Schulstart 2016

Tja, so schnell kann’s gehen: Morgen geht die Schule schon wieder los. Frühstück, Konferenz, Arbeitstreffen. Schon gestern das erste Mal den Kaffee auf gehabt wegen des neuen Stundenplans. Entwickele mich immer mehr zum vehementen Ganztagsfeind. In Kombination mit dem Doppelstundenmodell und immer mehr geblockten Angeboten (bestimmte Kurse nur in 8./9. Stunde, festen Teamzeiten) kommen da für Vollzeitkräfte Stundenpläne zustande, die man eher als Arbeitszeitvernichtungspläne bezeichnen sollte. Da ist Frust schon vor der ersten Stunde im Schuljahr vorprogrammiert. Werde, wenn sich das nicht bessert, mein Engagement auf Sparflamme herunterfahren und ab den Herbstferien auch Referendare und Praktikanten ablehnen. Keine Zeit dafür. Im schlimmsten Fall werde ich auch AG und Förderkurs an den Nagel hängen. Das wäre sehr bedauerlich, würde aber die Chancen erhöhen, einen Stundenplan zu bekommen, mit dem ich die Pension (mit 70?) gerade noch erreichen kann.

Aufregend wird es werden, in der neuen Inklusionsklasse zu unterrichten. Wir werden dort in Doppelbesetzung unterrichten, d. h. (in der Regel) eine Fachlehrkraft und eine Sonderpädagogin. Hinzu kommen dann noch die Inklusionshelfer, die bestimmten Kindern zugewiesen sind. Summa summarum könnten es bei uns bis zu fünf erwachsene Personen sein, die bisweilen den Unterricht begleiten. Referendare, Praktikanten oder interessierte Besucher noch nicht mitbedacht. Für mein Fach Deutsch werde ich besonders damit kämpfen müssen, wie ich es schaffe, noch frühes Grundschulniveau in das gymnasiale Spektrum zu inkludieren. Vermutlich: viele Bilder, noch mehr Bilder und verdammt viel Austausch mit der Sonderpädagogin. Auch Phasenwechsel sollten immer bildlich begleitet werden. Mein erster Klangstab kommt gerade per Post. Die netteste Tischnachbarin der Welt hat mir ihr Material aus dem letzten Durchgang überlassen; wir werden irgendwie dafür sorgen müssen, dass alle Materialien in den nächsten Schuljahren wiederverwendbar sind und gut archiviert werden.

Wir haben zwei Räume zur Verfügung. Einmal einen normalen Klassenraum, wie man ihn kennt, und einmal den Inklusionsraum. In diesem steht ein großes Sofa, eine große Gruppentischanordnung zum Arbeiten, drumherum viele Fächer mit Arbeitsmaterial und Spielen. Im Unterricht können wir den Raum nutzen, um die inklusiven Kinder in bestimmten Situationen mit anderen Aufgaben zu versorgen, sie nicht neun Stunden am Stück mit Unterricht zu quälen und ihnen auch in den Pausen einen eigenen Rückzugsraum zu ermöglichen. Auch wenn der Raum hauptsächlich für die Inklusionskinder gedacht und eingerichtet ist, kann und soll er auch mit den anderen Kindern genutzt werden. Gerade für Gruppenarbeiten oder auch als Möglichkeit zur ruhigen Partner- oder Einzelarbeit kann man diesen Raum gut nutzen. Darauf freue ich mich, denn einen solchen Raum sollte jede Klasse haben.

Es fällt mir jetzt schon schwer, nicht über gewisse Umstände (die allerdings nicht-schulischen Ursprungs sind) zu schreiben und meiner Fassungslosigkeit freie Bahn zu lassen. In der Realität werden sich die Wogen hoffentlich glätten. Es wird auf jeden Fall ein sehr spannendes Schuljahr.

Blogparade: Bloß kein Stress – persönliche Strategien

Herr Mess ruft zu einer Blogparade mit dem Titel „Nur kein Stress“ und fragt, welche Situationen wir Lehrerblogger als stressig empfinden und was wir dagegen unternehmen. Hier sind meine 2 Cent zum Thema.

