Was wäre ich ohne Herrn Rau?

Und schon wieder habe ich mich heute schamlos aus der reichhaltigen Ideensammlung von Herrn Rau bedient! Das war aber auch… also.. man muss sich vorstellen, dass ich gerade einiges um die Ohren habe und meinen Fokus auf den „fremden“ LK lege, der ja mit Buddenbrooks gefüttert werden möchte. Ich betrete heute also gut auf meinen Leistungskurs vorbereitet Raum 250, präge mir feste ein, dass ich die Schüler duzen muss, um dem verwetteten Kuchenbacken zu entgehen, und schaue verdutzt in die Gesichter meines Grundkurses!

Tjoa. In solchen Situationen heißt es schnell und gewitzt handeln! Sofort alles zugeben, dann aber schnell die Buddenbrooks auf den Tisch gewuchtet, das schindet Eindruck und man erntet ehrfürchtige Blicke, was von der eigenen Fehlplanung ablenkt, und man kann den Schülern zeigen, was ihnen entgangen ist. Autorität wieder hergestellt, aber was nun? Okay, der obligatorische Hausaufgabenvergleich, literarischer Salon, Schleiermacher…. und nun? Material hatte ich nicht mit, keine Kopiervorlagen, kein Unterrichtsmodell. Das war guter Rat teuer, aber kein Unterrichtsmodell der Welt hätte mir jetzt geholfen – da blieb nur Trick 17, der Rückgriff auf das Lehrerzimmer von Herrn Rau.

Dieser hatte vor knapp zwei Wochen einen Beitrag über eine Unterrichtsstunde mit gefälschten expressionistischen Gedichten verfasst, in welcher die Schüler selber expressionistische Gedichte schreiben sollten, welche dann mit echten expressionistischen Gedichten vermischt und vorgelesen wurden. Die Schüler sollten dann erraten, welche Gedichte gefälscht und welche echt waren. Was für ein Ansporn, ein Gedicht zu schreiben!

Und was mit expressionistischen Gedichten gut ist, kann für romantische Liebeslyrik nicht schlecht sein! Gedacht, getan. Selten habe ich Schüler so akribisch überm Metrum brüten sehen oder Liedstrophen erjamben hören. Romantische Motive wurden in Partnerarbeit gegeneinander abgewogen und alle formalen Herausforderungen angenommen, bis wir am Ende ca. 13 Gedichte vorstellen konnten. Und zwei Gedichte waren am Ende der doch recht kurzen Zeit so gut, dass über die Hälfte des Kurses drauf „hineingefallen“ ist. (Auch barocke und expressionistische Gedichte fanden sich darunter…) Und Spaß gemacht hat es auch noch!

Danke, Herr Rau! Sie haben mir heute wirklich die Stunde gerettet!

3 Gedanken zu „Was wäre ich ohne Herrn Rau?

  1. Gern geschehen… Romantik passt vielleicht noch besser als Expressionismus. Solche Ideen stehen vermutlich zuhauf in schlauen Büchern, aber da liest man sie und vergisst sie. Bloglesen hält Ideen lebendig.

  2. Pingback: Hokey paradiert | Kreide fressen

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