Einschulung

So! Seit Beginn des Schuljahres bin ich nicht nur aktiv am Schulgeschehen beteiligt, sondern gewissermaßen auch passiv in Elternperspektive, denn meine Tochter besucht nun die nächstgelegene Ganztagsgrundschule und letzte Woche war die Einschulungsfeier. Erster Eindruck: Skepsis. Große.

Man erwartet von Lehrern ja eine gewisse Professionalität, was das öffentliche Auftreten angeht. Immerhin stehen diese tagtäglich vor Klassen und sind in ihrere Präsentationsfähigkeit gefordert. Da wünscht man sich dann schon, dass die nicht gerade riesenhafte Rektorin die sehr gut mikrofonisierte Bühne der Aula auch nutzt, anstatt irgendwo ebenerdig mit einem Handmikro ausgerüstet vor der ersten Reihe zu verschwinden. Das ins Handmikrosprechen ist nämlich gar nicht so leicht, Sänger müssen es lernen, Rektorinnen auch. Die gute Frau war bisweilen kaum zu verstehen.

Was aber nicht zuletzt auch an den Eltern lag. Dass Kleinkinder keine Lust haben, in einer stickigen Aula zu hocken und langweilige Reden und Vorlesungen über sich ergehen zu lassen – geschenkt. Die meisten Mütter und Väter haben das auch irgendwann kapiert. Aber dass (nicht wenige) erwachsene Menschen nicht in der Lage sind, für zwanzig Minuten die Gosch’n zu halten, wenn ihnen vorne jemand Informationen mitteilt, hat mich fast zur Weißglut getrieben. Besonders, als ein paar mutige Zweitklässler ihre ersten (beachtenswerten!) Leseerfolge präsentierten. Okay, es war vielleicht nicht spannend, aber als erwachsene Person sollte man doch für zwanzig Minuten die Arschbacken zusammenkneifen können. Und wer absolut keine Lust hat, soll rausgehen. Ich denke, da könnte man als Organisator ruhig mal deutliche(!) Worte finden. Ist vielleicht auch prophylaktisch hilfreich und dient dem Schulprofil unter Umständen mehr als Hinweise auf innovative Schulhofspielgeräte. (Kletterwände sind aktuell schwer en vogue…)

Schade auch, dass das Ganztagskonzept nicht mir den Schulbuszeiten korrespondiert. Die Kinder müssen nach Ende des Ganztagsangebotes abgeholt werden. Doof, wenn man dann nachmittags vor verschlossenen Türen steht, unverrichteter Dinge und glücklicherweise den Hausmeister trifft, der einem mitteilt, dass manchmal abgeschlossen werde und man dann einen anderen Weg nehmen müsse. Wie gut, dass uns vieles dreifach, dieses aber nicht einmal gesagt wurde. Dafür durften wir unterschreiben, dass man unsere Tochter vor die Tür schiebt, wenn wir nicht pünktlich um 16:30 zum Abholen aufkreuzen. Man unterschätzt offensichtlich die Wirkung eines Elternbriefes, über den wir uns diesbezüglich doch gefreut hätten.

Bisher gefällt mir die Schule ganz und gar nicht, aber wer weiß, wohin es mich nach dem Referendariat verschlägt. Ewig will ich hier sowieso nicht bleiben und dann wird die Wahl der Schule ganz oben auf der Prioritätenliste stehen. Darüber hatte sich die Rektorin übrigens beklagt, dass so viele Eltern wegziehen würden. Ich habe nach den ersten Wochen zumindest eine Idee, woran das liegen könnte, aber warten wir doch erst einmal ab und trinken ein paar Kannen Tee…

…es ist auf jeden Fall interessant zu beobachten, wie schnell man als Papa in Beißreflexe verfällt. Merken für wilde Elternsprechtage. 😉