Competition Pro im Unterricht

Sachquellen untersuchen:

Joystick

 

In der nächsten Stunde dürfen dann die Schüler einen alten Gegenstand mitbringen, der etwas über ihre Geschichte verrät. Letztes Mal stand sehr unerwartet, neben einem in die Frühe Neuzeit zurückreichenden Familienstammbaum und Spielzeug aus der Zeit der Jahrhundertwende, ein Oldtimer vor dem Schulgebäude. Bin also sehr gespannt. 🙂

Evangelistisch

Selbstgeschriebenes Rollenspiel in Klasse 8. Die Figuren stellen sich vor:

„Ich bin Matthäus, das ist Markus, dort Lukas und da steht Johannes.“

Man munkelt, der Reli-Lehrer sei in dieser Klasse sehr beliebt.

Vor dem Start ins neue Schuljahr

Es ist soweit, die Ferien sind vorbei, das neue Schuljahr beginnt. Heute ging es gleich in die Vollen, morgen auch nochmal und dann kommen auch schon die Schüler wieder. Mein Stundenplan ist wieder verflixt voll, aber abwechslungsreich dank zweier Oberstufenkurse in Deutsch und Geschichte, einem Kurs „Computerführerschein“, Klassenprojektstunden, der Steinzeit-AG und dem Deutsch- und Geschichtsunterricht in Klasse 6 und 8. Ich bedauere die Kollegen, die nur ein Fach unterrichten. Und ein Examen steht in meiner Klasse auch noch an. Das ist immer wieder extraspannend.

Was schreibe ich mir fürs neue Schuljahr auf die Fahne? Mehr Binnendifferenzierung! Bessere individuelle Förderung. Schneller korrigieren.

Der schwitzende Lehrer (Update)

Was hier klingt wie der Titel einer fiesen Kurzgeschichte, ist letztlich nichts anderes als meine Alltagserfahrung. Ja, ich bin ein schwitzender Lehrer, und zwar nicht einer der harmlosen Sorte, wo alle paar Wochen mal ein Schweißrändchen unter dem dünnen Hemd zu sehen ist, sondern einer von der Hardcore-Sorte, dessen widerlicher Schweiß auch vor dicken Pullovern nicht Halt macht. Dabei spielt es keine Rolle, ob nun die Sonne in den auf der Südseite gelegenen zweiten Stock meiner Klasse brennt (mein Dank an den Architekten!) oder ob im Winter Schneegewusel die Schüler an die Fensterscheiben lockt: Schwitzen kann ich immer.

Dauerschwitzen

Es macht keinen Unterschied, ob ich sitze, stehe, wie ein Irrer durch die Gegend renne oder in sengender Sonne Zehnkampf betreibe (was ich schon bei angenehmen Temperaturen kategorisch ablehne); auch beim harmlosen Surfen am heimischen Schreibtisch erwische ich meine schamlosen Schweißdrüsen bei ihrer peinlichen Arbeit. Und es ist schon sehr peinlich, wenn man wieder einmal mit nassen Achseln vor der Klasse steht oder sich arglos nach einer anstrengenden Stunde auf dem Stuhl im Lehrerzimmer reckt. Doch es ist nicht zu ändern, da müssen alle Beteiligten durch. Neben der unangenehmen Außenwirkung vermitteln nasse Achseln auch körperlich kein gutes Gefühl, schon gar nicht, wenn die Außentemperaturen sogar eher kühl als warm sind. Doch was tun?

Das Gegenmittel

Die handelsüblichen Deodorants hatten außer leeren Werbeversprechen nichts zu bieten, bestenfalls verfärbten sie meine T-Shirts, welche dann gar nicht mehr zu tragen waren. Irgendwann hatte ich dann genug und habe Internetforen durchstöbert. Pads unter die Achseln zu schnallen hielt ich jedoch für unpraktisch, weniger Kaffee zu trinken konnte keine gute Lösung sein und von einer Drüsenverödung wollte ich mich auch nicht so recht überzeugen lassen.
Am Ende stand ich dann in der Apotheke meines Vertrauens und habe nach einem „Deo gegen Schwitzen“ gefragt. Die freundliche Dame hinter der Theke verschwand kurz hinter den Regalen und überreichte mir ein namenloses, selbstgemischtes Deo. Es kostet stolze zwölf Euro, hält aber gut ein halbes Jahr, da man es nur einmal wöchentlich aufträgt, und vor allem: es wirkt!

