Hatte ja heute Abend schon geschrieben, dass ich über Korrekturen schwitze – allerdings Schülerkorrekturen. Wie ich festgestellt habe, sitzt man als Kollege nicht selten auch an der Korrektur von z.B. Deutschlehrertexten, die für Unterrichtsbesuche oder als Handreichungen für Schüler gedacht sind. Da auch Deutschlehrer nicht fehlerfrei sind (man mache sich in diesem Blog einmal auf die Suche…), finden sich auch dort bisweilen Fehler, bei denen man als Kollege genau weiß, dass der oder die betreffende Person einen so dusseligen Rechtschreib- , Grammatik- oder Zeichensetzungsfehler nie machen würde, weil er es nicht besser wüsste. Aber bei Schülern tun wir oft so, als wüssten die Schüler es nicht besser. Und das hat mir nicht gefallen.
Darum habe ich mir für Klassenarbeiten etwas überlegt, um den Schülern Gelegenheit zu geben, doofe Fehler, die man eigentlich nicht macht, auszuräumen. Wenn bei Klassenarbeiten der Letzte sein Heft zugeklappt hat, bekommen meine Schüler die Anweisung, alle Stifte auf den Tischen mit Ausnahme eines grünen Stiftes wegzupacken, sodass auf den Tischen nur noch grüne Stifte und die fertig beschriebenen Klassenarbeitshefte liegen. Danach dürfen alle ihr Heft aufschlagen und haben fünf Minuten Zeit, ihren Text noch einmal Korrektur zu lesen und die Korrekturen mit dem grünen Stift einzuarbeiten, wobei sie nur sprachliche Fehler ausbügeln dürfen. Den Aufsatz weiterzuschreiben ist nicht gestattet.
Und wenn ich mir die Hefte jetzt so anschaue, dann muss ich sagen, dass die meisten Schüler diese Chance wirklich gut genutzt haben. Es gibt auch ein krasses Gegenbeispiel, aber zumindest diagnostisch hilft da die grüne Markierung weiter.
Super Idee, das sollte sich durchsetzen, denn viel zu oft lässt man auf Grund des Zeitdrucks doch das Korrekturlesen einfach weg…
Andererseits, finde ich es eigentlich katastrophal schon in der Schule bei jeder Arbeit so einen immensen Zeitdruck zu haben und ohne diesen bräuchte es eine solche Methode nicht.
Die Zeit – ein wichtiger Punkt, den ich ganz vergessen habe! Wir haben ein Doppelstundenraster an unserer Schule, wodurch man solche Experimente entspannter angehen kann.
Sorry, dass ich deinen blog heute belagere – aber ich muss auch am Schreibtisch sitzen…Korrekturen von Probeaufsätzen habe ich auf morgen verschoben…aber es gibt ja so viel anderes Aufgeschobenes aufzuarbeiten…
Ich habe im letzten Sommersemester an der hiesigen Uni ein Hauptseminar zum Thema „Aufsatzunterricht und Leistungsbeurteilung im DU“ gegeben. Dazu fühlte ich mich gezwungen, neuere didakt. Literatur zum Thema zu lesen. Das, was du hier schreibst, ist vielleicht gar nicht so abwegig. Die Vorschläge in diesem Bereich gehen darüber aber noch weit hinaus.
Die Problematik hast du ja selbst andeutungsweise beschrieben: wir zwingen Schülern eine Art des Schreibens ab, die sich von der unsrigen stark unterscheidet. Keiner von uns würde einen Aufsatz oder sonstigen Text verfassen, ohne a) zu recherchieren b) ausreichend Zeit zum Schreiben c) ausreichend Zeit zum auch inhaltlichen Überarbeiten zu haben.
Ich habe in meinem Unterricht in diesem Jahr ein Schreibportfolio eingeführt, was dies ein wenig auffangen soll. In diesem sammeln die Schüler ihre eigenen Texte, die sie zunehmend auch überarbeiten sollen. Dabei ist es wichtig, dass sie alle Fassungen abheften. Zusätzlich sollen sie Texte, die sie auswerten (z.B. für Erörterung) oder bearbeiten, auch dazu heften.