Fühle mich aktuell dem Stress gegenüber gut gewappnet, wobei aber folgende Eckpunkte zu beachten sind: Ich mache eine volle Stelle (25,5h), bin gerade aber mit nur wenigen Korrekturgruppen gesegnet und konnte mich bis vor Kurzem nahezu vollständig auf die Arbeit konzentrieren, da meine Frau sich vollständig um die häuslichen Belange gekümmert hat. Das ändert sich gerade. Vielleicht ist in drei Monaten, wenn das neue Schuljahr gestartet ist, schon wieder alles ganz anders.

Es ist überhaupt immer wieder erstaunlich, wie unterschiedlich „Stress“ wahrgenommen wird. Ich bin oft bass erstaunt, wenn ich sehe, was Kollege X wieder an diversen Arbeiten weggewuppt hat, als wäre das nichts, während ich schon wieder über eine Vertretungsstunde maule. Auch die Gründe für Stress können grob unterschiedlich sein und bedürfen einer unterschiedlichen Herangehensweise: einer stressige Elternschaft muss man anders begegnen als stressigen Klassen, Kollegen oder Herausforderungen, die oft urplötzlich von diversen Behörden angeleiert auf Schule herabregnen. Systemische Ansätze könnte man diskutieren und über Strategien der Teamarbeit, gemeinsamer Unterrichtsvorbereitung oder sich über innerschulische Entlastungsmöglichkeiten austauschen. Ich möchte aber gerne zunächst meine persönlichen Strategien zu Vermeidung von Stress beschreiben.

Gute Organisation hilft zu entspannen

Was mir besonders zu Beginn am meisten Stress verursacht hat, war schlechte Organisation. Wenn man Termine aus den Augen verliert, auf den letzten Drücker Vorbereitungen treffen muss, Aufgaben vergessen hat – das führt zu Stress in Reinform. Bestes Beispiel wäre meine ersten beiden Unterrichtsbesuche, die ich mir – aus Versehen und unorganisierterweise – beide auf denselben Tag gelegt hatte.

Ich musste im Laufe der Zeit folgende Dinge lernen:

  • einen Kalender zu führen
  • eine To-Do-Liste zu führen
  • eigene Arbeitszeiten festzulegen

Endlich ein Kalender

Ohne die Erfindung des iPhones wäre ich wahrscheinlich noch heute aufgeschmissen, denn es gab immer ein Problem mit all meinen Lehrerplanern: Ich hatte sie immer am falschen Ort! Entweder waren es riesige A4-Kladden, schwer, unhandlich und immer in irgendeiner Tasche oder auf irgendeinem Schreibtisch, aber nie an dem Ort, wo ich mich gerade aufhielt. Auch das Wechseln auf einen kleinen A6-Kalender half nicht, diese blöden Dinger waren nie bei mir – und alle Eintragungen letztlich oft nutzlos.

Dank des iPhones habe ich aber nun seit 2009 meinen Kalender immer dabei. Immer, immer, immer! Und ich trage alles ein und gleiche den Schulkalender automatisiert mit der Homepage ab. Zwar ist die Übersicht weniger gut, als bei einem Papierkalender, aber ich habe ihn immer dabei und es steht vom Stundenplan und Schulkonferenzen bis hin zu Ferienterminen alles drin!

