Nun ja, ich gebe zu, ich war ein wenig skeptisch, als mir dieses Thema für ein Referat angeboten wurde. Und so richtig grün werde ich dem Thema auch nicht, aber meine Skepsis ist doch einiger Neugier gewichen. Können Comics als Medium einen Platz im quellenbetonten Geschichtsunterricht finden?
Klar, zum Aufpeppen von Arbeitsblättern, hätte ich vor ein paar Wochen noch gesagt. Als Stundeneinstieg natürlich. Aber als Medium zur primären Bearbeitung? Niemals! Bis ich mir das Comic „Maus – Geschichte eines Überlebenden“ bestellt habe.
„Maus“ stellt anhand der Thematik der Judenverfolgung im Dritten Reich eindrucksvoll dar, wie man Geschichte im Gewandt eines Comics präsentieren kann, ohne dabei zu verniedlichend oder das Niveau zu verfehlen. Puristisch und minimalistisch, in einfach gehaltener Schwarz-Weiss-Färbung erzählt der(! – muss ich mich noch dran gewöhnen) Comic die Geschichte des Comicautors Art Spiegelman, der seinen Vater nach dessen Erlebnissen während des Dritten Reiches befragt. Statt diesen Bericht wie üblich als Tondokument oder Monographie aufzuarbeiten, wählt Spiegelman dazu die Comicform.
Tatsächlich erweist sich diese als vielschichtiger als vermutet. Spiegelman wechselt mehrfach die Perspektive: Mal erzählt er aus der Sicht seines Vaters, was Einblicke in dessen Erinnerungen gibt, mal erzählt er aus seiner Sicht, in der er sein Verhältnis zum Vater reflektiert und auch dessen eigenen Rassismus und Fehler zur Sprache bringt. Manchmal wechselt er in eine Meta-Perspektive, aus welcher er sogar das Comiczeichnen über die Erlebnisse seines Vaters verarbeitet. So erreicht der Comic eine Vielschichtigkeit, die mit Augenzeugenbefragungen oder gar Autorentexten in Schulbüchern nur schwer und mühselig zu erreichen wäre. Im bildbasierten Comic dagegen bleibt der Zeitaufwand, um diese Vielschichtigkeit zu rezipieren, verhältnismäßig gering.
Zwar kann man „Maus“ nicht als Quelle im Geschichtsunterricht verwenden (höchstens als Quelle über den Diskurs über „Maus“, wie Christine Gundermann in „Jenseits von Asterix“ vorschlägt), aber als Alternative zu Autorentexten könnte „Maus“ durchaus Verwendung finden oder in Auszügen den Umgang der Nazis mit den Juden illustrieren.
Wie gesagt, ich bin neugierig geworden. Wie ist es mit Euch? Habt Ihr Erfahrungen mit Comics im Unterricht und speziell im Geschichtsunterricht gemacht?