Dieses Schreibportfolio wird von mir a) bewertet am Ende des Halbjahres und b) ich erlaube es ihnen, dass sie es in der Schulaufgabe benutzen dürfen.
Einen guten Überblick liefert folgende Seite:
http://www.uni-bamberg.de/germ-didaktik/leistungen/transfer/online_seminare/schreib_web/
Eines vorweg – so eine „Korrekturrunde“ gibt es bei mir eigentlich standardmäßig. Problematisch an einer Korrektur des eigenen Textes ist in meinen Augen immer, dass ich ja Distanz zu meinem Geschreibsel herstellen muss, um nicht Fehler um Fehler zu überlesen. Deswegen gibt es ja eine ganze Branche von Lektoraten, weil es eben jedem „gestandenen Schreiber“ passiert.
Bei Diktaten schlage ich den SuS vor, am Ende – während der Korrekturzeit – den Text rückwärts Wort für Wort (das jeweilige Wort natürlich vorwärts…) durchzulesen, um ebendiese Distanz zu erlangen. Auch schreiben sie bei mir in Diktaten stets zweizeilig – dann wird das Nachtragen und Korrigieren nochmals erleichtert.
@Thomas Kuban
Och, ich freue mich über jeden Kommentar und solange das Blog von netten Menschen belagert wird, mache ich mir keine Gedanken. Danke für deine Konkretisierung der Problematik und den Hinweis auf das Portfolio, denn ich stehe oft vor dem Problem, wie man Schülern nun klar machen kann, warum der Satzbau gerade nicht gut ist oder der Ausdruck nicht passt – viele jüngere SuS schreiben eben oft noch stark an die mündliche Sprache angelehnt. Da mag ein Portfolio, in dem man eigenes Schreiben bewusst reflektiert, nützlich sein. Aber auch sehr viel zusätzliche Arbeit, denke ich?
@Maik
Das habe ich bei dir schon einige Male gelesen und werde es auch ausprobieren. Ich lasse nur so selten Diktate schreiben. Das mit der Distanz ist tatsächlich ein Knackpunkt: Im Dezember erst hat jemand aus meinem Bekanntenkreis seine Diplomarbeit selbst Korrektur gelesen und prompt einen ordentlichen Tippfehler im Titel auf dem Deckblatt übersehen.
Ne, mehr Arbeit ist es eigentlich nicht, denn ich korrigiere die Portfolios nicht so wie Schulaufgaben, sondern konzentriere mich auf das und Sprachliche und Inhaltliche.
Wenn natürlich die Rechtschreibung übel ist, lasse ich einen Kommentar stehen, will aber den Schüler dazu bringen, dass er es auch diesbezüglich überarbeitet, ohne dass ich jeden Fehler anstreiche. In der Reinfassung benutzen sie eh oft ein TV-Programm – ja, das findet sicher nicht alle Fehler, aber mit ein bisschen Training ;).
Du schreibst :
„(man mache sich in diesem Blog einmal auf die Suche…), “
also :
„sitzt man als Kollege nicht selten auch an der Korrekur“
ist wohl bloss ein Tippfehler, aber immerhin !
LG aus Frankreich !
Vielen Dank, martine! So schnell findet man die Fehler, ich hab’s schon korrigiert. Schon seit längerem wünsche ich mir ein Werkzeug, mit dem Bloggäste Fehler anstreichen können – das wäre bestimmt sehr nützlich und würde zu interessanten Diskussionen führen.
LG aus dem sonnigen Bielefeld!
In/ab welcher Klasse wendest du das nachträgliche Korrigieren an? Oder hab ich das nur überlesen…
Bislang in Klasse 5 – 7, aber ich kann mir das auch für die gesamte Sek I vorstellen.