Ferienliteratur

Ferienzeit – Lesezeit. Und wie der Spon schreibt, entspannt man am besten beim Lesen. Und das habe ich in diesen Ferien bislang reichlich getan, diesmal auch mit besonderem Fokus auf die sogenannte Trivialliteratur. Mit Genuss einen schweren Rotwein zu trinken, bereitet große Freude, ein leckeres, leichtes Kölsch rinnt aber oft schneller und leichter durch die durstige Kehle. (Das richtige Kölsch zum Lesen heißt übrigens Sion und kommt in schnuckeligen kleinen 0,25l-Fläschchen daher. Lecker!)
Jetzt aber zur Literatur!

Lemony Snicket – Eine Reihe betrüblicher Ereignisse

Jedes Jahr in den Ferien knöpfe ich mir Jugendliteratur vor. Eine FAZ-Rezension besprach ausnehmend wohlwollend den Band „43 Gründe, warum es aus ist“ von Daniel Handler. Nebenbei erwähnte der Rezensent die unter dem Pseudonym „Lemony Snicket“ veröffentlichte Reihe über drei Waisenkinder, die ich mir gleich mit den ”43 Gründen, …“ zugelegt habe.
Der erste Band ist wunderbar geschrieben und handelt vom Anfang des betrüblichen Schicksals der drei Baudelaire-Waisenkinder. Der Erzähler zeichnet eine düstere Atmosphäre, lockert diese jedoch durch sein selbstironisches Erzählen und witzige Eigenarten der Figuren immer wieder so auf, dass sowohl das Unerhörte als auch das Herzensgute trotz der immer wiederkehrenden Beteuerung, die Geschichte könne nun kaum noch erträglich sein, immer im Gleichgewicht bleiben.
Das Deutschlehrerherz schlägt immer dann höher, wenn Handler in seinem Kinderbuch Fremdwörter nahezu inflationär, ja fast schon ungeniert lustvoll verwendet, diese aber immer kurz und kindgerecht in einem Nebensatz erläutert.
Ich hätte mir gewünscht, dass Tim Burton aus dieser Reihe einen Trickfilm macht – oder Ron Gilbert im Stile Maniac Mansions ein Adventure daraus strickt, aber leider wurden schon einige Bände verfilmt. Nicht von Tim Burton. (Und wo ich gerade von Maniac Mansion fasele, sei noch einmal auf das Spiel „The Cave“ hingewiesen, das von Ron Gilbert kreiert wurde.)

Andreas Eschbach – König von Deutschland

Auf Andreas Eschbach bin ich besonders über seine 10 Tipps für eine gute „Text-Überarbeitungs-Vorbereitung“ gestoßen, hatte aber auch schon vorher mal von ihm gehört. Dummerweise hatte ich ihn mit Wolfgang Hohlbein verwechselt, denn eigentlich wollte ich etwas von Hohlbein lesen, als ich auf Twitter nach Eschbach fragte. Wie auch immer, ich habe mir dann „König von Deutschland“ geholt und finde, naja, man kann ihn lesen. Die Idee, dass eine Gruppe Aktivisten versucht, die Gefahr durch Wahlcomputer zu demonstrieren, indem sie diese so manipulieren, dass eine monarchistische Partei die Bundestagswahlen gewinnt, ist wirklich gut, aber Eschbachs Stil gefällt mir nicht. Besonders bröselt er wahllos Fußnoten über den Roman und erklärt darin allerlei Unwichtiges. Verweise auf Wikipedia braucht man nicht zu verfußnoten, und es bleibt der Eindruck, dass Eschbach sich bei der Recherche viel Mühe gegeben hat und das auch zeigen möchte. Hätte er sich sparen dürfen. Seine Art zu erzählen ist nicht meines, mir wirkt das Ganze zu klischeehaft und nach Schema F für Bestseller durchgestylt. Eschbach hat gewiss noch mehr solcher 10-Punkte-Listen, die er beim Schreiben brav abarbeitet. Aber ist ja Geschmackssache, bei Ken Follett geht’s mir auch immer so.

