Sitze, während ich dies schreibe, in der Bahn nach Bielefeld und steckt, wie auf eigentlich jeder Fahrt mit der Bahn irgendwo auf der Strecke fest. Um mich herum ist es in solchen Situationen entweder stockdunkel oder, wie jetzt, ganz fies neblig und der Bahnfahrer entschuldigt alle zehn Minuten die Verspätung, um gleich eine neue anzukündigen.
Eine Netzverbindung gibt es hier im Niemandsland auf den Gleisen im Ruhrgebiet natürlich nicht, sodass ich diesen Beitrag wie in den guten alten Zeiten offline tippen muss. Ein WLAN gibt es in der Regionalbahn nämlich auch nicht. Erstaunlich auch, dass alle Störungen prompt behoben sind, wenn ein ICE an uns vorbeigerauscht ist.
Jugend debattiert
Dabei komme ich gerade von der Landesqualifikation „Jugend debattiert“, an der ich zum ersten Mal als Juror teilnehmen durfte, was mir viel Freude gemacht hat. Das Thema der Hinrunde („Soll an nordrhein-westfälischen Grundschulen das Fach Demokratie mit dem Schwerpunkt Kinderrechte eingeführt werden?“) fand ich zwar nicht so glücklich gewählt, umso besser gefiel mir aber das Thema der Rückrunde: Soll in Deutschland die Vorratsdatenspeicherung wieder eingeführt werden.
Auch das Verhalten der anderen Gruppen zu beobachten, war äußerst spannend. Ein Gruppe, die gleichzeitig mit uns in der Bahn fuhr, wurde vom begleitenden Kollegen und einem Vorjahresveteranen noch in der Bahn regelrecht gebrieft, worauf sie während der Debatten noch zu achten hätten. (Die haben dann auch den ersten Platz gemacht 😉 ).
Die Debatten waren dann wirklich gut, aber bundesfinalreife Kandidaten habe ich leider nicht zu sehen bekommen. Oft wurde Kant zitiert, oft die moralische Ebene bemüht, aber am Ende zählen eben handfeste Argumente und nicht die Anzahl der Kant-Zitate. Erstaunlich aber auch die Beurteilung mancher Jury-Mitglieder, die bemängelten, dass Schüler ihre Eröffnungsreden einstudiert hätten. Joa mei! Da bereiten sich Schüler gut vor und dann wird es ihnen gleich angekreidet… aber wir waren ja immer zu dritt. 😉
Großen Dank verdient das Orga-Team, das für ein tolles Catering und eine entspannte Atmosphäre gesorgt hat, weil wirklich jederzeit sonnenklar war, wo man wann an welchem Ort was zu tun hatte. Austragungsort war übrigens das Studienseminar in Oberhausen, architektonisch mindestens drei Stufen über dem muffigen Bau in Bielefeld, mit viel Licht und hellen Glasfronten. Schade nur, dass den ganzen Tag eine fiese Nebelglocke über NRW lag, sodass wir keinen einzigen Sonnenstrahl zu Gesicht bekamen. Von Anweisungen, wie man sich bei einfallendem Sonnenlicht zu verhalten hatte, wurden wir verschont – eigentlich erstaunlich – immerhin hatten wir ja auch leibhaftige Schüler dabei.
Davon könnte sich Die Bahn gerne eine Scheibe abschneiden. Für die Strecke Oberhausen – Bielefeld (ca. 150 km) haben wir am Ende geschlagene vier Stunden gebraucht.