Ich komme gerade vom Schmökern beim teacher und habe mir dort eine Anregung für diesen Blogeintrag geholt. Und tatsächlich wäre mir persönlich eine Schule lieb, wo Schüler zum Unterrichtsbeginn aufstehen, ihr "Guten Morgen" herunterleiern und sich dann wieder hinsetzen. Warum das? Hokey back to the fifties? Spinnt der Kerl?
Nein. Zum einen habe ich persönliche Erfahrung mit dem Aufstehen vor Unterrichtsbeginn, das war nämlich gang und gäbe in meiner Mittelstufenzeit. Unterdrückt habe ich mich dabei wirklich nicht gefühlt. Zum anderen hat diese Praxis einen unschätzbaren Vorteil: Selbst dem letzten Hänger ist klar, wann der Unterricht begonnen hat. Die Schüler haben Zeit, sich zu sammeln, sich mental auf das Kommende einzustimmen und es herrscht Ruhe in der Klasse.
"Eine konservative Schule für progressive Methoden?", fragt ein junger Kollege den teacher, und ich vermute, dieser hat mit seinem Tipp recht. Gerade progressive Methoden, die den Schülern viel eigenen Handlungsraum gewähren, können nur funktionieren, wenn alle gelernt haben, aufeinander Rücksicht zu nehmen, Ordnung zu halten, sich an Absprachen zu halten, etc. Wenn die Grundvoraussetzungen nicht stimmen, wie möchte man dann effektiven Unterricht bestreiten?
Hilbert Meyer nennt einen pünktlichen Unterrichtsbeginn als eine von drei besonderen Voraussetzungen für guten Unterricht. Aufstehen zum Unterrichtsbeginn könnte dabei vielleicht helfen.
Habe mit dem Aufstehen zu Unterrichtsbeginn auch gute Erfahrungen gemacht; ob das wie im Wilheminischen Untertanenstaat rüberkommt oder nicht, hängt letztlich damit zusammen, wie man das angeht und was für ein Lehrertyp man ist.
an unserer schule steht sogar die oberstufe beim grüßen auf. besonders putzig ist das grüßen aller anwesenden beim unterrichtsbesuch: „guten morgen frau x und frau y und herr z und so weiter“ – kann eine weile dauern.