Und dennoch: Es müsste mehr massentaugliche Romane geben, die die Probleme der unreflektierten Digitalisierung zugänglich aufbereiten. Wahlcomputer sind eines, Prism und Tempora schon weitaus gefährlichere. Es interessiert nur niemanden, weil das ja „irgendwie mit Computer“ zu tun hat; das tut nicht weh, wir merken das nicht, das ist nur für Computerspinner wichtig. Aber wenn die Butterpreise um 5 Cent steigen, werden die Mistgabeln hervorgekramt!

Juli Zeh zu Prism

Wir brauchen mehr politische Literatur in Deutschland! Darum schnell noch ein Link zu Juli Zehs Kommentar zu Prism. Zeh ist eine der wenigen mir bekannten noch politisch aktiven Autorinnen. Der Rest der politsch einst aktiven Autorenriege siecht gerade über seinem letzten Glas Rotwein oder macht aus Gewohnheit Wahlkampf für die SPD…

Isaac Asimov: Die Foundation-Trilogie

Was für ein Wälzer! Aber die über 800 Seiten lesen sich als wären es nur dreihundert. Als ich mir die Trilogie aus dem Buchregal gezogen hatte, hatte ich eher einen zähen Schinken erwartet, und auch der intellektuell vom Cover blickende Asimov (ich musste gleich an Eco denken) ließ einiges an Mühe beim Lesen erwarten. Doch im Gegenteil: Großartig, wie es Asimov gelingt, einen dicken Sci-Fi-Dreiteiler so zu schreiben, als wäre er eine leichte Novelle. Dabei strotz die Schwarte nur so vor Figuren, wechselnden Handlungssträngen, und Asimov komprimiert die Geschichte des Untergangs eines galaktischen Reiches und der darauf folgenden tausendjährigen Phase so geschickt und spannend, dass man förmlich in Lichtgeschwindigkeit durch die wechselhafte Geschichte der Psychohistorik, der Foundation und des Imperiums saust. Dabei verzichtet er auf übermäßige und lähmende Schilderungen futuristischer Neuerungen, sondern bleibt erzählerisch beim Punkt und treibt die Geschichte in kurzweiligen Dialogen voran. Vermutlich kommt Asimov ausgerechnet seine Erfahrung im Schreiben von Kurzgeschichten zugute, denn er verpackt die lange Geschichte der Foundation in viele miteinander verbundene, kurzweilige und spannende Phasen. Muss man gelesen haben!

Florian Illies: 1913

Eigentlich dürfte Asimov nichts für mich sein, denn oftmals ermüden mich ausufernde Dialoge. Da wäre Florian Illies‘ eher erzählerisch gehaltener Schreibstil doch eher etwas für mich. Dazu noch das Thema: Das Jahr 1913, dem letzten von Kriegsahnungen schon schwülem Jahr, inmitten einer Phase europäischer künstlerischer und kultureller Blüte. Muss ich aber noch lesen. Was ich bislang gehört habe, war eher mau, aber darauf sollte man sich ja bekanntlich nie verlassen. Geschichte literarisch verpackt – darauf bin ich schon sehr gespannt!

Daniel Handler: 43 Gründe, warum es aus ist

Muss ich auch noch lesen. Es liegt aber schon hier und ist gaaanz toll illustriert. Erstaunlich: Ein Jugendbuch mit so vielen bunten Bildern habe ich, glaube ich, noch nie gelesen. Es geht um ein junges Mädchen, dass seinem Ex-Freund eine Kiste mit Gegenständen schickt, anhand derer es ihm die Trennung oder die Liebe (ich weiß es noch nicht) erklärt. Erinnert von der Story her etwas an „Tote Mädchen lügen nicht“, aber warten wir’s erst mal ab. Die Rezension war überschwänglich, also habe ich gleich mal zugeschlagen, denn im nächsten Schuljahr wartet eine achte Klasse auf mich. Eventuell wäre das ja was…

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