Den Fokus bewahren – To-Do-Listen führen

Es mag Menschen geben, die ohne To-Do-Liste auskommen können; ich gehöre nicht dazu. Ich würde lediglich alles vergessen, selbst wichtige Dinge. Und auch hier gilt: Dank sei Apple! Papierene To-Do-Listen sind mir ein Graus! Ich bin eh‘ kein Listenmensch und alle Versuche herkömmlicher To-Do-Listen scheiterten kläglich. Beginnt man seine erste To-Do-Liste noch recht entspannt und voller Zuversicht, so endet das Ganze in einer ellenlange Liste, auf der alles Mögliche kunterbunt durcheinander steht, leider aber null Prioritäten zu erkennen sind und irgendwo oben noch etwas offen ist, während zwischendrin schon fünfzehn Punkte durchgestrichen sind. Ein befriedigendes „Jetzt ist alles abgearbeitet“ will sich so nicht einstellen. Und wie schon bei den Kalendern: Listen sind grundsätzlich nie da, wo ich gerade bin, was schlechterdings dazu führte, dass ich bisweilen zwei oder drei doofer Listen hatte, was die Sache nicht einfacher machte, aber auch dafür gibt es ja Smartphones…

OmniFocus

Vorausschau

Komplex, aber dennoch erleichternd.

Meine Rettung heißt „OmniFocus“ und kostet für iOS und Mac OS X bestimmt um die 80€ für die Mac und die iOS-Version, aber diese 80 Euro würde ich jederzeit wieder bezahlen. Ich nutze gewiss nur 10% der Möglichkeiten des Programms, aber folgende Punkte liebe ich:

  • To-Dos bekommen ein Datum+Uhrzeit und ich werde an sie erinnert. Dabei trägt OF die Aufgaben auf Wunsch in meinen iPhone-Kalender ein und synchronisiert zwischen Mac und iPhone.
  • Aufgaben kann man einen Kontext zuweisen, wie z. B. „Arbeitszimmer“, „Kopierer“ oder „Schulgebäude“. Wenn ich also in einer Freistunde Luft habe, schaue ich im Kontext „Schulgebäude“ nach, welche Aufgaben noch offen sich und erledigt werden können.
  • Aufgaben können zusätzlich einem Projekt zugewiesen werden. Z. B. „Klassenlehrer“, „Lehrerrat“ oder „Privat“. Alle Aufgaben die diese Projekte betreffen, werden denen zugeordnet. Wenn ich also zuhause sitze und mir Zeit für meine Klasse nehme, schaue ich im Projekt „Klassenlehrer“, was erledigt werden muss.
  • Ich habe immer den Fokus auf das Wichtige! Keine unübersichtlich vollgestopfte Liste, sondern nur die Aufgaben, die in dem Moment wichtig sind, wenn ich auf die Liste schaue.

Das Programm kostet zugegebenermaßen ein wenig Einarbeitungszeit, aber wenn es einmal läuft, dann entstresst es, weil ich immer weiß, dass ich nahezu nichts vergessen kann.

Arbeitszeiten einhalten

Mal ehrlich: Es gibt immer etwas zu tun. Mein OmniFocus platzt aus allen Nähten und Routineaufgaben wie Korrekturen trage ich da gar nicht erst ein. Da ist es wichtig, den Schlusspunkt zu finden. Ich orientiere mich dafür, auch wenn mir das nicht immer gelingt, an den Tipps von Carl Newport (via):

  1. To-do lists are evil. Schedule everything.
  2. Assume you’re going home at 5:30, then plan your day backwards.
  3. Make a plan for the entire week.
  4. Do very few things, but be awesome at them.
  5. Do less shallow work — focus on the deep stuff.

Besonders wichtig finde ich: Ein Ende festlegen, danach ist Schluss. Zum ersten Mal vor einigen Jahren bei Herrn Rau davon gelesen, der beschrieb, immer zur Tagesschau aufzuhören. Den Samstag halte ich mir grundsätzlich vollständig von Arbeit frei, wenn es nicht gerade lichterloh brennt.

