Geben Sie mir bitte Ihre Telefonnummer!

Zum ersten Mal indirekt mit den Härten des Referendarsdaseins konfrontiert worden. Eine Referendarin berichtete aufgelöst von Diskussionen um eine mündliche Note. Sie gibt eine Vier wegen null(!) mündlicher Mitarbeit, SoS will eine Zwei. Und nur die.

„Geben Sie mir doch bitte Ihre Nummer, meine Eltern sind auch Lehrer.“

Jetzt weiß ich, warum unser Hauptseminarleiter uns den Tipp gegeben hat, Eltern möglichst früh Bescheid zu geben und für alles eine schriftliche Bestätigung der Eltern einzufordern. Hoffentlich denke ich daran, denn als Referendar hat man bei der Masse der Dinge, die zu bedenken sind, nicht immer alles im Blick.

Zwei auf einen Streich

Und schon wieder habe ich letzte Woche eine unruhige Nacht verbracht. Nur fünf Stunden Schlaf und diese auch nur mit Unterbrechungen. Grund? Zwei Unterrichtsbesuche am selben Tag, die über Pfingsten vorbereitet und mittwochs gehalten werden mussten. Für die Nichtlehrer vielleicht zunächst eine kleine Erklärung, was Unterrichtsbesuche sind…

Unterrichtsbesuche
In jedem Fach hat man als Referendar fünf Unterrichtsbesuche zu absolvieren, zu denen die Fachleiter, AKOs, Schulleiter und Hauptseminarleiter bzw. Mitreferendare eingeladen werden. Diese beobachten dann den Unterricht, für den umfangreiche Papiere erstellt werden müssen, in welchen der Referendar didaktische und methodische Entscheidungen darlegt und eine Skizze des geplanten Unterrichts bereithält. Jeder Unterrichtsbesuch fließt mehr oder weniger in die Endnote ein, da sowohl Schulleitung als auch die Vorgesetzten vom Seminar sich hier ihr Urteil bilden.

Eine stressige Situation also, unter Umständen mit Folgen. Wenn man sich hier blamiert, hat man nicht mehr viele Chancen, einen negativen Eindruck auszubügeln, da außer den Fachleitern nicht immer alle anwesend sein müssen. Stressig zudem, da ich zwei Oberstufenkurse hatte, bei denen man im Unterricht unter Umständen schon ordentlich ins Rotieren kommen kann.

Rotation
Rotieren muss man allerdings schon viel, viel früher. Man muss Material sichten (man will ja keinen Unterricht von der Stange anbieten), Unterrichtsskizzen erstellen, Aufgabenstellungen formulieren (bitte schön sinnvoll), Lernziele verschiedener Ebenen dem Stoff entreißen (bitte schön in mehreren Anforderungsbereichen) und die möglichen Ergebnisse der Schüler sowie ansprechende Tafelbilder vordenken. Das ist aufwändig, war aber dank der Pfingstferien ein zu bewältigendes Problem.

Trotzdem wurde die Zeit knapp, die Anspannung wuchs, nachts keimten erste Zweifel ob der Tragfähigkeit der Konzepte, jede vorherige Idee schien plötzlich sinnlos, dumm und inhaltsleer. Zudem drückte eine normale Stunde, die unmittelbar vor dem ersten Besuch gehalten werden musste und deren Planung im Rahmen der Unterrichtsbesuche zu kurz gekommen war. Sprich: Mich erwartete ein totales Desaster.

Vor allem müde
Dachte ich. Kam aber ganz anders, auch wenn der Besuch in Deutsch nicht super gelaufen ist, aber letztlich kamen von allen Seite positive Rückmeldungen. Richtig gut lief es dann trotz der zunehmenden Müdigkeit in Geschichte, wo ich alle Ziele erreichen konnte und am Ende eine schöne, wenn auch knappe Transferphase hinbekam, in der die Schüler wundersame Dinge von sich gaben (wo sie die her hatten!?) und wir sogar Rückbezüge auf eine vorige Unterrichtsreihe hinbekamen. Gerade für die Geschichtsnachbesprechung hatte ich viel Kritik erwartet, die aber ausblieb und vielmehr in Bestätigung und konstruktiven Ratschlägen Niederschlag fand. (Ich benutze immer noch zu oft den Koknjunktiv… ähem… „Würden Sie bitte…“, „Könnten Sie mal…“, etc.).

