Steine in Stonehenge

Die Archäologie wartet ja quasi wöchentlich mit neuen spannenden Ergebnissen auf: Auf einer der vermutlich besterforschten europäischen Kultstätten, Stonehenge, hat man nun die Standorte weiterer Steine herausgefunden. Die „Methode“ war ziemlich simpel, denn offensichtlich reichte einfach nur der Rasensprenger nicht bis ins letzte Eck. Anhand der dadurch entstandenen braunen Flecken konnte man jetzt ziemlich genau die Standorte nicht mehr vorhandener Steine erkennen.

Tjoa, und wo ich das so lese, fällt mir auf: Vielleicht sollten die Damen und Herren Archäologen auch mal bei mir im Garten schauen! Da scheinen auch einige dieser Steine gestanden zu haben…

Diagnose: Introvertiertheit

Introvertiertheit als Strafe, so kommt es mir oft vor, wenn man auf einschlägigen Nachrichtenseiten die Rubrik „Karriere“ beobachtet oder sich die Eigenschaften anschaut, die Personalchefs für geeignete Kandidaten des Arbeitsmarktes anlegen. Das gilt meiner Beobachtung nach auch für den Schulkontext. Nicht alle Eltern scheinen es zu mögen, wenn man ihr Kind als „still“ oder eben „eher introvertiert“ charakterisiert, lieber wäre einigen doch ein extrovertiertes, lautes Kind. Extrovertiertheit steht für Durchsetzungsvermögen, für Auf-den-Tisch-hauen, für Präsenz. Introvertiertheit wird gegenteilig bewertet: mit Attributen wie Langweiligkeit, Rücksichtnahme, Unscheinbarkeit.

Doch der heutige FAZ-Artikel mit dem Titel „Die Stillen haben viel zu sagen“ nimmt sich der Stärken der Introvertierten an (und ich spare mir hier das müßige Aufzählen). Vieles (und ich zähle mich schon lange zu den eher introvertierten Menschen) finde ich bei mir selber wieder: Ich schreibe lieber, als zu reden (q.e.d.), ich gehe oft behutsam vor und bin meist kompromissbereit. Ich meide großen Trubel, viele Menschen und habe nichts dagegen, auch mal mit mir selbst allein zu sein. Das beißt sich nicht mit meinem Beruf:  Referate, ob nun im Leistungskurs oder vor mehreren hundert Personen im Hörsaal, waren nie mein Problem; der tägliche Unterricht, Elternabende, Bandauftritte, Theaterspiel – all das bereitet mir keine Probleme. Aber eine Partyrunde bespaßen, im kleinen Kreis dick auftragen, Witze erzählen, Smalltalk führen – ich hasse solche Situationen. Das trifft der Artikel ganz gut, dass Introvertiertheit nicht gleichzusetzen ist mit Schüchternheit, aber lest lieber selbst. Bleibt nur noch eine Frage:

Was ist eigentlich mit den Schülern? Was machen wir mit Schülern, die eher still sind, lieber schreiben als sich durchzuquatschen, und die nur ungern lautstark vor anderen Schaum schlagen? Wo ist deren Platz in einer Schule, in der permanent präsentiert und geredet wird?

(Was mir am FAZ-Artikel gar nicht gefällt, ist der überflüssige Steinzeit-Vergleich, der heutzutage aber zu jeder guten Weltanschauung dazuzugehören scheint. Wäre auch mal ’nen Artikel wert.)

Licht aus! Im Dunkeln kann man besser denken…

Pssst. Bitte jetzt ganz leise sein. Und vor allem: Licht abschalten! Dann wird alles besser, denn die Wissenschaft hat festgestellt, dass Menschen im Dunkeln besser denken können.

Zumindest scheint das so, wenn man den Überschriften auf Zeit.de und bei Der Westen folgt. Bei der Zeit titelt man „Kreativität: Im Dunkeln ist gut denken“, bei Der Westen versucht man’s mit „Menschen denken laut Dortmunder TU-Studie im Dunkeln besser“. Vor allem Letzteres klingt so dermaßen volle Kanne wissenschaftlich, dass ich gleich zum Lichtschalter springen möchte.

