Ich kann wieder richtig gut schlafen. Das vorab. Denn ich muss zugeben: Die erste Zeit als unterrichtender Referendar war fast so schlaflos wie die Examensphase, in der ich kaum eine Nacht durchgeschlafen habe und jeden Morgen spürte, dass meine Zähne nachts Armdrücken gespielt hatten.
Es lag nicht an den Schülern und auch nicht daran, vor einer Gruppe Menschen zu stehen und sich zu präsentieren. Das kann ich recht souverän. Vielmehr ist es wieder diese Art Prüfungssituation, dieses Beobachtetwerden, dieses sich auf keinen Fall Fehler erlauben dürfen auf allen Ebenen: Sei es inhaltlich, methodisch oder auf kommunikativer Ebene – irgendwo kann immer etwas schiefgehen oder man hätte Dinge anders machen können. Implizit denkt man sich immer auch in die Position der beisitzenden Lehrer und fragt sich, welches Bild die wohl von einem haben. So langsam verstehe ich, warum Lehrer ungerne jemanden hinten drin sitzen haben.
Mittlerweile allerdings hat sich die Nervosität gelegt und ich plane um einiges entspannter den Unterricht. Der Rückgriff auf Operatoren und Lernzielebenen hilft mir dabei ungemein, nicht wahllos ins Blaue hineinzuplanen und sinnvolle Aufgabenstellungen zu formulieren. Einen kleinen Streßschub hat allerdings die Übernahme eines Deutsch-LKs mit sich gebracht, denn den muss man so ganz anders planen als die restlichen Lerngruppen. Fünf Stunden, davon vier als Doppelstunden, müssen schon aufwändiger vorbereitet werden als eine sechste Klasse mit vielen Einzelstunden.
Spaß macht es und der Lerneffekt meinerseits ist groß. Ich würde keine meiner fortgeschritteneren Unterrichtsreihen wieder so gestalten wie jetzt. 😉 Ein großes Problem ist jedoch die Zeit. Fast jede Woche fällt Unterricht aus durch (bewegliche) Feiertage. Die schaffen zwar Luft zum Durchatmen, aber gleichzeitig steigern sie den Druck, den Stoff „durchzukriegen“, gerade in diesem Halbjahr, das so verflixt kurz ist.
Bald werden uns die Lerngruppen bekannt gegeben, die wir nach den Sommerferien im bedarfsdeckenden Unterricht übernehmen dürfen. Ich bin sehr gespannt, wo ich da hinkommen werde – und auf die Klassenarbeit „meiner“ Sechser!
Toll! Mit Erfolg die erste Etappe durchgestanden und Freude dran gehabt! Herzlichen Glückwunsch! Mehr kann man doch gar nicht verlangen. Aber für Entspannung der Kiefer muß trotzdem gesorgt werden. 😉
Daß man im Referendariat immer noch keine Fehler machen darf – oder die Atmo wenigstens so ist, daß man es selbst als souverän agierender Referendar so erleben muß -, das ist allerdings ganz schlimm. Wie wär’s, dem Prüfungspersonal mal den alten Reinhard-Kahl-Film „Lob des Fehlers“ vorzuführen? Da sieht man so eindrucksvoll, daß Fehler zum Lernen (und zum wissenschaftlichen Arbeiten, zum Forschen und kreativem Problemlösen)gehören wie das Amen zum Gebet. (Naja, die Analogie ist doof zumal für einen Atheisten. Vielleicht fällt dir ja eine bessere ein ;-))
Danke für Deinen aufmunternden Beitrag! 🙂
Vermutlich ist das alles nur halb so wild, aber ich mache mir da eben „’nen Kopf drum“, wie man so schön sagt. Man will ja besonders am Anfang nicht als Depp dastehen.
Als Christ gefällt mir Deine Analogie. 😉