Seitdem habe ich keine Probleme mehr mit schweißgetränkter Oberbekleidung und kann mich ungeniert im Lehrerzimmer räkeln. Sogar in so schönen heißen Sommerferien wie in diesem Jahr.

Update (Fotos)

Wegen Nachfrage:

Bumerangs und Löwenzahn

Heute mit der Steinzeit-AG Bumerangs getestet. Und sie flogen wirklich und (ja!) auch im Kreis. Der Schüler stolz wie Bolle. Ich auch. Auf dem Rückweg wollten mir dann die Mädels aus der Schulgarten-AG ein Kränzchen aus Löwenzahn aufsetzen. Ich habe das, wie ich finde, geschickt abwenden können: „Ja, Herr S., stimmt! Löwenzahn passt wirklich besser zu blond…“ Die Kollegin von der Schulgarten-AG wird sich gefreut haben. 😉

Hehe.

Aus Faulheit Folie

Während im Kindergarten gerne die Themen auf eine Tafel gemalt werden, kommt in der Schule der gut gepflegte Overhead-Projektor aus den 80er-Jahren zum Einsatz, dessen Verwendung Pflicht ist für alle Lehrer, die älter als 35 sind und deswegen kategorisch den Einsatz neuerer Medien ablehnen. (Nico Lumma)

Ha! Die im oben verlinkten Artikel aufgestellte Typologie der Lehrer und Eltern bei einem Elternabend ist Nico Lumma wirklich gut gelungen! Nur in einem Punkt muss ich (als Lehrer unter 35) widersprechen: Auch ich werde am Montag bei meinem ersten Elternabend in diesem Schuljahr den guten alten OHP wieder einsetzen. Aus Faulheit.

Eine Folie am Kopierer zu ziehen kostet mich gute zehn Sekunden, das Auflegen und Einschalten knapp eine halbe und das Zurechtlegen vielleicht nochmal drei, aber mit Scharfstellen. Ein Beamer hingegen bedeutet eine Odyssee durchs Sekretariat – alleine das Holen des Schlüssels für den Medienschrank würde länger dauern als das gesamte Prozedere für eine Folie, dazu dann der Auf- und Abbau des Beamers (und wehe man vergisst das selbst angeschaffte Verlängerungskabel!) und des Notebooks, was bei ersterem natürlich mit dem vorherigen Eintrag in eine Anmeldeliste verbunden ist. Nach dem Elternabend muss das Geraffel dann natürlich noch ordentlich zurückgestellt werden, die lieben Kollegen wollen ja am nächsten Morgen in der ersten Stunde wieder voll loslegen können. Die altmodische Folie wische ich um kurz vor 23:00 Uhr einfach in meine Tasche und bin fertig.

Faulheit, pure Faulheit.

Start ins Schuljahr 2012/13

Geschafft! Der Start ins neue Schuljahr ist geglückt und ich bin, wie Jan-Martin Klinge, stolzer Klassenlehrer einer neuen Fünf, obwohl ich sagen muss, dass ich mich von meiner vorherigen siebten Klasse schon mit zwei weinenden Augen verabschiedet habe – es ist doch sehr schade, dass man „seine“ Klasse gerade in dem Moment abgeben muss, in dem sich alle richtig gut kennen und überwiegend auch sehr gut verstehen. Die hätte ich gerne bis zur Oberstufe unterrichtet.