Um auch nicht zu schnell den Verlockungen des Internets zu verfallen und die Zeit gut zu nutzen, hilft mir bisweilen die Pomodoro-Technik, für die es natürlich auch diverse Apps gibt. Besonders bei langweiligen Aufgaben wie Korrekturen hilft das sehr. Aber natürlich nicht immer… 🙄

Arbeit und Privates trennen

Es war ein sehr schöner Samstag gewesen, abends nur noch schnell die Mails checken – und plötzlich war die Laune im Keller. Ein Mail, geschickt zur Unzeit, ungeschickt formuliert: Kopfkino, Stress, der Abend war gelaufen. Seitdem rufe ich private und dienstliche Mails immer auf getrennten Clients ab und dienstliche Mails werden samstags und an Ferien- oder Feiertagen gar nicht mehr abgerufen. Dienstliche Anrufe schicke ich sowieso schon immer auf ein eigenes Telefon ohne Anrufbeantworter, die Mobilnummer gebe ich nur an Kollegen heraus. Auch kommunikativ „frei“ zu haben, ist wichtig – und nicht bei jedem Mailabruf böse Überraschungen befürchten zu müssen, hilft Stress zu vermeiden.

Last but not least: Hobbys nicht vergessen

Wenn es einem gelingt, den Tag zu einem bestimmten Zeitpunkt zu beenden, dann kann man auch Sport und andere Hobbys einplanen. In meinem Plan steht einmal pro Woche irgendwann „Bouldern“ auf dem Programm, und nach einem Schultag befreit nichts mehr den Kopf, als joggen zu gehen. Ich bin auch nicht bereit, meine Gitarren zu verfeuern, nur weil anderer Leut’s Kinder ihre Klassenarbeiten nach einem Wochenende korrigiert zurück haben wollen und manche Kollegen das schon nach einem Tag schaffen. Ist mir wumpe. Da müssen sie halt warten. Im Gegenzug bin ich dafür auch in der Regel entspannt und ausgeglichen – auch meinen Schülerinnen und Schülern gegenüber.

(Und, ja, ich weiß: Es gibt in jedem Kollegium diesen einen Kollegen, der es schafft, nach einem Tag zurückzugeben und entspannt zu sein! 😉 )

Die kleine Minna

Eine bezaubernde kleine rothaarige Person, mit einem Patchworkkleidchen und einem Ast im Haar, dazu noch eine märchenhafte Geschichte und das Ganze in einem wunderschön illustrierten Kinderbuch – wer könnte da widerstehen?

Ich habe mich auf Anhieb in die kleine Minna verliebt. Darum unterstütze ich „Die kleine Minna“ bei Kickstarter. Leider fehlt es noch an Unterstützern und es sind nur noch 12 Tage Zeit!

Wer also ein einzigartiges Geschenk sucht, wer immer schon einmal eine Erstauflage in der Hand halten wollte, wer tolle Illustrationen liebt und sich gerne überraschen lässt, der sollte sich auf die kleine Minna einlassen und ihr auf Kickstarter ihre Reise ermöglichen.

5.000

Da sitzt man mit Sportlern in der Pause am Tisch und das Gespräch kommt auf den gefürchteten 5000-Meter-Lauf, den die Schüler aktuell absolvieren müssen. Man erzählt stolz, dass man die 5000 in ca. 27 Minuten schafft. Blick auf die Tabelle:„Das wäre dann eine 5+.“

Kollegen können so fies sein.

Twitterpause und Handschrift

Habe mir vor ein paar Tagen eine mindestens einwöchige Twitter-Pause verordnet, weil mir dort das geballte „Schule ist schlecht“-Mantra meiner Timeline gehörig auf den Zwirn ging und ich davon ein wenig Abstand brauchte. Nett, dass wenigstens manche Journalisten für uns Lehrer in die Bresche springen, wenn wir dazu nicht in der Lage sind. Ja, ich weiß, das ist unfair, weil viele aus meiner Timeline Schule durchaus nicht nur negativ gegenüberstehen, und vieles dürfte einfach per schnellem Retweet in meine Timeline gespült werden, aber auf Dauer wirkt das wie Tröpfchenfolter. Und trotz aller eigenen Kritik an Schule muss ich nicht alles in Grund und Boden verdammen. Also: Twitterpause.

