Nachdem der Unterricht gestern eher mittelmäßig bis schlecht war, ist es heute wieder richtig gut gelaufen. Das ist schön, wenn man mit einem beschwingten Gefühl die Schule verlassen kann und nicht darüber grübelt, was man alles hätte besser machen müssen. Ich hätte zwar heute auch eine Menge besser machen können, aber bin dennoch zufrieden mit dem heutigen Unterricht.
Geholfen hat mir der Groschen, der erst gestern dank des Fachseminars Geschichte fiel, in welchem wir zuletzt „Problemorientierung“ als Leitlinie für Unterrichtsreihen und -stunden ausgemacht hatten. Problemorientierung ist sehr hilfreich, wenn man einen roten Faden für Reihen oder Stunden sucht und hilft gleichzeitig dabei, langweilig scheinende Themen interessanter zu machen. Hat man dies vor Augen, fällt einem die Einzelplanung gleich viel leichter.
So brauchte ich darum gestern nicht allzulange grübeln, um aus dem Thema „Brutto – / Nettoverdienst“ etwas spannender „Statt Brutto nur Netto. Ungerecht?“ zu machen. (Jaja, man hätte das eleganter formulieren können…) So verliert man auch das Stundenziel nicht aus dem Auge und hat eine Stoßrichtung für die Transferphase. Auch Arbeitsblätter lassen sich viel leichter erstellen, wenn man weiß, wohin der Hase ganz genau laufen soll. Denn eigentlich sind alle Themen Fässer ohne Boden, die man ohne sinnvolle Einschränkung niemals füllen könnte. Problemorientierung hilft dabei.
Gleiches in Politik: Sichern Grundrechte ein friedvolles Zusammenleben oder provozieren sie Konflikte? Ist viel ergiebiger als „Wir machen heute Grundrechte…“. Gleichzeitig zwingt die Problemorientierung dazu, einen gelungen Problemaufwurf als Einstieg der Stunde zu wählen, alternativ zum kreuzöden „…schlagt dafür Seite XYZ auf…“, und man weiß, was man mit dem angebotenen Material aus dem Schulbuch abseits der dortigen Arbeitsaufträge machen kann. Die Schüler provozieren solcherart gewählte Themen zum Nachdenken. Es ist nämliche eines, etwas über das Grundrecht Glaubensfreiheit zu lernen und ein anderes, die Diskussion um ein Minarett in der Nachbarschaft zu verfolgen. Da kommt man dann runter vom Politik-Blabla und kann mal in medias res gehen. Das eine verleitet zu vorschnellem Kopfnicken, das andere verlangt Überlegung, Diskussion und ein begründetes Urteil.
Problemorientierung – in goldenen Lettern an die Wand über den Schreibtisch?