Und jetzt geht alles wieder von vorne los. 32 neue Schüler, mir völlig unbekannt und die spannende Frage: Wie wird das nun die nächsten drei Jahre werden? Welche Schüler werden auf die eine oder andere Weise besonders herausstechen und mit welchen Kollegen wird es Reibungen geben? Wie wird sich die Arbeit mit den Eltern gestalten? Wird es auch wieder diese eingängige Phase geben, in der Eltern wegen Nichtigkeiten abends anrufen wie „XY hat den Bleistift meines Kindes zerbrochen.“ oder „Es könnte sein, dass mein Sohn vielleicht irgendwann einmal gemobbt wird…“? Werde ich wieder den Typus der Übermutter treffen, der Mücken zu Elefanten (oder eine nette Klasse zu Monstern) macht und dem eigenen Kind kaum Luft zum Atmen lässt?

Überhaupt die Angst vor Mobbing. Das war meiner Beobachtung nach in der letzten Anfangsphase die größte der Eltern, und sie hat sich zum Glück nicht manifestiert. Ich glaube, dass die Institutionalisierung des Klassenrates viel dazu beigetragen hat, unbotmäßiges Verhalten abzufangen, und irgendwie hat es in dieser speziellen Klasse gut funktioniert, dass die guten Schüler auch die peer-group-leader waren. Es musste sich niemand wegen guter Leistungen verstecken, das ist wichtig für ein unverkrampftes Klassenklima. Ich erlebe gerade in einer anderen Klasse das genaue Gegenteil, und es ist schwer, dagegen anzugehen.

Viele Weichen werden sich schon in den nächsten Wochen stellen und darum heißt es, aufmerksam sein. Ich bin gespannt, ob die neue Klasse am Ende auch so viel Spaß machen wird, wie die letzte.

Frühstück

Auch mal schön: Heute sind wir mit einem gemeinsamen Kollegiumsfrühstück in das neue Schuljahr gestartet! Das erhöhte die Konzentrationsfähigkeit bei der anschließenden Lehrerkonferenz ungemein – immerhin hat man sich nach den Ferien einiges zu erzählen und nebenbei auch schon einiges zu organisieren (Materiallisten zusammensammeln, Geld für diverse Zwecke eintreiben, Projekte absprechen, Termine klären etc), sodass der kommunikative Freiraum vor der Konferenz heute zum einen einen sehr entspannten Einstieg ermöglichte und gleichzeitig die Möglichkeit bot, eben die genannten Aufgaben schon teilweise abzuarbeiten, ohne Angst haben zu müssen, dass die Kollegen nach der Konferenz gleich verschwinden. Ich wünsche mir fürs nächste Schuljahr wieder ein Kollegiumsfrühstück!

Und allen Kollegen in NRW einen guten Start ins neue Schuljahr!

Blogparade: Reflektierende Praktiker

Hach! Eine Blogparade, wie lange habe ich das schon nicht mehr mitgemacht! Zuletzt wahrscheinlich, als mein Ursprungs-Blog noch bei 20six gehostet war. Herr Larbig lädt zu dieser Parade mit dem Tiel „Reflektierende Praktiker (Lehrende und Co.)“ ein und fordert auf:

Schreibe einen Blogartikel zu der Frage, wie für dich als reflektierender Praktiker im Beruf die Reflexionsroutine aussieht. Schreibe zu dieser Frage als Lehrende oder Lehrender – egal ob Lehrer, Professorin, Wissenschaftlicher Mitarbeiter, Mitarbeiterin an einer päd. Hochschule, als Fortbildner etc. – Oder als reflektierender Praktiker aus einer anderen Branche.

Im Gegensatz zu vielen Bloggern schreibe ich fast immer spontan und nicht notizengestützt oder vorstrukturiert, wie Herr Rau oder Herr Larbig und haue gleich mal in die Tasten.

Wie reflektiere ich denn nun meinen Unterricht? Jemand schrieb im Rahmen dieser Parade von „routinierter Reflexion“. Davon bin ich weit entfernt, zu sehr reflektiere ich zu unstet und aus dem Bauch heraus. Aber wie reflektiere ich denn nun und was gibt mir Anstoß zur Reflexion?