Handschrift

Dass in Finnland die gebundene Handschrift in den Grundschulen nicht mehr unterrichtet wird, ist hier ein großes Thema. Empörung! Ich auch. Zunächst, weil ich als typisch Schlagzeilenbelesener, glaubte, die Handschrift würde abgeschafft. Aber nein, nur die verbundene Schreibschrift wird abgeschafft, eine Druckschrift bleibt weiterhin erhalten und die Weltenordnung stürzt nicht vollständig ein. Denn dafür lernen die Kinder schon in der Grundschule das Schreiben auf dem Computer, was nicht die schlechteste Idee ist, wenn man sich anschaut, wie unterschiedlich die Tastaturkenntnisse und -fähigkeiten unserer Gymnasiasten bis in die hohe Mittelstufe hinein sind. Zeichen können nur von einer Seite aus gelöscht werden, Formatierungen abseits von „Zentrieren“ sind nahezu unbekannt, die Tab-Taste ist ein unnützer Platzverschwender und die Zweitbelegung von Tasten ein Buch mit sieben Siegeln (Wie macht man denn nun ohne Touch dieses vermaledeite „@“?).

Nun, für einige geht dann eben doch das Abendland (huch, das mag man in Zeiten von Pegida kaum noch schreiben) unter und die „Arme Sprache“ wird bejammert. Weniger dramatisch sieht den Wegfall der Schreibschrift dagegen Professor Brügelmann im WDR 5-Tagesgespräch. Ich sehe es jetzt auch weniger dramatisch.

So. Und jetzt wird wieder korrigiert. Dank Twitterpause komme ich auch viel schneller voran. 😉

Fahrrad und laufen

Fahrrad

Bin selten so gut in ein Schuljahr gestartet. Wichtigster Vorsatz: Für alles genug Zeit nehmen. Notennotizen direkt nach der Stunde eintragen, Listen in Ruhe ausfüllen, Aufgaben beenden und sich nicht von anderen dazwischenfunken lassen („Hast du mal gerade…“). Klappt bislang gut, bin (noch) tiefenentspannt. Es schont die Nerven, wenn man mit dem Fahrrad zur Schule fährt. Der Bus ist keine Alternative mehr, seit ich mich letzte Woche ganz hinten in die Tür quetschen musste, das noch halb ausgeklappte Portemonnaie mit der Fahrkarte in der Linken, die schwere Tasche in der Rechten, einen Zeigefinger irgendwo eingehakt – und bei aufgedrehter Heizung, denn als der Busfahrer die Kiste angeworfen hat, war es ja noch kühl. Per Fahrrad kommt man schon wach am Schulgebäude an und hat notfalls auch mal ein paar Minuten mehr (dreißig, um genau zu sein, ich fahre meist sehr früh los, weil mich auch viel Verkehr morgens nervt).

Drückt mir die Daumen, dass ich das auch im Winter durchziehe.

Laufen

Ansonsten versuche ich seit einigen Wochen, möglichst regelmäßig zu laufen. Bin mittlerweile bei 5 km pro Lauf angekommen, die ich nun auch locker durchlaufen kann, ohne ins Keuchen zu geraten. Mehr Strecke geht auch, aber ich will mich langsam steigern, um dem Körper Gelegenheit zu geben, sich nach Jahrzehnten ohne Sport wieder an die Belastung zu gewöhnen. Das muss ja nicht gleich in einer Verletzung enden.

Und mittlerweile macht das Laufen wirklich Spaß und ich freue mich auf jeden Lauf, nicht zuletzt auch, weil ich gespannt bin, wie die Zombie-Apokalypse sich entwickeln wird. Laufen mit Hörspiel – da kommen zwei prima Dinge zusammen, und gleichzeitig ist es auch noch gesund, das hat man selten. Wenn es mir in den ersten Wochen nach den Sommerferien gelingt, möglichst regelmäßig zu laufen, dann muss ich nur noch den kalten Winter überwinden – und ein neues Hobby ist geboren. 12k sind das Ziel – danach schaue ich mal weiter.