Und ich habe schon die ersten Elternabende vor Augen… ob die Klassenräume an deutschen Schulen nicht generell zu hell wären… in Bayern lerne man jetzt auch schon ohne Sonnenlicht, warum man denn die Pisa-Ergebnisse der Bayern nicht zur Kenntnis nehmen wolle… man könne doch mit einfachen Mitteln Dunkelphasen im Unterricht einbauen…

Doch was hat man eigentlich festgestellt? Nachdem man 74 Menschen in Kleingruppen acht Aufgaben gestellt hat, wobei einige in hellen, andere in stockfinsteren Räumen saßen, stellte man fest, dass die Menschen in den dunklen Räumen „mit einer bis zu dreißig Prozent höheren Kreativität“ (Zeit.de) auftrumpfen konnten.

Aufgabe war beispielsweise, alles aufzuzählen, was man mit einer Zeitung anfangen kann. Ergebnis:

Auch in Bezug auf die Vielfalt der Ideen konnten die Teilnehmer aus der Dunkelkammer besser abschneiden. Bei der Frage „Was kann man mit einer Zeitung alles anstellen?“, kamen sie nicht nur darauf, sie zu lesen oder zu kaufen. Ungewöhnliche Antworten, wie verbrennen oder mit dem Papier die Badewanne zu verstopfen, wurden in den Raum gerufen. (Zeit.de)

Wow! Ich wüsste nur zu gerne, wie die wissenschaftlichen Fachkräfte an der TU Dortmund „Kreativität“ definieren. Und dass die höhere Anzahl an Antworten nicht unbedingt Ergebnis einer magisch erhöhten „Kreativität“ ist, sondern vielmehr dem Umstand geschuldet ist, dass man sich in anonymer Dunkelheit seiner peinlichen Auswürfe weniger schämt, deutet nur der Zeit-Artikel sachte an:

Menschen könnten die Reaktionen der anderen auf ihre Antworten nicht sehen und halten sich im weiteren Verlauf der Gesprächsrunde nicht zurück. (…) Außerdem sei man eher dazu bereit, gesellschaftlich unangepasste Antworten zu geben, wenn man dabei nicht gesehen wird. (Zeit.de)

So. Und was bleibt nun vom in beiden Titeln versprochenen „besser denken“? Nix. Preisfrage (bitte nur im Dunkeln beantworten): Was sollte man mit  Medien anfangen, die Studien so schlecht interpretieren? Verbrennen oder in die Badewanne stopfen?

Oder sie einfach bitten, blöde Werbeartikel für Marketinginstitute auch als solche zu kennzeichnen?

Tafelanschrieb

Aus dem vielen Lehrern bekannten LionsQuest-Ordner ein Einstieg zum Thema „Klassenregeln“, der offensichtlich nicht von Lehrern erstellt wird:

Schreiben Sie die Leitrfage des Themas an die Tafel: „In der Schule sollen sich alle, Schüler und Lehrer, wohl fühlen. Das geschieht nicht von allein. Was kann uns helfen, dass wir uns alle in der Klasse und im Unterricht wohl fühlen können?“

Und wenn ich das letzte Fragezeichen setze, ist die Stunde um… 😉

Atempause

Puh, und wieder eine Woche geschafft. Habe gerade eine kurze Klassenarbeits- /Klausurpause und kann ein wenig durchatmen, bis es nächste Woche wieder weitergeht. Es ist auch eigentlich nichts Besonderes passiert, über das ich hier bloggen könnte. Hmm… außer vielleicht, dass ich zum ersten Mal(!) Klassenarbeitstermine festgelegt habe, ohne genau zu wissen, wo ich zum besagten Termin exakt sein werde. Bisher habe ich immer erst recht kurzfristig die Termine festgelegt, um sicher zu sein, dass die Schüler wirklich gut vorbereitet sind und mir notfalls auch einen Puffer genehmigen zu können. Im Gegensatz dazu kenne ich aber auch viele Kollegen, die sich ihre Termine gleich komplett zu Beginn des Halbjahres eintragen – so weit bin ich da noch nicht, aber drei Wochen im Voraus sind für meine Verhältnisse schon ziemlich gut. 😉

Okay, ich gebe zu, das ist nicht wirklich aufregend, warum schreibe ich das hier überhaupt?

