Disqualifikation

Es gibt Argumente, durch deren Gebrauch man sich ganz schnell bar jeden Arguments entlarvt:

Weltweit gibt es bis dato kaum vergleichende Untersuchungen, dafür aber praktische Erfahrungen, die zeigen, dass die Abschaffung von Schuluniformen auch mit dem Ende von Bevormundung und Unterdrückung einherging. In Deutschland fiel der Kleiderzwang für Kinder und Jugendliche nach dem Ende des Nationalsozialismus bzw. nach der Wende (…) (Telepolis)

Noch dümmere Totschlagargumente sind dem Autor nicht eingefallen – geht ja auch gar nicht. Alltagsdiskussionen mit dem Nazi-Knüppel zu bedienen, hätte ich von TP-Autoren eigentlich nicht erwartet, eher im Heise-Forum (immerhin ist heute Freitag). Schon mal von dieser sonderbaren Insel gehört, Herr Geschichtsschlaumeier, wo die jungen Menschen ebenfalls Schulkleidung tragen? Aaah… wie hieß die doch gleich… E… Eng… Englu… England! Jahaa, werden Sie sagen, aber die haben ja noch die Monarchie! Die verlangen Untertanengeist! Nee is schon klar… Und dieses andere Land gaaaanz weit hinten im Pazifik… auch so ’ne komische Insel… Ja…. Japan, meine ich. Aber die haben ja sogar einen Kaiser! Nach Ihrer Lesart sind diese Menschen ganz ganz fies unterdrückt – Bush kann ja schon mal seine Notdollars zusammenkratzen, um England und Japan von der fiesen Schulkleidungsunterdrückung zu befreien.

Aber so ist das, wenn die erfolgreiche Journaille über Probleme schreibt, die sie selbst nicht kennt und nie kannte. Hübsch auch das zweite Argument, diesmal allerdings vom Philologenverband:

Es ist völlig unrealistisch zu glauben, mit Schuluniformen ließen sich Integrationsprobleme lösen oder der Markenfetischismus bekämpfen. Denn Forscher haben herausgefunden, dass sich in Ländern mit Schuluniformen dieses Phänomen dann in andere Bereiche, z.B. Handys und Uhren verlagert. (Telepolis)

Ääääh…ja. Willkommen im 20.Jahrhundert, Herr Meidinger! Herzlichen Glückwunsch, dass Ihnen endlich auch mal die Schuppen aus den Augen rieseln! Das mit den Uhren kenne ich schon aus den 90ern – damals musste man „Swatch“ tragen, um nicht ausgelacht zu werden. Ich hatte, Gott sei dank, eine billige riesen Alibi-Swatch in meinem Kinderzimmer hängen. Und Handys dürften heute schon als bevorzugtes soziales Distinktionsmerkmal gelten. Und das Thema „Schultasche“ kenne ich schon seit der Grundschule… (ich hatte McNeill…)

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