Ein neues Schuljahr

Drei Tage Unterricht in NRW – und schon wundere ich mich wieder, wie all das geschafft werden soll und woher so mancher seine Zeit für all die Camps (OERCamp Köln, EduCamp Hattingen) hernimmt, wenn er nebenbei noch korrigieren, unterrichten, Nebenprojekte betreuen, sich offiziell fortbilden und zwischendurch noch seine Familie (Freunde?) sehen will. Ich bin immer schwer beeindruckt von dem Einsatz, den manche an den Tag legen. Ich schaffe das nicht, der normale Alltag hat mich jetzt schon wieder voll im Griff.

Sechs Korrekturgruppen erwarten mich im neuen Schuljahr, das ist mein persönlicher Rekord, gleichwohl ich einzelne Kollegen kenne, die schon sieben Korrekturen hatten. Natürlich kommt es auch noch darauf an, wieviel die jeweiligen Gruppen durchschnittlich schreiben, wie groß die Gruppen sind und wieviele schriftliche Arbeiten pro Halbjahr geschrieben werden, dann relativiert sich die Zahl der Korrekturen rasch. Mein Differenzierungs-Kurs schreibt zum Beispiel nur eine Klassenarbeit pro Halbjahr und besteht nur aus 18 Personen, das ist natürlich nicht vergleichbar mit einem Deutsch-LK, der nicht selten auch mal 30 Personen fasst. Klappt schon.

Dieses Jahr liegt mein unterrichtlicher Schwerpunkt deutlich in Geschichte. Ein Diff-Kurs, eine AG, zwei EF- und ein Q1-Kurs sollen versorgt werden. Die Änderung der Lehrpläne für die Einführungsphase (früher Klasse 11) verlangt nun einen diachronen Durchgang durch die Geschichte, was mich persönlich sehr freut. Als erstes Thema steht „Erfahrung mit Fremdsein“ auf dem Plan und wir schauen dann von der Antike bis in die jünste Geschichte, wie sich die Auseinandersetzung mit Fremden und eigener Fremdheit ausgewirkt und entwickelt hat. Themenfelder Römer / Germanen; Asien / Europa; Arbeitsmigration im Ruhrgebiet. Endlich einmal nicht chronologisch arbeiten zu müssen, das finde ich klasse!

Auch sonst stellen sich neue Herausforderungen, aber dazu vielleicht später einmal. Das Jahr startet jedenfalls gut, die Gruppen machen einen rundum motivierten Eindruck und ich bin gespannt, wohin das neue Schuljahr führen wird.

Lernlab KAS? Zu Hilfe!

Und da fragte die @Barfussprinzess doch glatt, ob ich auch in Köln beim Lernlab dabei sein werde. Öhm. Lernlab? In der KAS? Das war mal wieder an mir vorbeigezogen, obwohl ich bei Kubi doch schon einmal etwas über das Lernlab Berlin gelesen hatte. Und während ich zum Lernlab KAS recherchierte, wurde mir klar, dass ich lehrer2.0mäßig nichts zu bieten habe. Nix 2.0, eher Lehrer 0.0. Doppelnull. Zu Hilfe! Oder?

Lernlabs

Das Lernlab ist eine Veranstaltung, bei der Lehrer, wenn ich es richtig verstanden habe, quasi in bester Piratenmanier für einen Tag eine Schule „kapern“, dort nach Absprache (okay, nur so halb-piratig) den Unterricht übernehmen und dabei neue Konzepte des Lernens2.0 vorstellen. Zum Beispiel die von Kubiwahn erwähnten digitalen Backchannel von @Lammatini im allgemeinen Unterrichtsgespräch. Fünf interessierte Gäste hospitieren dabei zusätzlich.

Und ich so?

Und als ich so nach dem Hashtag des nächsten Lernlab suchte, fand ich diese Auflistung möglicher Aktivitäten für das nächste Lernlab im Oktober in der Kölner Kaiserin-Augusta-Schule. Während ich die Auflistung durchging, stellte sich mir die Frage, ob ich mich auch auf dieser Liste wiederfinden könnte und welchen Beitrag ich liefern könnte, das kleine Rädchen der digitalen Bildung in NRW ein klein wenig weiter zu drehen.