Ferienende

Und wieder ein (Oster-)Ferienende, wir setzen ab morgen dann zum Endspurt an. Während ich heute schon wieder an der Arbeit sitze, habe ich die erste Ferienwoche trotz dreier Klausurenstapel gar nichts gemacht, sondern einfach nur das schöne Wetter genossen und mir Zeit für meine Familie genommen. Btw: Der Hannoveraner Zoo ist  immer einen Besuch wert.

Endlich hatte ich auch mal wieder Zeit zu lesen, habe mir das hier schon bebloggte „tschick“ vorgeknöpft (eher witzig als rührend, wie auf dem Klappentext gepriesen) und endlich einmal „Jugend ohne Gott“  (hat mir sehr gut gefallen) und die „Schachnovelle“ (ebenfalls klasse) gelesen. Fast hätte ich noch einmal „Pnin“ geschafft (sehr lustig und sehr rührend), stecke aber nun im ersten Drittel fest und weiß, dass ich es vor den nächsten Ferien wohl kaum schaffen werde. Ist aber auch nicht schlimm, da ich „Pnin“ schon kenne. In den Sommerferien muss ich mir auch mal wieder mehr Modernes vorknöpfen, aktuell lese ich fast nur noch (Schul)-Kanonisches.

Überhaupt, diese Sache mit dem Literaturkanon… das scheint ja plötzlich überhaupt kein Thema mehr zu sein, oder habe ich wichtige Diskussionen über die „richtige“ Literatur seit der Einführung des Zentralabiturs verpasst oder verdrängt? Das fiel mir vorgestern wieder ein als sich ein mir bekannter Arzt darüber lustig machte, dass er Koeppens „Tauben im Gras“, das in den Abiturvorgaben ja als „Gegenwartliteratur“ geführt wird, von ihm schon in den 60ern gelesen worden sei…

Das hast du geil gemacht!

Oh je, ich sehe schon, wie die ersten Leser sich peinlich berührt abwenden, Zornes- oder Schamesröte im Gesicht, und sich denken, jetzt spinnt er völlig. Jetzt hat der Quotenkampf auch „Kreide fressen“ erreicht, schamlose Titel sollen billig Leser locken. Gemach, gemach, werter Leser, alles wird gut.

Die Idee zu diesem Titel kam mir, als ich vor einigen Tagen einer Diskussion im Radio folgte, bei der ein Sprachwissenschaftler auf den alten Hut verwies, dass das Wörtchen „geil“ so reizvoll sei, weil es auf die Alten abschreckend wirke, da die den alten Bedeutungskontext noch kennen würden und dass die jungen Leute sich gar nichts Schlimmes dabei dächten. Überhaupt seien gerade zur Verdeutlichung besonderer Begeisterung immer schon genau die Begriffe verwendet worden, die eigentlich das Gegensätzliche besagen. So weit, so gut.

Als Beispiel führte er dann das eigentlich negativ denotierte Wörtchen „irre“ an. Aber wenn man sagt, „der oder das sei ja irre gut“, dann würde man mit dem Adjektiv „irre“ eben genau das Gutsein sprachlich verstärken. Und dann nannte er noch ein solches Wörtchen und mir kam gleich die Idee zu dieser schamlosen Überschrift: Er nannte das Wörtchen „toll“.