So blieb nach einer schlaflosen Nacht und zwei anstrengenden Unterrichtsbesuchen ein müder aber zufriedener Hokey, der überzeugt ist, dass er diesen ganzen Referendariatskram gut in den Griff bekommen wird.

Status Quo

Ich kann wieder richtig gut schlafen. Das vorab. Denn ich muss zugeben: Die erste Zeit als unterrichtender Referendar war fast so schlaflos wie die Examensphase, in der ich kaum eine Nacht durchgeschlafen habe und jeden Morgen spürte, dass meine Zähne nachts Armdrücken gespielt hatten.

Es lag nicht an den Schülern und auch nicht daran, vor einer Gruppe Menschen zu stehen und sich zu präsentieren. Das kann ich recht souverän. Vielmehr ist es wieder diese Art Prüfungssituation, dieses Beobachtetwerden, dieses sich auf keinen Fall Fehler erlauben dürfen auf allen Ebenen: Sei es inhaltlich, methodisch oder auf kommunikativer Ebene – irgendwo kann immer etwas schiefgehen oder man hätte Dinge anders machen können. Implizit denkt man sich immer auch in die Position der beisitzenden Lehrer und fragt sich, welches Bild die wohl von einem haben. So langsam verstehe ich, warum Lehrer ungerne jemanden hinten drin sitzen haben.

Mittlerweile allerdings hat sich die Nervosität gelegt und ich plane um einiges entspannter den Unterricht. Der Rückgriff auf Operatoren und Lernzielebenen hilft mir dabei ungemein, nicht wahllos ins Blaue hineinzuplanen und sinnvolle Aufgabenstellungen zu formulieren. Einen kleinen Streßschub hat allerdings die Übernahme eines Deutsch-LKs mit sich gebracht, denn den muss man so ganz anders planen als die restlichen Lerngruppen. Fünf Stunden, davon vier als Doppelstunden, müssen schon aufwändiger vorbereitet werden als eine sechste Klasse mit vielen Einzelstunden.

Spaß macht es und der Lerneffekt meinerseits ist groß. Ich würde keine meiner fortgeschritteneren Unterrichtsreihen wieder so gestalten wie jetzt. 😉 Ein großes Problem ist jedoch die Zeit. Fast jede Woche fällt Unterricht aus durch (bewegliche) Feiertage. Die schaffen zwar Luft zum Durchatmen, aber gleichzeitig steigern sie den Druck, den Stoff „durchzukriegen“, gerade in diesem Halbjahr, das so verflixt kurz ist.

Bald werden uns die Lerngruppen bekannt gegeben, die wir nach den Sommerferien im bedarfsdeckenden Unterricht übernehmen dürfen. Ich bin sehr gespannt, wo ich da hinkommen werde – und auf die Klassenarbeit „meiner“ Sechser!

Von wegen Zeitmanagement…

Es ist in meinem Geschi-GK wie verhext: Da plant man seine Stunden wunderschön vor, versieht jeden Abschnitt mit einer vermeintlich realistischen Zeitvorgabe und – nix is! Trotz Doppelstunde wieder Überhang und damit wenig Möglichkeit für Reflexion. Nach mehreren Stunden läppert sich das dann und man muss entweder Stoff kürzen (wo die Zeit für Unterrichtseinheiten sowieso schon knapp bemessen ist) oder „stopfen“, was dem Lernerfolg nicht eben zuträglich ist.

„Tja, da muss ich wohl mein Zeitmanagement verbessern…“, so meine Erkenntnis, aber der Fachlehrer war da ganz anderer Meinung. Nicht das Zeitmanagement, denn das sei völlig in Ordnung, sondern eine unklare Aufgabenstellung sei das Problem gewesen! Die Tücke an ungenauen Aufgabenstellungen ist, dass die Schüler zwar sofort mit der Arbeit beginnen, aber nicht zielführend arbeiten, sondern nur irgendetwas grob in die entsprechende Richtung machen. Dadurch kommt es bei der Auswertung zu ungenauen Ergebnissen, die ihrerseits wiederum aufgearbeitet werden müssen, was Zeit kostet.

Ich werde mir jetzt zu Hause immer die Aufgabenstellung vorformulieren und aufschreiben. Dann braucht man in hektischen Momenten nur auf den Zettel gucken und kann jederzeit scharf und prägnant die Aufgaben formulieren.