Zu allem Übel hatte ich dabei noch einen kritischen @ciffi und eine anspruchsvolle @lisarosa auf dem Screen. Der eine mokierte sich über die mangelnde digitale Praxis der Lehrerschaft, die andere betonte das andere, nicht allein auf neoliberal orientiertes Bulimielernen orientierte Lernen, ohne das alle 2.0-Bestrebungen sinnlos sein, was die eigene Einschätzung nicht leichter machte.

Nichts

Die beschämende Antwort war: Nichts. Da hatte ich nichts zu bieten. Wikis haben sich in meinem Unterricht nicht etablieren lassen, Moodle auch nur schleppend und mit Nachhaken. Klar, einzelne Tools lassen sich mal vermitteln (z. B. Prezi als PP-Ersatz), aber ein dauerhafter Einsatz, der Mehrwert oder sinnvollen Ersatz bestehender Methoden oder Werkzeuge versprach… da sah’s doch eher mau aus. Geocaching im Geschichtsunterricht? Noch nie. Der Einsatz toller Handy-Lernapps im Unterricht? Never.
Nun, ich scheue bewusst Dienste, die Anmeldungen verlangen, weil ich meine Schüler denen nicht aussetzen mag. Facebook ist für mich mittlerweile besonders persönlich ein No-Go, da will ich selbst nicht mehr hin. Seit meine Mobilnummer über die Telefonliste auch an die SuS „durchgesickert“ ist, versuchen manche Schüler, mich über WhatsApp zu erreichen, was in Einzelfällen hilfreich sein kann, aber im Großen und Ganzen von mir boykottiert wird (furchtbarer Lehrer, der ich bin, ich weiß schon…), weil eben das Gros der Schüler von der Kommunikation ausgeschlossen ist. Und von Lernen will ich gar nicht reden. Die mediale Ausstattung an meiner Schule ist, als dürre Entschuldigung eingeschoben, bescheiden. Beamer hängen in Fachräumen, die ich in der Regel selten betrete, und ein ganzes Exemplar für ca. 110 Kollegen kann man sich ausleihen. Aber anderen kann es ja nicht besser gehen. Und dennoch: Nichts, nichts, nichts, wohin ich auch blickte.

Dünn, mau, geradezu beschämend sah es also aus mit der Lehrer2.0fähigkeit meiner Wenigkeit. Obwohl…

Der letzter Rettungsanker: Weblogs

… Blogs, mit denen hatte ich schon mehrere 2.0-Versuche gestartet. Aber ob deren Ergebnisse wohl für eine Präsentation vor anderen Lehrern bestehen würden und ob der Einsatz wirklich den erhofften „Mehrwert“ gebracht hat? Davon mehr im nächsten Beitrag.

Ferienrückblick: Ein Schulwald

In Schleswig-Holstein, genauer gesagt in Steinbergkirche, waren wir nun gelandet, einem kleinen Fleckchen unweit von Flensburg, nur einen Katzensprung weit entfernt von Dänemark, doch hatten wir nicht an die Kinderreisepässe gedacht, weshalb ein Ausflug ins Nachbarland sich leider verbot.

Kirche Steinbergkirche macht seinem Namen alle Ehre, denn die Kirche ist wirklich malerisch schön, zumal wir das Glück hatten, sie beleuchtet von außen während eines Gottesdienstes zu bestaunen. Ansonsten ist Steinbergkirche ein ziemlich gewöhnliches Dorf mit einem überschaubaren Einkaufszentrum und wenigen kleinen Händlern, die alle fußläufig zu erreichen sind. Ideal, um zur Ruhe zu kommen und morgens die Kinder im Bollerwagen zum Bäcker zu ziehen. Oder auch um Bücher zu schreiben, für so etwas scheint die Ostsee perfekt zu sein.