Was für ein Riesenbrett muss ich vor dem Kopf gehabt haben, um nicht schon vor fünfzehn Jahren gemerkt zu haben, dass das Wort „toll“ durchaus zwiespältig zu sehen ist; dass es eben gar nicht schön ist, im „Tollhaus“ zu stecken, weil man ein paar „Tollkirschen“ zu viel zu sich genommen hat. Oder gar von der „Tollwut“ befallen zu sein, weil man sich idiotischerweis „tollkühn“ einem frechen Fuchs in den Weg gestellt hat – aber unter unzählige Kinderaufsätze schreiben die Grundschullehrerinnen in schönster vereinfachter Ausgangsschrift: „Das hast du toll gemacht!“

Tja, und wenn das bei „toll“ schon so gut geklappt hat, warum sollten die Grundschullehrerinnen dann nicht eines Tages einfach unter die Aufsätze schreiben: „Geil!“?

Sonne alaaf!

Oh Mann, endlich lässt sich nach dem langen, grauen Winter die Sonne wieder einmal blicken! Das hebt gleich die Stimmung und auch die Schüler sind besser drauf. Besonders in unserem Neubau kommt das schöne Wetter gut zur Geltung, da dieser mit einer sonnenfreundliche Glaskuppel bedacht ist und auch an der Fassade durch eine offene Glaskonstruktion – wörtlich genommen – glänzt. In diesem Gebäude haben wir nun unsere Oberstufe untergebracht, die sich dort in der obersten Etage aufhalten darf, während sich darunter die Fünftklässler der benachbarten Realschule aufhalten.

Eine richtige Mensa gibt es nun auch, aber ehrlich gesagt (und nein! ich bin, was Essen angeht, nicht pingelig) schmeckt mir das Essen dort meistens nicht besonders. Anstatt einfach nur „warme Nahrung aufzunehmen“, beiße ich dann lieber in ein leckeres Brötchen vom Bäcker. Manche sollen über das große Foyer meckern, da man dafür doch gewiss noch zwei Klassenräume hätte einrichten können, aber ich bin froh, dass wir wenigstens in diesem Gebäude, das weitaus kleiner ist als das Hauptgebäude, endlich einmal eine Ahnung von Raum und Platz verspüren dürfen. Diese Knastflure im Hauptgebäude würde ich sofort abreißen / umbauen lassen, hätte ich genug Geld und einen Bildungsministerposten…

Auch die Klassenräume wurden anders gestalte (Fotos muss ich dazu noch machen). So besteht der Klassenraum, in dem ich meinen GK12 treffe, eigentlich aus zwei Räumen: Dem eigentlichen Klassenraum inklusive flexiblem Tafelsystem (deren Homepage ist so schlecht, die stellt das Produkt nicht angemessen dar… also kein Link), und einem Präsentationsraum, in den sich kleinere Gruppen zurückziehen können, wenn sie Ruhe benötigen oder z.B. etwas proben wollen. Die Tafeln hängen an Leisten, sind abnehmbar und können den Schülern direkt zur Bearbeitung auf den Tisch gelegt werden. Dazu sind sie zweiseitig nutzbar, wenn man sie umdreht, hat man ein Whiteboard oder eine Pinnwand, die entsprechend genutzt werden können. Da steigt die Stimmung!

Außerdem ist heute Weiberfastnacht, da sind die Schülerinnen auch immer ganz jeck – und als gebürtiger Rheinländer habe ich mich immer noch nicht daran gewöhnt, dass die Ostwestfalen sich keine Herzchen auf die Wange malen lassen – ich war heute der Einzige im Lehrerzimmer…

Warum Lehrer Computer hassen!

Warum Lehrer Computer hassen: Das tolle, teure Schul-Notebook ist so eingestellt, dass es nach fünf Minuten in den Standby wechselt (sparen! sparen! sparen!). Kommt äußerst gut bei Präsentationen und es hilft auch die beste Computerkompetenz nichts, wenn nur der Mega-Ober-Super-Admin die Energieeinstellungen ändern darf…