Die einfachen Dinge nicht unterschätzen

Ein Rätselspiel für die ganze Familie sollte es sein und wir waren gespannt, was sich hinter dem „Kinderspiel des Jahres 2008“ verbergen würde. Generell bin ich ja skeptisch, sobald Gesellschaftsspiele mit Elektonik versehen sind, da diese oft für nervtötenden Krach oder langweilige, vorhersehbare Spielverläufe sorgt. Nicht so bei „Wer war’s?“. Kurz und knapp erklärt, geht es bei diesem Märchenspiel darum innerhalb eines festen Zeitfensters nach einem Ausschlussverfahren den Dieb eines Schlüssels zu finden. Dabei muss man sich merken, welches der sprechenden Tiere welches Nahrungsmittel bekommt, damit es wichtige Informationen preisgibt. Alles in allem kein besonders anspruchsvolles Spielprinzip, aber durchaus kurzweilig.

Und obwohl dieses Spiel  – eben für Kinder gedacht – für Erwachsene recht einfach zu lösen ist, saßen meine Frau und ich eines Nachmittags mit rauchendem Kopf vor den leichten Rätseln und kamen nicht voran. Wollte der Esel jetzt den Apfel oder die Nüsse? Wollte das Pferd die Karotte oder die Pilze? Wie Schafsköpfe saßen wir vor den Kinderrätseln, die wir eine Stunde zuvor noch mit Leichtigkeit gelöst hatten. Wie konnte das sein?

Dieses Rätsel zu lösen fiel uns leicht, als wie bemerkten, dass wir seit dem Frühstück keine Mahlzeit mehr zu uns genommen hatten. Wir konnten uns schlichtweg nicht mehr konzentrieren, weil wir seit einer halben Ewigkeit nichts gegessen hatten. Dieses Vernachlässigen unseres Grundbedürfnisses nach Nahrung hatte schlichtweg unser Hirn temporär ausgeschaltet. Auch das spannendste Spielkonzept konnte uns in diesem Moment nicht fesseln, weil einfach ein grundlegenderes Bedürfnis unsere Konzentration auf andere Dinge lenkte.

Wieviele Schüler sitzen wohl täglich mit Hunger im Unterricht? (Und ich sehe schon, dass das Layout bei Umlauten in der Überschrift in die Knie geht… hrm…)

8 Gedanken zu „Die einfachen Dinge nicht unterschätzen

  1. Es sitzen sehr viele mit Hunger im Unterricht. Das habe ich überraschenderweise bei einer oftmals von mir eingesetzten Übung zum Kreativen Schreiben erkannt. Der Einstieg dabei bestand daraus, dass die Schüler innerhalb von 5 Sekunden einen Begriff auf ein Stück Papier schreiben sollten, der ihnen durch den Kopf ging. Der häufigste Begriff war „Hunger“.
    Ich kann nicht ermessen, ob sich das nach den ersten beiden Stunden änderte, wenn man in der Pause was beim Hausmeister gekauft hatte. An unserer Schule ist es aber so, dass der Pausenverkauf auch schon vor dem Unterricht offen hat. Mittlerweile gibts in der Nähe auch wieder einen „Bäcker“ (Discounter).
    In Aufsätzen und Gesprächen bekomme ich dazu auch mit, dass es nicht mehr üblich ist, dass Eltern aufstehen, wenn ihre Kinder zur Schule gehen.

  2. Vielleicht war ja nur der Wissenshunger gemeint…

    Spaß beiseite: Die Frage, ob sich das nach den ersten beiden Stunden ändert, finde ich wichtig, weil ich schon seit Jahrzehnten (also auch schon zu meiner Schulzeit) nur gezwungenermaßen vor acht Uhr etwas esse. Vorher bekomme ich einfach nichts „Festes“ runter.

  3. 😀 das mit dem gezwungen kenn ich auch. Alte Erziehungsgeschichte von Mama, der Leitsatz: „Ohne was im Bauch kann man nicht auf die Straße gehen.“ Recht hat sie ja irgendwie, denn spätestens um 9 wäre ich dann so unterzuckert, dass ich kaum noch die Kreide halten könnte.
    Andrerseits ist es manchmal schwierig so früh…

    Viel Spaß bei der Suche nach den neuen Kleidern hier…ich dachte kurz, dass mein Browser mackt.

  4. Viele. Und ich warte auch schon jeden Morgen auf das Magenknurren meiner Banknachbarin, das pünktlich viertel vor 9 zu hören ist. =)
    Aber das ist doch genauso mit den anderen Grundbedürfnissen.
    Und mittlerweile dürfen wir nichtmal mehr etwas Trinken im Unterricht!
    Und 10 Minuten Pause, um die Grundbedürfnisse zu befriedigen, reichen einfach nicht aus.
    Liebe Grüße,
    Susi-q

  5. Das mit dem Trinken im Unterricht sehe ich nicht so eng, in den unteren Klassen ziehe ich aber dann den Schlussstrich, wenn die Flaschen als Spielzeug missbraucht werden. Da wir immer in Doppelstunden unterrichten, ist Trinken auch notwendig und bei mindestens 20 Minuten Pause können alle ihre Grundbedürfnisse befriedigen.

  6. Erinnert mich an einen meiner Lehrer in der erweiterten Handelsschule. Der hat gemeint die Schule waere eine erweiterte Lehr- und Zuchtanstalt. Dementsprechend mussten wir Schueler die Haende auf dem Tisch haben, Papier und Stifte auf dem Tisch. Ansonsten durfte _nichts_ aber auch gar nichts auf den Tischen sein. Sonst hat der sich fuerchterlich aufgeregt. Wenn man dann 2 doppelstunden hintereinander bei dem hatte, war es besonders schlimm…

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