„12 Stunden…

…Unterricht wären entspanntes Arbeiten“, würden wahrscheinlich die meisten Lehrer sagen. Der Referendar schluckt und schweigt. Denn ihm ist ein Wochenende verloren gegangen, das er jetzt aufarbeiten muss und zwölf Stunden sind für ihn schon eine Menge Holz, die erst mal weggehackt werden will. Deshalb läuft das Blog auf Sparflamme, gleichwohl sich die Themen sammeln (und einige schon wieder irgendwo unter den Schreibtisch gefallen sind, wo sie erst wiedergefunden werden müssen).

Ich habe mittlerweile auch meine drei Sorten Folie zusammen. Geschmolzen ist bislang noch nichts und ich habe es sogar geschafft, den OHP korrekt auf- und abzubauen, sowie ihn ordentlich in seinem Köfferchen zu verstauen. Meine schlimmste Befürchtung seit meiner Wahl eines Lehramtsstudiums war ja, dass ich mit Eintritt in das Referendariat die Fähigkeit, mit Videorecordern und OHPs umzugehen, plötzlich verlieren würde. Zumindest entsprach das meiner Lebenserfahrung als Schüler. Bis jetzt komme ich ganz gut mit dem technischen Gezeugs zurecht, obwohl kein OHP ist wie der andere, was hier auch mal gesagt werden muss.

Jetzt aber genug zurückgemeldet, denn morgen muss ich vier meiner zwölf abarbeiten…

Etwas vertreten

Heute überraschend meine erste Vertretungsstunde gehalten, quasi als vorgezogene Premiere an meiner Schule, weil ein Kollege akut zum Arzt musste. Also ohne Vorbereitung spontan mit dem Buch in der Hand etwas zur Paulskirche runtergegeiert, die mir – offen gestanden – nicht das liebste Thema ist. Das ist irgendwie zäääääh… die spannenden Sachen liegen alle entweder davor oder danach. 😉

Ging aber, habe viel zu viel Zeit beim Thema „Frauenwahlrecht“ verplempert, dafür die Frage nach den deutschen Grenzen nicht mehr geschafft. Ehrlich gesagt fehlt mir auch noch etwas der Überblick, was Schüler einer bestimmten Alterstufe pro Stunde an Stoff vertragen. Das geforderte Schema mit Stundeneinstieg, Problemaufwurf, etc. habe ich wohl nicht eingehalten, was aber auch kein Wunder ist. Die Schüler waren sehr brav und haben sich auch rege beteiligt, obwohl sich das ja notenmäßig bei mir gar nicht lohnt. Hoffe, dass ich mir wenigstens eine Handvoll Namen merken kann.

Regulär geht es erst nach den Osterferien los. Ein Geschichts-GK steht schon fest, ein Deutsch-LK auch. Ist stark oberstufenlastig, aber es soll später schwer werden, in Leistungskurse hineinzukommen, weshalb ich für meinen zwölfstündigen Ausbildungsunterricht lieber versuche, mir die LKs anzugucken. Leider liegen viele Stunden an meinem Seminartag, sodass mir alleine dadurch viele Kurse und Klassen durch die Lappen gehen.

Habe den Eindruck, dass man als Referendar für eine gewisse Zeit einen „Newcomer“-Bonus bei den Schülern genießt. Die hören immer alle sehr gespannt zu, wenn ich rede. Vermutlich bleibt das aber (leider) nicht ewig so.

Vorauseilende Unterstützung

Gestern im Seminar kamen zum ersten Mal Disziplinprobleme zur Sprache, angeregt durch eine Referendarin, die solche massiv erlebt hatte.

Dabei ist mir noch einmal eingefallen, dass sich an meiner Schule einige Lehrer schon demonstrativ hinter uns gestellt haben, gleichwohl wir nur hospitiert haben. „Das sind voll ausgebildete Fachkräfte und wenn ihr glaubt…, dann…!“

Natürlich hörte sich das um einiges charmanter an, als es sich hier liest, aber die Aussage war dennoch deutlich. Fand ich gut – denn so fühlt man sich nicht „zwischen den Fronten“ alleine gelassen.

