Voll, voller, Domplatte am Samstag! Was für ein Gedränge, was für Menschenmassen. Da kommt man sich als Bielefelder „Großstädter“ ganz klein mit Hut vor. Bevölkere nun unzählige Selfies fremder Menschen, habe einem Pärchen zum Küssen verholfen und war währenddessen auf der Flucht vor unzähligen Jungesellinnenabschieden, denn 30% der auf der Domplatte befindlichen Frauen schien mit Vierzigprozentigem angefüllt. Aber alles harmlos, was ein Glück, dass die Hogesa-Spinner erst Sonntag kommen!
Doch eigentlich war ich nicht in Köln, um mir die Menschen auf der Domplatte anzuschauen, sondern um mich über digitale Medien zu informieren, denn man hatte zum „Digital Education Day 2015“ gerufen, und da Köln in Schlagweite liegt, war ein Besuch mehr als angebracht… und lohnend!
Das liegt zum einen am offenen Format des Barcamps, das ja auch „Unkonferenz“ genannt wird, wobei man ihm mit der Vorsilbe „Un“ aber Unrecht tut. Neben schon gesetzten Veranstaltungen kann jeder Teilgeber spontan seine eigene Session anbieten und sich so auch aktiv mit eigenen Themen einbringen. Auf diese Weise kommen schnell bis zu 40 Sessions zusammen und jeder Besucher kann sich seinen eigenen Sessionplan zusammenstellen. Ich entschied mich für die Schwerpunkte BYOD, iPads im Unterricht, Elternarbeit und digitale Medien sowie Inklusion und iPads.
BYOD oder Office365
Das Thema BYOD begann mit einer schönen Übersicht der technischen Infrastruktur des Erich-Gutenberg-Berufskollegs in Köln, mutierte dann aber schnell zu einer überwiegenden Werbeveranstaltung für Microsofts Office365 (und einem beeindruckenden Touch-Tisch), welches unbestreitbar seine Vorzüge hat. Angeblich gebe es keine Probleme mit dem Datenschutz wegen der Serverstandorte in Irland und Holland, jedoch verzichte man vollständig darauf, personenbezogene Daten mit Office365 zu verarbeiten.
Microsoft scheint alles daran zu setzen, dass potenzielle Kunden sich frühestmöglich an seine Office-Suite gewöhnen, denn das Angebot für Schulen ist gewaltig: Von kostenlosen Office-Lizenzen für über 2500 Schüler und die Lehrer, dem Vorhalten von Backups bis hin zu kostenlosen Fortbildungen gibt Microsoft so einiges, damit wir Schulen möglichst unsere Schüler auf seine Office-Suite konditionieren.
Am Berufskolleg setzt man mittlerweile vollständig auf BYOD, die Schüler dürfen über die Geräte frei entscheiden, der Großteil der Schüler bringt jedoch sein Notebook mit. Schön war es hier, mal Einblick in die Medieninfrastruktur und die Probleme anderer Schulen bei der Medienentwicklung zu bekommen und zu sehen, dass nicht immer, nein, nie! alles glatt läuft.
iPads im Unterricht
Die Session zu iPads im Unterricht verließ ich nach der Hälfte der Zeit, weil ich die Möglichkeiten meines iPads und diverse mögliche Präsentations-Apps schon kannte. Wer sich damit noch nicht beschäftigt hatte, konnte hier wertvolle Tipps zum Umgang und Einsatz mit den Geräten im Unterricht bekommen.
Elternarbeit – Bleiben Sie dran
In einer sehr kleinen Session intensiven Austausch mit Matthias Felling von der AG Kinder- und Jugendschutz (AJS NRW) gehabt. Mitgenommen habe ich neue Links, z. B. zu www.schauhin.info und www.elternundmedien.de, wo man auch Referenten finden kann, die für Informationsabende zur Verfügung stehen. Klicksafe.de kannte ich schon, das ist ja schon lange etabliert. Schöne und eigentlich naheliegende Ideen brachte Felling ein: Zum Beispiel, dass man den SuS doch vorschlagen könne, bei WhatsApp Gruppen, die Organisatorisches zum Inhalt haben (z.B. Hausaufgaben), von privaten Tratsch-Gruppen zu trennen. Analog zu den Gesprächsregeln im Klassenraum müsse man auch Umgangsformen im Netz mit den SuS entwickeln.
Eltern mal nach ihren Medienerfahrungen zu befragen, das werde ich beizeiten auch mal machen. Diese geraten dann schnell ins Schwärmen, erzählen vom Sandmännchen und den schönen Samstagabenden mit „Wetten dass…?†und langen Radiositzungen. Dagegen sähen Eltern die heutigen Medien mit ganz anderen Augen – das bietet schöne Gesprächsanlässe. Fazit: Viele Anregungen!
Inklusion und iPads
Gut gefiel mir auch die Session zu „Inklusion und iPads“, denn so hatte ich mein iPad noch nicht kennengelernt. Es ist wirklich beeindruckend, was man aus den Bedienungshilfen für körperversehrte Menschen alles herausholen kann. Ein nahezu blinder, anwesender Kollege erzählte begeistert, dass die Entdeckung der Tablets für ihn bahnbrechend gewesen sei. Seine 2% Sehkraft könne er nun mithilfe der neuen technischen Möglichkeiten kompensieren und auch selbst wieder kreativ arbeiten. Dass man auch Hörgeräte und Joysticks für Menschen, die nicht touchen können, mit den Pads koppeln kann, war mir ebenfalls neu. Zudem stellte die Referentin einige Apps vor, die sowohl im DaZ-Bereich als auch im klassischen Inklusionsbereich eingesetzt werden können. Auch der Hinweis, dass Krankenkassen bisweilen die Kosten für die Tablets übernehmen, kann mal nützlich sein.
Ein Wermutstropfen
Einen Wermutstropfen muss ich aber auch vertröpfeln. Zu oft standen in den Sessions die technischen Möglichkeiten der Geräte oder mancher Apps im Vordergrund, wenig Worte wurde über konkrete Unterrichtssituationen, technische Probleme oder best practice verloren. Für schon medienaffine Lehrer, die gerne ihre Geräte ausprobieren, springt bei solchen Sessions nicht viel heraus, wir müssen vielleicht demnächst mehr in die Breite gehen, die Mediennutzung einzelne Fächer thematisieren oder einfach mal zeigen, was man so im Unterricht mit den Geräten gemacht hat.
Auch pädagogische Probleme wurden eher am Rande behandelt, dabei macht das doch den Kern unseres „Geschäftes“ und unseres Alltages aus. Sehr schade darum, dass die Session zum Thema Elternarbeit von nur drei Personen bestritten wurde, wo doch gerade die „digital education“ abseits von iPads und Office für Vermittlungsbedarf zwischen Schulen und Elternhäusern sorgt und ich das immer wieder als brennendes Thema wahrnehme.
Vielleicht demnächst, beim DED16 als Teilgeber?
Gefällt mir:
Gefällt mir Wird geladen …