Da komme ich gestern von einer Demo nach Hause und muss mich wundern. Am Esszimmertisch sitzt eine missmutige Tochter¹, einen Zettel mit endlosen Zahlenreihen vor sich:
Zwerg 2 = 2,4,6,8, … 200
Zwerg 3 = 3,6,9,12,… 210
Und so weiter, bis zu Zwerg Nummer 7, immer bis ungefähr die Zahl 200 erreicht ist. Was sie denn da mache? Mathe, so die genervte Antwort. Warum sie lauter Zahlenreihen notiere? Weil man das nun mal so machen müsse! Der doofe Mathelehrer habe eine doofe Aufgabe gegeben, die verlange, dass man herausfinde an welchem Tag sich die sieben Zwerge gemeinsam auf der Arbeit treffen, wenn der erste Zwerg jeden Tag, der zweite jeden zweiten Tag, der dritte jeden dritten Tag usw. komme. Und da müsse man eben alle Zahlen aufschreiben und vergleichen! Hat der Mathelehrer gesagt!1!!
Auch wenn ich nie ein Mathegenie war, so weiß ich doch von Berufs wegen, dass auch Mathelehrer nur begrenzte sadistische Kapazitäten haben. Vermutlich ging es nur um ein Verfahren, das genau diese dummdöselige Tätigkeit vermeiden soll. Also flugs im Mathebuch geblättert, das Kapitel zum kgV gefunden, noch einmal den Abschnitt zur Primfaktorenzerlegung studiert und Tochter¹ erklärt. In Null Komma Nix hatten wir heraus, dass die Zwerge sich am 420. Tag treffen würden – und Tochter¹ gewann eine Vorstellung davon, warum Mathekönnen Zeit sparen kann.
Heute stellte sich dann heraus, dass mit Ausnahme von drei Schülern alle Schüler diese Zahlenreihen aufgeschrieben hatten. Wie konnte das geschehen? Hatte der Mathelehrer vollkommen versagt? Des Rätsels Lösung lag in einer der kleinen und alltäglichen WhatsApp-Nachrichten. Viele Schüler tauschen sich nachmittags schnell über die Ergebnisse der Hausaufgaben aus – ist ja auch viel effektiver als sie selbst zu machen oder sie in der Schule abzuschreiben.
Die erste Schülerin, die ihre „Lösung“ präsentierte, ließ ganz lässig per Sprachnachricht wissen, dass die Aufgabe voll baby sei, man müsse ja nur die Zahlenreihen alle aufschreiben. Das Nachdenken hatte sich damit für die anderen erledigt und 27 kleine Schafsköpfe reihten in stundenlanger Fleißarbeit Zahlenkolonnen aneinander.
Und ich habe ’ne lustige Anekdote mehr für meine Klasse. (Ob sie dann auch noch lehrreich ist, wage ich zu bezweifeln…)
Das ist ja endlose Arbeit mit dem Aufschreiben! Schöne Schafsköpfe, in der Tat. Hoffentlich lernen sie was daraus.
Endlos trifft’s ziemlich gut. Tochter¹ hätte gewiss noch zwei bis drei Stündchen an der Aufgabe gesessen. Ob sie was daraus lernen, bleibt abzuwarten… 😉
vielleicht lernt sie schon mal, dass der (scheinbar) einfachste Weg nicht der schnellste ist – das wäre doch mal ein Lernerfolg!