerlei Inhalte gleich welcher Art über die dem Mitglied im Rahmen der Nutzung des Portals eingeräumten Möglichkeiten hinaus selbst – privat oder gewerblich – zu nutzen. (…)

(…)

(2) Das Mitglied räumt dem Verlag einfache, räumlich, zeitlich und inhaltlich unbeschränkte Nutzungsrechte an den Werken ein. Die Rechtseinräumung erstreckt sich auf die Verwertung der Nutzungsrechte sowohl im eigenen Verlag als auch durch entgeltliche oder unentgeltliche (auch teilweise) Vergabe von Rechten an Dritte sowie auf alle Ausgaben und Auflagen und in allen Sprachen, insbesondere auf die folgenden Rechte: (…)

(Quelle: AGB des Verlag20, Stand 11.4.2010)

Ich werde den Teufel tun und meine Arbeit an solche Verlage verschenken. Dann lieber im kleinen Face-to-Face-Netzwerk bleiben, ergänzt um Bekanntschaften per Twitter, Facebook oder die Blogosphäre. Danke an Maik für den Hinweis!

Helden und Payback

Die Osterferien beginnen und es schüttet aus Kübeln. „Der Held und sein Wetter“ – so lautet der Titel eines Bandes F.C. Delius zu dem wohl bekanntesten literarischen Gestaltungsmittel, und der Held dieses Blogs kann sich glücklich schätzen, dass er dem Regen, der da an die Scheiben prasselt, keine motivische Bedeutung beimessen muss, sonst wären Depressionen vorprogrammiert. Man ist doch ein Held, wenn man ein Blog betreibt, oder? Zumindest im literarischen Sinn, außer Herr Rau, den darf man wegen seines Outfits ruhig auch als Superhelden bezeichnen. 😉

Um ein Held zu sein, muss man aber nicht durch besondere Kräfte glänzen; gerade für frische Junglehrer reicht es oft, Autoren und Herausgeber brauchbarer Unterrichtshilfen zu kennen oder in Schulbüchern wiederzufinden, um neue Helden zu finden. Darum freute ich mich heute ein kleines bisschen, als ich die Werbung von Krapp&Gutknecht ihres Folienkleides entledigt hatte:

Bitte großklicken!

Bitte großklicken!

Jetzt bin ich ja schon versucht, zuzugreifen, nachdem ich schon des Öfteren auf Norberts Blogs sachlich hilfreiche und anregende Ideen, Hinweise und Überlegungen gefunden habe.

Rückzahlung
Die letzten Wochen waren anstrengend und die ein oder andere Superkraft hätte ich da schon gerne zum Einsatz gebracht. Seit gut einem Jahr bin ich jetzt „voll“ dabei und zahle mittlerweile fleißig zurück, was ich im Referendariat bei meinen Ausbildungslehrern an Kredit eingefordert habe: Zwei Unterrichtsbesuche wollten letzte Woche, mit allem, was dazu gehört, betreut werden und zwei Praktikanten bekamen die Gelegenheit, Einblicke in den Unterrichtsalltag eines Deutschlehrers zu gewinnen. Dabei ist es immer wieder spannend, zu beobachten, wie unterschiedlich die jeweiligen Personen auf die Schüler reagieren und  umgekehrt. Eine noch sehr junge Praktikantin hatte schon einen sehr strammen Tonfall und eine (etwas zu) zielstrebige Stundenführung. Beruhigend war, dass die Referendarin alles hervorragend gemacht hat und die Nachsprechung, bei der ich auch anwesend sein sollte, sehr angenehm verlaufen ist, obwohl da im Vorfeld böse Gerüchte kursieren – aber das hatten wir ja schon öfter.

Als Ausbildungslehrer steckt man ja dann doch immer voll drin, immerhin gibt man hier und dort Hinweise und Tipps, überdenkt die Unterrichtsentwürfe und schwebt dabei immer scharf zwischen Hinweisen und Vorsagen, zwischen ins Messer laufen lassen und Raum für eigene Erfahrungen lassen. Das ist nicht immer leicht, denn ist es nicht auch meine Schuld, wenn die Referendarin einen schweren Patzer im Entwurf hat? Aber ist es noch ihr Entwurf, wenn ich ihr dazu den entscheidenden Hinweis gebe? Man balanciert als Ausbildungslehrer ganz schön zwischen Himmel und Hölle. Umso schöner ist es, wenn alles gut geklappt hat!

Die Ferien starten heldenhaft: Als Red-Pencil-Man werde ich jetzt den Horden blauer Klassenarbeitsstapeln zu Leibe rücken!

Fachdidaktik Einecke

Sagt mal, kann es sein, dass ich noch nicht ein einziges Mal, seit dieses Blog existiert, auf Fachdidaktik Einecke verwiesen habe? Was für ein sträflicher Fehler! Und er sei hiermit abgegolten. Was soll ich groß sagen, die Seite ist schlichtweg nützlich, ein endloser Steinbruch fachdidaktischer Ideen, Ansätze und Beispiele für das Fach Deutsch.