Rückmeldung durch Schüler
Evaluation per Sefu. Ich benutze seit meinem Referendariat einen doppelseitig bedruckten, sehr detaillierten Bogen, den ich in Oberstufenkursen einsetze. Allerdings nicht regelmäßig, sondern eher sporadisch. In Unterstufenklassen verwende ich eine abgespeckte Variante aus einem ansonsten recht nutzlosen Methodenband von Wolfgang Mattes (empfehle aber seinen Band „Routiniert planen – effizient unterrichten“). Diese Rückmeldungen dienen mir dann als Anstoß für die Reflexion meines Unterrichts in der betreffenden Lerngruppe.

Rückmeldung durch Referendare
Ich habe fast immer Referendare in irgendeiner Lerngruppe. Referendare sind meiner Erfahrung nach kritische Beobachter, die mir auf zweierlei Art und Weise helfen, meinen Unterricht zu reflektieren: Zum Ersten, indem sie in meinem Unterricht hospitieren und wir hinterher natürlich auch meinen Unterricht reflektieren. Oft merke ich sogar schon während einer Unterrichtsstunde, dass ich meine Planung stärker hinterfrage, wenn Referendare mit dabei sind, weil man ja auch über seine eigene Außenwirkung nachdenkt.

Zum Zweiten hilft es ungemein, wenn man selber hinten drin sitzt und die Referendare beobachten kann. Man überlegt automatisch, wie man selber in bestimmten Situationen vorgegangen wäre und man hat mehr Zeit direkt über Fehler in der Stundenplanung nachzudenken und kann sich Gutes abschauen.

Sporadische Reflexion
Eine geregelte Reflexionsphase habe ich nicht, ehrlich gesagt sind die Tage oft schon ausgefüllt mit teilweise bis zu neun Stunden Unterricht am Stück inklusive nachmittäglicher Unterrichtsvorbereitung und den kleinen Extras wie Korrekturen, Konferenzen etc. Da bin ich froh, wenn ich irgendwann abschalten kann. Während der Fahrt von oder zur Schule finden sich jedoch Gelgenheiten, am hilfreichsten jedoch sind die Reflexionen oft schon während der Stunden, wenn ich während einer Arbeitsphase gleich über Notizen in meinem Stundenentwurf festhalten kann, was gut oder was schlecht funktioniert hat.

Das Web2.0 als Anstoß für Reflexion
Zu guter Letzt reflektiere ich manchmal hier, in diesem Blog. In immer größeren Abständen, aber immerhin. Auch fremde Blogbeiträge, wie der aktuelle von Herrn Larbig, oder zahlreiche Tweets stoßen immer wieder Reflexionsprozesse in mir an und wenn ich recht überlege, dürfte das Web2.0, abseits des Unterrichts, die größte Quelle an Erfahrungen sein, die Reflexion erzeugen. Zuletzt gestern z.B. der Beitrag von Christian Spannagel bzw. die Diskussion in den Kommentaren.

 

An der Säge

Jedes Halbjahr aufs Neue: Ein etwa 11-jähriges Mädchen schaut mich zweifelnd an, die große Säge in der einen, das Bambusrohr oder Sperrholz in der anderen. Ein Schwirrholz soll es dann meist werden oder eine Panflöte. Die ersten Züge gelingen noch recht grob, die Säge rutscht ab. Sie zweifelt sichtbar. Dann ist der Anfang gemacht, das Blatt zersägt leichtlaufend das Holz. Geschafft. Stolz. Von nun an werde ich nicht mehr gebraucht.

Die Arbeiten meiner letzten Mädchengruppe waren sehr schön, sehr sorgfältig und oft präziser gesägt als die der Jungen. Die sind manchmal zu ungestüm. Manche gestehen traurig, dass sie noch nie gesägt hätten. Die Sorgen der Väter sind dabei unbegründet: Verletzt hat sich in drei Jahren noch niemand. Sie sollten lieber sehen, mit welchem Feuereifer ihre Kinder zu Werke gehen, wenn sie mit eigenen Händen eigene Instrumente bauen dürfen. Ohne Notendruck, einfach nur mit einem Ziel.

Wann habe ich eigentlich das letzte Mal mit meiner Tochter gesägt?