Vorbei.

Und schon ist sie wieder vorbei, die zieldifferente Inklusion an meinem Gymnasium. Wie so oft schon erlebt: Eine neue Landesregierung kommt und – schwupps – ist alles wieder ganz anders. Die Entscheidung dafür oder dagegen liegt dabei nicht bei uns als Schule (auf Twitter ranteten aber gleich die Empörten moralstark gegen die menschenverachtenden Gymnasien), sondern kommt von oben.

„Vorbei“ ist allerdings nicht der richtige Begriff: Die zieldifferent unterrichteten Kinder werden nun nicht einfach wegdelegiert, sondern gehen weiter ihren Weg an unserer Schule bis zum Ende ihrer Schulpflicht, und zielgleiche Kinder werden nach wie vor aufgenommen. Überdies stellt sich die Frage, was passiert, wenn 2022 im Land neu gewählt wird. Aber wir sind es ja gewöhnt, drei verschiedene Modelle parallel durchzuziehen…

Ich habe bei dieser Entscheidung ein lachendes und ein weinendes Auge. Weinen werde ich, weil zieldifferente Inklusion eine bessere Versorgung mit Ressourcen (Räume, Material) bedeutet, man mehr im Team arbeitet und man sieht, wie sehr Schüler mit diversen Problemen von einem sozialen Umfeld profitieren, in dem sie Lernen und Arbeiten mehr als Tugend erleben als in homogenen Sozialstrukturen.

Die Ressourcenversorgung verursacht aber auch das lachende Auge: Ich verzichte gerne auf Inklusion als Sparmodell auf dem Rücken der Lehrenden und der I-Kinder. Die nötige Doppelbesetzung mit dem Hochziehen der Inklusion durch alle Klassenstufen hindurch war nicht mehr durchzuhalten, es mangelte an Sonderpädagogen und im Falle einer längeren Erkrankung einer sonderpädagogischen Lehrkraft war irgendwann auch die kontinuierliche Betreuung der I-Kinder fragwürdig. Adäquaten Ersatz gab es keinen. Die Belastung trug das vertretende und nicht ausgebildete Kollegium. Die Belastung wächst deutlich, wenn man plötzlich für eine Klasse mindestens drei Unterrichtsreihen / je Unterrichtsstunden und Lernerfolgsüberprüfungen vorbereitet: einmal für die Regelschüler, dann für die stärkeren I-Kinder und dann für die sehr lernschwachen I-Kinder. Auch die so wichtige Zeit für Teambesprechungen musste immer weiter gekürzt werden, sodass manche Klassen mit weniger „harten“ Fällen vollkommen ohne Teamzeit auskommen musste – letztlich zu Lasten der Kinder, um deren Wohl und Werdegang es in diesen Besprechungen geht.

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