Denn so richtig als Lehrer wird man von den Schülern noch nicht wahrgenommen, wie sich mir aus Beobachtungen erschließt. So meinte ein Mittelstufenschüler bei meiner kurzen Vorstellung in der Klasse, ich solle doch weiterreden, die Unterrichtszeit müsse ja rumgehen. Dass ich jetzt auf der Seite der Leute stehe, die nie genug Zeit haben können, hat der junge Mensch noch nicht begriffen. Aber diese Erkenntnis kommt noch… 😉

Geschichte, Abi, Distanz und weiß der Himmel was noch…

Geschichte ist ein schwieriges Thema. Für die Kleinen ist es unendlich fern – und für die Großen ebenso, wie ich im Hauptseminar feststellen durfte. Für Nichtlehrer: Im Hauptseminar sitzen Referendare unterschiedlicher Fächerkombinationen und setzen sich dort mit eher allgemeinen Themen auseinander, wogegen Fachseminare nur von Referendaren des jeweiligen Fachs besucht werden.

Allgemeine Fachsprache
Im Hauptseminar ging es dann zuletzt um einen Stundenentwurf zum Thema „Moderner Antisemitismus“, der die Crux gleich schon im Titel trägt: das Wörtchen „modern“. Es dauerte seine Zeit, bis mir klar wurde, dass einige fachfremde Mitreferendare mit „modern“ ganz andere Dinge verbinden als gelernte Historiker und Literaturwissenschaftler.

Die Fachsprache der Geschichtswissenschaft ist leider nicht so scharf von der Alltagssprache getrennt wie bspw. die der Medizin, und das kann zu Missverständnissen führen. Vielen fällt es schwer, sich vorzustellen, dass man irgendetwas um 1870 als „modern“ bezeichnen kann. Eine weitere Herausforderung für den künftigen Geschichtslehrer. 😉

Abi
Des Weiteren war heute „Abi-Sturm“ oder „Abi-Gag“, wie auch immer man das hier nennt. Bis auf die laute Musik ist der aber vollkommen an mir vorbeigegangen, weil ich erst zur dritten Stunde kommen musste und das Meiste schon erledigt war. Laut war es aber. 😉 Einige Lehrer echauffierten sich über den Alkoholkonsum der Abiturienten. Nun ja, für einige geht es auch schon am nächsten Montag los mit den Klausuren – Zentralabi sei dank. Wer sich da im Abi-Shirt ’ne Erkältung holt oder den Samstag mit Kopfschmerzen verplempert, mag da im Nachteil sein. Andererseits: Wer bis jetzt nix gelernt hat…

Distanz
Einige Schüler versuchen, mich gegen ihre Lehrperson „auszuspielen“, bspw. in unverhohlener Abneigung gegen Lehrpersonen oder implizit in vorwurfsvollen Bemerkungen am Rande des Unterrichts, nach dem Motto „Das macht [Lehrperson] immer so“. Das führt zu total bekloppten Situationen, teilweise in der Schulöffentlichkeit, in denen ich tunlichst bemüht bin, die Distanz zu wahren und besagte Lehrperson (zu Recht!) zu verteidigen.

Da gibt es zweierlei Arten von Distanz: die, die ich in solchen Situationen dringend aufrecht erhalten muss, aber auch die, welche die Schüler zu ihren Lehrern aufgebaut haben, sodass sie oft glauben, einen sonderbaren Unterricht genießen zu müssen, von dem sie glauben, dass er ihnen nichts nützt.

Als Außenstehender kann ich nur sagen, dass der Unterricht fachlich hundertprozentig  war (je nach Thema weitaus fundierter als ich es hätte leisten könnten) und die Schüler, wenn sie sich nicht von Kleinigkeiten ablenken ließen, eine Menge mitnehmen könnten. Und vermutlich tun sie das auch und merken gar nicht, welch guten Unterricht sie da erleben dürfen, auch wenn unter Umständen wenig mediale oder sozialformbezogene Abwechslung vorhanden ist.

Aufnahme
Bisher bin ich von allen Lehrern sehr freundlich aufgenommen worden und es gibt keinen Grund zur Klage; doch nicht alle Referendare werden so freundlich empfangen wie wir. Einige berichten von Zettelchen in ihren Fächern, auf denen ihnen nahegelegt wird, sich doch andere Kollegen zur Hospitation zu suchen. Eine Referendarin wurde mit dem Hinweis, dass sie die Klasse unruhig mache, abgewiesen.

