Als Klassenlehrer sieht man sich dann doch neuen Herausforderungen gegenüber, gerade dann, wenn man eine fünfte Klasse leitet, die aus lauter kleinen Leuten besteht, denen vieles an der neuen Schule unbekannt und ungewohnt ist, und denen darüber hinaus auch in puncto Sozialverhalten vieles vermittelt werden muss.
Mit Kleinigkeiten wie dem Siezen von Lehrer fängt es an, zieht sich über Gruppenfindungsprozesse bis hin zu alten zwischenmenschlichen Ungereimtheiten aus der Grundschulzeit. All das kulminiert im Klassenzimmer und um der vielen Baustellen gerecht werden zu können, überlege ich gerade, ob ich die Institution „Klassenrat“ in meiner doch noch jungen Klasse einführen soll.
Der Klassenrat wird von den Schülern organisiert, bekommt eine bestimmte Zeit zur Verfügung gestellt und nimmt sich in dieser der Probleme der Klasse an und sucht nach Lösungen, mit denen alle Betroffenen einverstanden sind. Dazu wird entweder ein Plakat oder ein Buch geführt, wo gesondert Lobenswertes, Wünschenswertes und Probleme festgehalten werden, was dann Anlass für Gespräche im Klassenrat bietet. Dieser findet bevorzugt im Sitzkreis statt, wobei der Lehrer möglichst keine Sonderrolle einnehmen sollte, was zunächst einmal als Nahziel betrachtet werden sollte, denn ohne Hinführung wird keine Klasse einen Klassenrat eigenständig führen können. (Mehr dazu auf Wikipedia, bzw. den dort befindlichen Links; siehe auch „Praxisbuch Klassenrat„)
Nun gehe ich schwanger mit diesem Gedanken und bin kurz davor, den Klassenrat aus der Taufe zu heben, aber ich wollte dennoch die Gelegenheit nutzen, euch einmal zu fragen, welche Erfahrungen ihr mit dem Klassenrat gemacht habt. Ist er Zeitverschwendung? Ein Abwälzen der Probleme auf die Schüler? Überforderung der Schüler? Erziehung zur Demokratie? Werden Probleme wirklich gelöst oder nur durchgekaut?