Mein schlimmster Verdacht scheint sich zu bestätigen. „Die harte Schule“, Donnerstags, 19.30 Uhr im ZDF, Verherrlichung der „guten alten Zeit“ für die Zielgruppe 60+, Werbeprodukt „Staatlich Fachinger“. Der Zuschauer bekommt das pure Internatsleben serviert, vom Verpeisenmüssen ekliger Leber bis zum Zähneputzen mit Reinigungspulver. Und zwischendurch Unterricht.
Den bekommt man allerdings nicht zu sehen, vom reinen Abfragen der Schüler abgesehen. Es ging dem ZDF in der ersten Sendung wohl darum, die von der Moderne verhunzten Geschöpfe der heutigen Zeit bloßzustellen, die zu dumm zum Kopfrechnen sind, ungebildet, unsportlich und darüber hinaus genusssüchtig. Pisa in Reinform eben – wie heißt doch gleich der höchste Berg Bayerns? Keiner? Aber
damit ist jetzt Schluss. Die alte Paukschule würde es schon richten, damals war eben alles besser und vor allem die Schule. Zucht muss sein. Das mag die Zielgruppe, das hat ihr auch nicht geschadet. Darauf ein Schluck Fachinger!
Schade, dass der Blick bisher sehr einseitig war. Lediglich die Schüler lernte man in kurzen Einspielern kennen, die Lehrer und deren Sicht blieb unklar (das hat mich beim „Gutshaus“ schon sehr geärgert). Mögliche Unsicherheiten mit der neuen Identität, den neuen Anforderungen oder vielleicht auch dem Genuss der neuen Macht – keine Spur. Die Lehrer hält das ZDF bis jetzt auf Distanz. Hoffentlich bleibt das nicht so. Es wäre schade, wenn das Zweite hier ein unreflektiertes Lehrerklischee aufbauen würde, selbst die Zielgruppe dürfte sich noch an den ein oder anderen Lehrer erinnern, der sich seiner Stimme nicht nur durch Brüllen oder fieses Flüstern zu bedienen wusste.
Wer davon einen rauen Hals bekommt: „Staatlich Fachinger“! Wohl bekomm’s!