Das sorgt natürlich für Unmut, obwohl ich es ein Stück weit nachvollziehen kann, wenn die Kollegen an den entsprechenden Schulen sich nicht vor Fremdpublikum entblößen wollen. Ich kann mir schon vorstellen, dass es da an einigen Schulen handfester zugeht, immerhin durfte ich im Praktikum schon mal einen ersten Eindruck an einer Hauptschule gewinnen. Da muss man dann ganz schnell auch mit seiner eigenen Aggression kämpfen. (Und um mich aggressiv zu machen, braucht es schon etwas… ehrlich!)

Auch erste schockierte Desillusionierungen machen die Runde. Ich für meinen Teil aber warte ab und trinke Tee.

Autorität?

„Hoffentlich kommen Sie zu uns anstelle von [reguläre Lehrperson]!!!“ Man kommt sich vor wie ein fragwürdiger Messias, wenn Schüler einem solches entgegenposaunen. Besagte Lehrperson machte auf mich einen ganz patenten Eindruck. Positiv: Wir werden nicht als Freiwild betrachtet. 😉

Wie wir herausgefunden haben, ist unsere Mitlaufklasse eine besonders nette mit einem guten Klassenklima. Anderswo soll es rauer zugehen. Für manchen gilt es dennoch als Marschroute, sich lautstark durchzusetzen, wogegen ich mich lieber beobachtend zurückhalte. Schreien liegt mir nicht, und wenn, dann erst, wenn es bitter nötig sein sollte. Schreien macht Lehrer lächerlich, ist meine Erfahrung, zumindest, wenn inflationär geschrieen wird.

(Entfernter Absatz über eine wenig ansprechende Stunde.)

Und wenn man solche Stunden sieht, regt sich dann plötzlich doch Verständnis für Schüler, die sich über neue Referendare freuen.

Dies und das

In Gesprächen mit anderen Referendaren stelle ich fest, dass (noch) keiner sich traut, zum Arzt zu gehen, wegen möglicher Folgekosten. Ich bin zum Glück ohne körperliche Beschwerden, habe aber meinerseits auch keine Vorstellung, worauf man achten muss bei diesem ganzen Beihilfe- und Versicherunggedöns. Das ist der Vorteil der Schriftsprache: sie kodifiziert und balsamiert, aber gleichzeitig entstehen auch undurchdringliche Dschungel, durch welche nur noch Fachleute ihren Weg finden. Ist ja ganz nett, wenn man alles irgendwo nachlesen kann, hilft aber wenig, wenn es unverständlich strukturiert und formuliert ist.

Heute sind wir wieder mitgelaufen. So langsam kommt man mit den Kollegen ins Gespräch, manche hat man aber auch noch gar nicht gesehen, was verwundert. Viele sind herzlich, manche recht gleichgültig, einige ignorieren.

Die Klassenräume sind auch in den Mittelstufen für schulische Maßstäbe außerordentlich gepflegt, alle hübsch gestrichen und bieten immer einen schönen Blick über Bielefeld oder in den Klostergarten. Keine Hoteljungs oder kahlköpfige Britneys kleben an den Wänden, was in meinen Augen eine angenehmere Lernatmosphäre schafft. Die Fenster lassen sich weit öffnen, heute herrschte überall frische, gute Luft.

Eine Stunde lief heute von ruppig-beängstgend bis herzlich-heiter. Verwirrend. Eine andere schien schon von Beginn an aus dem Ruder zu laufen, um in absolut konzentrierter Arbeitsatmosphäre zu enden. Verrückt.

Standardreaktion bei der Nachfrage, ob man hospitieren dürfe: „Gerne, aber erwarten Sie bloß nichts Besonderes.“ Mache ich nicht. Ehrenwort. Ich komme ganz demütig als Lehramts-Azubi, bin kein Kontrolleur vom Schulamt, will keinen Budenzauber sehen. Ein ganz normaler Unterricht reicht, eine freundliche Atmosphäre genügt mir. Immerhin muss ich mich ja bald auch einem Lehrer für längere Zeit anvertrauen, um dort Ausbildungsunterricht zu halten / zu nehmen, weshalb ich den Teufel tun und den didaktischen Oberlehrer spielen werde.

Nebenbei versuche ich, mich mit dem lo-net2 auseinanderzusetzen. Umständlich ist es schon, oder? Und ob es wirklich sinnvoll genutzt werden kann, bezweifele ich noch, aber vielleicht hat ja hier schon jemand mehr Erfahrung mit dem Dingen als ich?