Fand die gestrige Debatte bei Jauch gar nicht so übel, die Vorwarnungen auf Twitter hatten Schlimmeres befürchten lassen. Natürlich fehlte während der gesamten Debatte die Perspektive auf ein Lernen mit neuen Medien, das per Einspieler eingebrachte Whiteboardbeispiel spiegelt aber wohl ganz gut wider, wo wir gesellschaftlich gerade stehen: Alte Methoden (Tesakrepp und Pappkarten) durch digitale zu ersetzen (Wörter am Whiteboard verschieben). Wir müssten eigentlich über neue Methoden nachdenken, statt alte zu kopieren.
Petra Gerster erinnerte mich in ihrer Haltung an manche Kollegen, vermutlich wegen ihrer Meinung, man könne nur lernen, was man mit der Hand geschrieben habe. Spitzer ging darauf heftig ein, ich dagegen kenne keine Studie, die das belegen würde. Erinnere mich aber gut an meine Schulzeit, wo ich bei vielen Tafelanschrieben Wörter vertauschte, in der Zeile verrutschte oder Wortbrocken dessen niederschrieb, was ich mit meinen Nachbarn bequatschte. Gut gefiel mir insgesamt die ruhige, sachlich vernünftige Haltung Ranga Yogeshwars.
Godwins Telefonnummer
Keine Debatte über Smartphones ohne Telefonnummern: Als ob die Menschheit nicht Jahrtausende lang ihre Intelligenz auch ohne das Aufsagen ellenlanger Zahlenkolonnen unter Beweis gestellt hätte. Auch schade, dass Lernen letzlich immer nur auf das Auswendiglernen von Inhalten reduziert wird. Und dann sitzen ausgerechnet diese Menschen vor den ungeheuren Maschinen und können nicht mit ihnen umgehen, weil die Spitzers dieser Welt ihnen Gründe geben, sich diesem Lernen zu verweigern. Sie merken sich wohl Telefonnummern, kennen aber weder sichere Passwörter noch Shortcuts oder einen Weg, ihren Computer ordentlich zu konfigurieren.
Lernen kann man zuletzt immer nur in Auseinandersetzung mit der Welt. Diese ist heute aber eben immer auch digital.
Lesetipp dazu: Faz.net-Frühkritik: Kümmert euch um die Digitalo-Kids!
Du fändest die Diskussion bei Jauch nicht so schlimm? Mich würde interessieren, was gut war, denn in deinem Blogpost schreibst du nur, was dann doch eher schlecht war :-).
Hab deine E-Mail gerade korrigiert, da war ein Dreher drin. Schreibe eigentlich nur, damit du eine Benachrichtigung erhätst. 😉
Hallo Gibro,
schön dich hier zu sehen! Typisch, da schreibe ich nur das Negative hier hin – ich schwöre, meine Schüler bekommen auch Positives zurückgemeldet. 😉
Also: Nach dem Anti-Spitzer-Gewitter auf Twitter hatte ich, kombiniert mit meiner unterstellten konservativen Grundhaltung Jauchs eine sehr einseitige Debatte erwartet. Mit Yogeshwar und Jantke waren aber durchaus adäquate Gegenpole zu Spitzer vorhanden, der erstaunlicherweise selten bis gar nicht die „Hirnforscher“-Karte ziehen konnte und dem wohl selber aufging, dass er mit dem HB-Männchen-Habitus gegen die ruhige Haltung Yogeshwars bei den Zuschauern nur verlieren konnte. Letzlich dürfte am Ende klar geworden sein, dass man mit Computern umgehen lernen kann, ohne automatisch zu verdummen, oder gar gewalttätig und „dement“ zu werden.
Wie fandest du denn die Diskussion?
@Hokey ich fand, dass Yogeshwar den Vater von x Kindern gemacht hat und der Medienpädagoge mit ein Bisschen JIM Studie nicht richtig angegangen ist, aber der Praktiker aus der Grundschule, ob jetzt Whiteboard oder anders egal, aber der hat den Spitzer entarvt. Als der nämlich schon wieder zum Rant angesetzt hatte hob der Schulleiter nur beschwichtigend die Hand und führte aus, dass die Smartboards nachhaltige Lernerfolge zeitigen. Das war gut, weil der Spitzer dann nicht mehr sagen konnte. Das glaube ich ihnen nicht. Es hat ein Praktiker auf dem Stuhl gefehlt, das hätte geholfen.
Insgesamt wurde recht schnell klar, dass Spitzers Argumentation nur funktioniert, wenn man davon ausgeht, dass Kinder nur noch so lernen.
Da stimme ich dir zu! Den Medienpädagogen fand ich insgesamt auch nicht wahnsinnig überzeugend, obwohl seine gelassen-lustige Art den verbissen wirkenden Spitzer schön konterkariert hat.