Unweit von unserem wunderschönen Ferienhaus befand sich die örtliche Grundschule. Auf der Suche nach einem Wanderweg geriet ich zufällig auf den abseitig gelegenen Schulhof, wo tatsächlich zwei Schüler ihre Snakeboards übers Wochenende vergessen hatten. Heile Welt hier im Norden, offensichtlich hat niemand Sorge, dass die geklaut werden – und auch am Sonntag lagen die noch brav, wo sie vergessen wurden. An meiner Schule werden Snakeboards und andere Utensilien nur gegen den Schülerausweis herausgegeben.

SchulwaldUnd  wo andere Schulen stolz sind auf ihr Schulgartenkonzept, da kann die Grundschule Steinbergkirche gleich mit einem ganzen Schulwald aufwarten, dessen Zugang sich direkt neben unserer Garage befand. Ich hätte ihn zu gerne einmal besucht, aber leider versperrte ein Tor den Zugang. Über den Zaun hinweg und von unserem Garten aus konnte man nur einen umgeknickten Baum und einige Stelltafeln erkennen. Da auch in unserem Garten einige Bäume (vermutlich beim letzten großen Unwetter im Frühjahr) umgeknickt waren, wäre es vermutlich auch nicht ganz risikofrei gewesen, den Garten zu betreten. Schade, ich hätte ja zu gerne einmal hineingeschaut.

Dicke Schnecken haben wir dennoch einige gefunden, und auch mehrere kleine Grasfrösche sind uns im Garten über den Weg gehüpft. Das ist zwar kein Ersatz für einen ganzen Schulwald, aber  schön war’s trotzdem!

Ein erster Ferienrückblick

 

„Das Flenst“ – so steht’s auf dem Anhänger, der seine gekühlte Ware vor uns über die Landstraße transportiert. Auf meinen Protest hin meint die Frau auf dem Fahrersitz neben mir, ich sei eben kein Werbefachmann, doch, so meine ich, bin ich doch ein Verbenfachmann. „Das Flenst“ geht vom Standpunkt eines solchen aus gar nicht.

Das FlenstUnd während wir dem Biertransporter folgen, stellen wir fest, dass die nordische Landstraße als solche gesäumt zu scheint von unerwartet vielen kleinen Holzkreuzen, die ihre jungen Toten beklagen. Wenige Ampeln, kaum Kreuzungen und überschaubarer Verkehr mögen dazu beitragen, dass einige Fahrer ihre Künste überschätzen und vorzeitig bei überhöhter Geschwindigkeit das Zeitliche segnen. In Bielefeld undenkbar, die döselige Verkehrsplanung erstickt jeden Versuch flüssigen Verkehrs im Keim. Rasen unmöglich. Allerdings versperren auch nicht so häufig langsame und lange Traktoren die Sicht und die freie Fahrt; auch die unübersichtlichen Überholmanöver dürften das ein oder andere Kreuz gefordert haben.

Institut für BierologieDoch das Leben in den schleswig-holsteinischen Landen ist ein ländliches und für die Jugend abseits der Stoppelfeldfeten gewiss eine Herausforderung. Um zur nächsten außerdörflichen Attraktion zu gelangen, muss man zwangsläufig auf das schnelle Auto zurückgreifen, und wenn einige Fahrer etwas zu fleißig am „Institut für Bierologie“ studiert haben, das sich in der kleinen Stadt Kappeln befindet, dann endet das wohl manchmal böse.

Dabei ist die Welt ist hier noch in Ordnung, die Immobilienpreise sind für die von uns gewohnten Verhältnisse lächerlich niedrig, und die Dorfjugend grüßt jeden Fußgänger freundlich mit einem „Moin“. Menschen, die Strahlenbelastung fürchten, dürften sich hier mehr als wohl fühlen, denn die Erreichbarkeit per Mobilfunk oder gar über das mobile Internet ist nahezu ausgeschlossen und internetgewöhnte Touristen erkennt man daran, dass sie wie Wünschelrutengänger auf ihr Handy starren und im Zick-Zack nach einem Plätzchen mit Empfang suchen. Vergeblich.

Die nächsten Tage lassen wir das Dörfliche tageweise hinter uns. Es geht dann nach Flensburg. Hoffen wir, dass es flenst.