Ich habe meinen Elfern heute gesagt, dass man bei einer Lyrikanalyse nicht spekulieren soll. Daraufhin: Erstaunen, fast schon Empörung! Das sei ja jedermanns eigene Meinung! Jeder sehe das anders! Subjektivität! Komplott!
Dazu passt eine letzte Woche geäußerte Befürchtung, Gedichte seien ein unangenehmes Thema – da müsse man immer versuchen, die Meinung des Deutschlehrers herauszufiltern. Nun… ich kenne die Sorge noch aus meiner eigenen Schulzeit, aber mittlerweile habe ich die Fronten gewechselt und kann auch die andere Seite verstehen. Und sie hat die Argumente auf ihrer Seite.
Und das muss ich meinen Elfern jetzt vermitteln. In der S-Bahn kam mir vorgestern die Idee, vielleicht einmal ganz unlyrisch die in „Sakrileg“ befindliche Interpretation von „Das Abendmahl“ zu besprechen. Da hat Brown ja auch so seine Meinung mal ganz frei geäußert, ob sie haltbar ist und warum unter Umständen nicht, werden wir dann sehen…
…denn vielleicht ist das Bild zunächst plastischer als Barocklyrik.
Schöne Idee! Und ich bin sehr gespannt, wie es weiter geht mit dem Problem Subjektivismus, Beliebigkeit, Wahrheit, Objektivität … Das könnte der Auftakt für ein herrliches fächerübergreifendes Projekt werden mit Philosophie, Naturwissenschaften, Deutsch, Psychologie, Politik … Und außerdem könnte man dabei auch noch das leidige Bewertungsproblem zum schulöffentlichen Projektthema machen! 😉
Aber ganz sicher wird es einfach eine spannende Deutschstunde in Deiner Elften! Viel Spaß!
Solche REAKTIONÄREN Ansichten vertreten heute die jungen Kollegen? Respekt!
Und die Idee mit dem Abendmahl gefällt mir ganz ausgezeichnet. Vielleicht lesen wir mal bei Gelegenheit, wie’s ausgegangen ist?
Nun ja, ich stelle mir gerade vor, wie das bei der mündlichen Abi-Prüfung kommt, wenn die Schüler argumentieren: „Bei Herrn S. durften wir auch immer frei assoziieren…“
Die Stunde ist übrigens ganz gut gelaufen, aber dafür werde ich einen eigenen Eintrag bemühen. 😉