Ganztagsplatt

Sorry, Leute, ich habe schon lange nichts mehr geschrieben und schaue neidvoll hinüber ins Lehrerzimmer, wo ein schöner Beitrag sich an den nächsten reiht. Irgendwie ist gerade die Luft raus, eigentlich falle ich nach der Schule auf die Couch, um dann irgendwann gegen Abend wieder loszulegen, um dann direkt ins Bett zu fallen. Folgen der gebundenen Ganztagsschule, die sehr zeit- und kräfteraubend ist.

Und nicht nur die Lehrer, besonders die Schüler lassen Kräfte und büßen an Lebensqualität ein. „Qualitätszeit“ nennt die Supernanny das – die fehlt. Bernhard Bueb beschrieb das Dilemma gestern in der Zeit punktgenau in einer Antwort auf Gabriele Behler:

Denn Bildung sollte immer auch Persönlichkeitsbildung sein, mit dieser Botschaft sind die Reformpädagogen bereits Anfang des 20. Jahrhunderts gegen die Verschulung des Lernens im Kaiserreich angetreten. Diese Verschulung wurde mit dem G8 neu entdeckt und auf den ganzen Tag ausgedehnt, die Ganztagsschule wurde in ihrer schlechtesten Form, nämlich den ganzen Tag Schule, eingeführt. »Die Schule wird dann allumfassend« – dieser Vorwurf von Frau Behler schlägt auf sie selbst zurück. Die Ganztagsschule brauchen wir zwar dringend in Deutschland, aber entschult. Kinder leiden heute unter einem Mangel an gestalteten Gemeinschaften, Lehrer haben in unseren Halbtagsschulen zu wenig Zeit für die »Charakterbildung«, und eine Rolle im Wilhelm Tell zu spielen gilt nicht als ernst zu nehmende intellektuelle Leistung gegenüber der Belehrung über Wilhelm Tell. Darunter leiden vor allem Kinder aus sozial schwachen Schichten. (Zeit)

Recht hat er! Schule bis zum Umfallen mit Lehrplänen, die – dank G8 – vollgestopfter sind denn je. Das kann’s nicht sein. Meine Tochter hat sehr viel mehr „Qualitätszeit“, seit wir sie aus dem Ganztag herausgenommen haben. Und ich werde den Teufel tun und sie irgendwann wieder in eine Ganztagsschule stecken.

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