Ich hatte im letzten Beitrag schon auf das Steinzeit-Experiment hingewiesen. Im Kontext dieses Experiments wandert eine Ausstellung durch Deutschland, die sich – wie ich zufällig gestern übers Fernsehen erfahren konnte – heute im Lippischen Landesmuseum in Detmold befindet. Also hin!
Zunächst musste ich ein wenig mit der Enttäuschung ringen, den wirklich viel war zunächst nicht zu sehen. Ein zum rustikalen Museumsraum umgebauter Stall schien zunächst nur Fressalienstände zu beherbergen und die Steinzeit schien lediglich auf einem kleinen Rasenstück im Freien hinter dem Stall stattzufinden. Ein paar Steinzeitspeere standen aufgepflanzt vor einem Zelt, in welchem verschiedenste Werkzeuge der Jungsteinzeit ausgestellt waren, daneben hatte jemand einen Bastelstand für Kinder aufgebaut und weiter hinten konnte man einen Steinzeitofen sehen. Nix Großartiges los, die einzige Attraktion schien der hünenhafte Steinzeitmann zu sein, der sich an einem steinzeitlichen Räucherofen zu schaffen machte, neben dem einige Fische lagen.
Ein Hecht und zwei Karpfen, um genau zu sein. Die beiden nicht gerade mittelmäßigen Karpfen zuckten noch, wie waren die da hingekommen? Der Prototyp eines Steinzeitmannes klärte uns auf: Mit dem Einbaum fahre er die Netze des kleinen Flusses vor dem Museum ab, die er dort ausgelegt habe. Dass er da solche Brocken fange würde, damit hätte er auch nicht gerechnet. Mit dem Einbaum? Hier? Und mit dieser Frage ließ uns der vielbeschäftigte Steinzeitmann stehen, um nach dem Rechten zu sehen. Währenddessen begann beim Werkzeug eine kleine Vorführung in Sachen Bogensehnenherstellung und der Basteltisch entpuppte sich als kindgerechte Demonstration für Steinbohrer. Die Sache wurde immer interessanter und Tochter hat jetzt eine tolle selbstbohrte Steinkette.
Ein kurzer Workshop in Sachen Feuermachen macht Appetit auf mehr und verdeutlichte, wie mühselig das Feuermachen vor nur etwa 150 Jahren noch gewesen sein muss – und wieviel mehr in der Steinzeit! Die Kinder allerdings waren mit Feuereifer dabei und schnell brannte das Stroh. Die Kohlegruben weiter hinten wurden allerdings auf moderne Art und Weise mit Holzkohle und Anzünder befeuert, dienten sie doch nur der Demonstration eines steinzeitlichen „Kochtopfes“. Das Wort „irdenes Gefäß“ bekommt eine ganz neue Bedeutung, wenn man sich vor Augen hält, dass man damals Fleisch wortwörtlich in der Erde gegart hat.
Lebensnah wurde es dann, als der Steinzeitmann wiederkam. Der warf einen Fisch in eine Holzschale, schlitzte diesem den Unterleib mit einem verdammt scharfen Steinmesser auf und zog die Innereien heraus. Meine mitleidserfüllte Tochter: „Warum kauft der den denn nicht im Supermarkt?!“. Nun ja, die Kinder damals waren wohl näher dran…
Auch die Imbissstände entpuppten sich als nahezu steinzeitgerecht. Ein kleiner Imbiss, bestehend aus Supermarkt- Hähnchenschenkeln, Bulgur, gedörrten Pflaumen und Honig, rundete den Besuch im Landesmuseum ab und während Tochter auf keinen Fall schon nach Hause wollte, konnte ich die Gelegenheit nutzen, um im Museumsshop ein wenig Anschauungsmaterial für meine Sechser zu besorgen. Sind zwar nur Repliken, aber ich denke, sie erfüllen ihren Zweck ebenso gut wie Originale. Jetzt fehlt nur noch eine Steinzeitfeuerzeug-Ausrüstung und ich bin halbwegs komplett. 😉 (Mal abgesehen davon, dass ich hunderte an Euro alleine für Bücher hätte dalassen können…) Die Ausstellung läuft übrigens noch einige Zeit und wandert durch die ganze Republik. Wer interessiert ist, kann sich auf der entsprechenden Homepage Informationen besorgen.
Ich war vor einigen Jahren mal in Nürnberg in einer ähnlichen Ausstellung. Insgesamt ähnlich aufgezogen wie du es schilderst, nur ohne Workshop. Enttäuschend auch: Die Hälfte der interaktiven Exponate war defekt, das war natürlich nix. Das hier hört sich aber doch besser an. Für ganz eingefleischte Freaks: Der SWR hat ja die berühmte Reihe Steinzeit- Das Experiment gestartet. Hier http://www.swr.de/steinzeit/html/DAS_EXPERIMENT.html gibt es mehr interessante Infos.
Genau zu dieser Reihe gehört die Ausstellung (siehe Link)! Am Samstag konnte man sogar mit den Teilnehmern sprechen, aber leider haben wir das zu spät gesehen.
OK, habs übersehen den Link…Eine Frage noch an die Deutschkollegen: Habt ihr in diesem Zusammenhang einen guten Lektüretipp außer „Mit Jeans in die Steinzeit“. „MitTschipo in die Steinzeit“ hab ich mal gelesen (von Franz Hohler), war aber insgesamt auch nicht so prickelnd…
Wenn Du bei der 4Teachers-Suche als Suchbegriffe „Steinzeit“ und „Lektüre“ eingibts, stößt Du auch auf andere Lektüren – aber inwieweit die besser geeignet sind, ist damit leider auch noch nicht geklärt.