Entspannt

(Nachtrag am 20.8.2008: Der unten angesprochene und vehement kritisierte Kurs war der vielleicht beste didaktische in meiner Uni-Zeit.)

Ich mag es, wenn ein Morgen entspannt beginnt. Lieber bis in die Nacht arbeiten, aber hektische Frühvormittage versauen mir den Tag. Heute ist so ein entspannter Morgen, ich hatte Zeit für zwei ruhige Kaffees und kann mich nach diesem Eintrag in Ruhe auf den nächsten Kurs vorbereiten.

Blair bittet die Iraker um Entschuldigung, titelt der Spiegel Online. Wir werden sehen, ob sie diese annehmen, oder die „Allianz der Willigen“ sich in unmittelbarer Nähe zu Israel ein neues Terrornest geschaffen hat. Das wäre dann nicht einmal die sogenannte „Ironie der Geschichte“, das wäre nur die logische Konsequenz und witzig schon gar nicht. Ich bin ein wenig enttäuscht von meinen amerikanischen Prog-Rock-Forumskollegen aus den Bandforen. Große Aufregung dort über Michael Moores neuen Film, aber kein Wort zu lesen über amerikanische Folter – Augen zu und durch ist die Devise. Kommt schließlich in den besten Familien vor.

Rumsfeld wird (zumindest formal) der Rücken gestärkt. Vielleicht nur der Auftakt zur Entlassung (so wäre es in Deutschland), aber ich bin überzeugt, dass er bleibt. Traurig. Gleich habe ich den ätzendsten Kus in diesem Semester. Geleitet von einem „Praktikumsmanager“, dabei ist der Kurs kein Praktikum, sondern ein fachdidaktisches Seminar, der vorher als Lehrer gearbeitet hat. Merken kann man davon nichts, pädagogisches Fingerspitzengefühl ist ihm ein Fremdwort, ich habe eher das Gefühl, man hat ihn im Bildungsministerium (oder im Wirtschaftsministerium) einer Gehirnwäsche unterzogen, denn er will aus uns allen kleine willige Arbeitssoldaten, gerüstet für den Kampf im Großkapitalismus machen. Abstoßende Arroganz am Pult, noch nie habe ich mich, nicht mal in der Schule, so angewidert von einem Lehrenden gefühlt…mir kann es fast egal sein, ich kann den Kurs jederzeit verlassen – nur die armen Bachelor-Leute müssen ihn machen. Ich glaube, er will das gar nicht, er gibt sich wahrscheinlich redlich Mühe, nicht arrogant oder negativ rüberzukommen, er will ja motivierend wirken, einen neuen Geist ins uns wecken, aber das misslingt ihm vollkommen.

Vielleicht ist er deshalb jetzt an der Uni und nicht mehr an einer Schule. Weggelobt, nennt man das. Schüler sind in dieser Beziehung nicht so dankbare Schafe, wie Studenten – die sind schließlich freiwillig an der Uni. Ich werde den Kurs auf jeden Fall durchziehen, alleine schon, um mir kurz vor Studienende so noch einmal
in Erinnerung bringen zu können, wie das ist, wenn man einen A*schlehrer hat. Dann kann ich die Schüler später besser verstehen…

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert