Schreckmoment. Mails. Klassenfahrt.

Junge, das geht wieder gut los. Kurzer Schreckmoment, als ich eine Mail mit der Bitte um die Schulstatistik weitergeleitet bekomme. Hatte ich was verpasst? War zum Glück nur Fehlalarm.

Überhaupt: Mails. Versuche zum ersten Mal, konsequent am Wochenende keine dienstlichen Mails abzurufen und richte jedesmal eine terminierte Abwesenheitsnachricht ein. Mal gucken, wie das so ankommt.

Nächste Woche dann erstmal eine Woche Klassenfahrt an die Nordsee. Zum ersten Mal mit Inklusionskindern, zum ersten Mal ohne Telefonkette. Hoffe, dass alles gut geht.

Vorstellung.

Erste Schulstunde mit den neuen Fünftklässlern. Ein hochmotivierter Deutschlehrer: „Guten Morgen zusammen. Ich heiße Hokey und bin euer neuer Deutschlehrer. Seit 2009 unterrichte ich hier Deutsch und Geschichte…“

Ein erstauntes Raunen geht durch die Menge: „2009!? Da wurde ich geboren!“

Ich komme mir nun durchaus etwas alt vor…

(Später schätzte mich zum Ausgleich jemand auf 24. Hach, wenn doch alle Menschen durch die unverstellten Augen von Fünftklässlern sehen könnten.)

Ent-spannung

Die Anspannung steigt. Das neue Schuljahr läuft so langsam an. Der Unterricht kommt immer mehr in Gang, das Organisatorische drumherum läuft schon längst, schon weit vor den Ferien, auf Hochtouren. Die Fahrtenwoche steht bevor. Bislang läuft im Betrieb trotz eines überraschenden Schulleiterwechsels alles rund, vielleicht sogar ein bisschen runder. Zumindest läuft es anders und alleine das tut gut.

In diesem Jahr stehen einige entscheidende Weichenstellungen für die Zukunft der Schule an, und es bleibt spannend, wie sich alles entwickeln wird. Wenn es so weiterläuft, kann man trotz der emotional Anspannung dabei entspannt bleiben.

Rückblick

Ich mache das ja sonst nicht, aber das vergangene Schuljahr verdient wohl einmal eine Nachbetrachtung. Es gab viel zu tun und es wird vermutlich das Schuljahr mit den meisten langen Tagen und Extraaufgaben gewesen sein.

Zu Beginn des letzten Schuljahres erneut für den Lehrerrat kandidiert. Während der Wahl die Schulleiter bitten, die Wahl zu verlassen. Nicht vergnügungssteuerpflichtig. Dann ging es aufgrund fragwürdiger Verhaltensweisen Einzelner drunter und drüber mit Langzeitwirkung. Danach ein Changieren zwischen Kommunikationsproblemen und produktiver Kooperation. Zwischendurch alles wieder in ruhigen Bahnen. Drei Monate vor Schuljahresende die plötzliche Bekanntgabe der Schulleitung, dass sie im aktuellen Jahr nicht weitermachen wird. Rede zur Verabschiedung der Schulleitung halten. Dazwischen die Teilnahme an verschiedene Arbeitsgruppen zu Raumkonzept, Fahrtenkonzept, Schulklima und das Lehrerrats-Übliche. Beschwerdebrief an den Schulträger formuliert wegen unhaltbarer Zustände die Gebäudesituation betreffend. Zwischendurch Schulkonferenzsitzungen bis nach 23.00 Uhr.

Überraschend eine Klassenleitung in einer Inklusionsklasse übernommen. Hatte nach meiner letzten Klasse um eine kleine Pause gebeten, aber es ist ja nie so, dass Schulen genug Personal hätten… Also wieder ran an den Speck. Von jetzt auf gleich wieder Elternabende, vollgepackte Beratungstage, viele und lange Elterngespräche, Treffen mit Inklusionshelfern, Sonderpädagogen und natürlich Verwaltung, Verwaltung, Verwaltung. Nebenbei zwei Abiturkurse, viel Vorbereitung, viele Prüfungen und Co-Korrekturen.

Das Medienkonzept kam in Trippelschritten voran, aber immerhin geht es nun voran. Vorbereitung der informatischen Bildung in Klasse 6.

Bouldern und Laufen waren irgendwann nicht mehr drin. Ferien dringend nötig. Vorsatz für dieses Schuljahr: Regelmäßig zu laufen, auch im Winter – und zu bouldern, wenn möglich einmal pro Woche. So wie letztes Jahr soll es in diesem nicht mehr werden.

Dritter Medienbildungstag – Nostalgie.

Gestern fand der dritte Medienbildungstag meiner alten Alma Mater, der Uni Bielefeld, statt. In den letzten Jahren habe ich die Uni auch immer wieder einmal aus unterschiedlichen Gründen besucht, aber dieses Mal war mir wirklich etwas nostalgisch zumute. Da mag zum einen daran liegen, dass ich ausnahmsweise ohne marodierende Schülergruppe im Schlepptau da war und zum anderen daran, dass mir zum ersten Mal bewusst wurde, dass ich mittlerweile nahezu doppelt so alt wie die Erstsemester bin. Hilfe, ist das alles lange her, obwohl es mir vorkommt, als wäre das alles erst gestern gewesen!

Und da ich ca. 40 Minuten zu früh da war, habe ich mir erst einmal wieder in Ruhe die Uni angeschaut. Es hat sich doch einiges verändert – und das durchaus zum Positiven.

Nostalgie

Die gute alte Unihalle. Wie immer hässlich, von Plakaten diverser Interessensgruppen behangen, das Rattern der Tassenwagen auf dem schwarzen Noppenboden, der Bäcker, der Schreibwarenladen – alles noch an seinem Platz. Tauben im Dach gurren so laut, dass es die ganze noch spärlich besetzte Halle erfüllt. Die Sparkasse, in meiner Anfangszeit noch mit Personal besetzt, ist schon vor einigen Jahren durch Automaten ersetzt worden. Gott sei Dank gab es früher noch Menschen in der Filiale, denn ohne diese hätte ich meine Kaution für meine erste Wohnung nicht so schnell bekommen, wie es hätte sein müssen. Das ging nämlich plötzlich ganz schnell.

Auf der Suche nach der Uni-Bücherei werde ich jedoch jäh enttäuscht: Statt der kleinen Bücherhöhle, in der stapelweise die Semesterliteratur vorgehalten wurde, treffe ich nur auf einen seelenlosen Arbeitsraum, der unfreiwillig an diese Begegnungsräume im Knast erinnert, die man aus Fernsehserien kennt. Was haben sie mit der Bücherei gemacht? 😢

Schöner arbeitet es sich da auf der Galerie, die natürlich keine Ruhe bietet, dafür aber direkt am Puls der Uni schlägt. Freies Internet gibt es hier, jedoch ist das nur vor acht Uhr nutzbar, im Workshop war ein Umstieg auf das eigene mobile Netz nötig. Beim Gang über die Galerie begegnen mir alte Bekannte, natürlich das Büro des AStA und das des Schwulenreferats. Als ich als Erstsemester da das erste Mal vorbeigegangen bin, wären mir fast die Augen ausgefallen, denn dort hing ein Plakat, das zwei Männer bei der Fellatio zeigte. Ich konnte das damals gar nicht glauben, dass man solch ein Plakat aufhängen darf und war reichlich verunsichert. Gestern habe ich mich aufrichtig gefreut, dass das Plakat immer noch hängt. Es gehört einfach zum Uni-Inventar.

Die Aufwertung der Toiletten ist augenfällig. Statt der stinkenden Pissrinne und der löchrigen Toilettenwände setzt man auf ein schickes Design und klare Struktur. So saubere Toiletten habe ich in dieser Uni noch nie gesehen. Noch ein kurzer Besuch im Audimax und ein Foto von der kritischen Kunst vor dem Audimax – und dann ging die Begrüßungsveranstaltung auch schon los. 

Verstärkt wurde meine Nostalgieaufwallung dann auch noch im sicheren Hörsaal, als Frau Prof. Josting in die Veranstaltung eingeführte, denn an Frau Josting habe ich ausnahmslos positive Erinnerungen. Meine zweite Hausarbeit habe ich bei ihr geschrieben und ich weiß noch genau, was sie mir sagte, als sie mir diese zurückgab.

Später, nach der Einführung und dem ersten Workshop bei Ricarda Dreier, habe ich noch nachgeschaut, ob es die mega Frikadellen-Fladenbrote mit Krautsalat noch gibt – zu Studi-Zeiten quasi Grundnahrungsmittel – es gibt sie! Zu den Inhalten des „Mebit“ gibt es später mehr, erst einmal musste ich hier Grundbedürfnisse befriedigen. 😉

Links im Januar

Zuletzt dezent darauf hingewiesen worden, dass hier ja nur noch sporadisch etwas geschrieben werde. Das trifft offensichtlich zu. Und es liegt auch etwas daran, dass ich einerseits ungerne über meine Schule schreiben möchte, was ich unweigerlich täte, wenn ich hier schreibe – und andererseits auch keine Lust habe, jedesmal das ganz große politische Fass aufzumachen. Sucht man Anekdoten und Selbstlob, so wird man bei Twitter fündig, wozu also Blogbeiträge? Überdies schreibe ich wieder mehr auf meinem kleinen persönlichen Blog, wo es um Allerweltsgedöns und Gitarrenkrempel geht. Und das ist der zweite Grund, warum ich hier so wenig schreibe: Ich habe in den letzten Jahren zunehmend begonnen, das Thema Schule aus der Freizeit herauszuhalten und so ein Blog ist erst einmal nichts anderes als verbrauchte Freizeit.

Nichtsdestotrotz (ich schulde dem Batti noch eine Antwort auf seinen Einwand bezgl. des Umgangs mit dem Datenschutz. Und andererseits passieren ja gerade viele Dinge, die eine Würdigung vertrügen. Ich belasse es heute aber nur bei einigen Links:

Kartoffeln

So zur Süddeutschen-Zeitung (die mich wieder auf ihr Angebot lässt?) und sich unter dem Titel „Der Kartoffel-Effekt“ mit den gesundheitlichen Auswirkungen von Smartphones beschäftigt. Statt mit Drogen, sollte man die Wirkung von Handynutzung auf Jugendliche lieber mit Kartoffeln vergleichen:

Der Handygebrauch verschlechtert die Gesundheit von Jugendlichen demnach nur um 0,4 Prozent. Statistisch ist das derselbe Effekt, der sich beim regelmäßigen Verzehr von Kartoffelgerichten einstellt und noch dazu ein Einfluss, den man nach Meinung der Wissenschaftler getrost vernachlässigen kann.

Lebenslange Drohung

Im – sehr zu empfehlenden – Soziopod zu „Angst und Gesellschaft“ fällt das Zitat:

„Lebenslanges Lernen ist heute eine Drohung geworden.“

Ich habe ihn nicht ganz zu Ende gehört, aber darüber sollte man tatsächlich mal nachdenken, denn dieser Spruch ist ja eines der gängigsten Totschlagargumente unserer Zeit.

Germanen

Warum die Germanen fast aus unseren Lehrplänen verschwunden sind“, heißt es bei der FAZ in einem Interview mit dem Bielefelder (oha, das lese ich auch gerade erst…) Juniorprofessor Lars Deile – und es wird nicht so stumpf, wie der Titel es unter Umständen befürchten lässt, sondern führt über einige Problemfelder der Didaktik und unterschiedlichen Vorstellungen von Geschichte.

Medienskepsis.

Befinde mich gerade in einer Phase großer Medienskepsis. Habe gerade den persönlichen Eindruck, dass viele Probleme an meiner Schule Folge von Medienkonsum sind. Anscheinend treffen Schülerinnen und Schüler im Netz auf Inhalte, die sie äußerst verunsichern und emotional stark überfordern. Das drückt sich dann im eigenen Verhalten aus. Beobachtungen, wie ich sie dieser Tage mache, waren mir vor acht Jahren, vor dem großen Aufstieg der Smartphones in Kinderhänden, noch fremd. Das macht mir ernsthaft Sorgen. Hoffnungsschimmer: Meine Oberstufenschüler. Die schätzen die heutige Elterngeneration als unerfahren und überfordert ein, sind sich aber sicher, dass sie es später besser machen werden.

Ich selbst habe mich auch etwas aus dem Medientrubel zurückgezogen. Bin seit etwa drei Wochen raus aus Twitter, und zwar nicht nur inaktiv, sondern mit gelöschtem Profil, dessen 30-tägige Gnadenfrist sehr bald abgelaufen ist. Aktuell fällt mir kein Grund ein, das Profil wieder zu aktivieren. Glaube nicht, dass mir das gut tut. Seit ich aus Twitter raus bin, blogge ich wieder friedlich vor mich hin, lese entspannt meinen Feedreader leer und prokrastiniere stattdessen in Gitarrenforen. Könnte schlimmer sein.

Buddenbohm. Bäume pflanzen.

Da es hier nichts Besonderes zu erzählen gibt, verweise ich einfachheitshalber auf das Blog von Buddenbohm, in dem es sich heute mal um den Deutschunterricht an der Grundschule seines Sohnes dreht. Auch ohne Lehrercontent: Den Buddenbohm sollte man sowieso im Feedreader haben.

Ansonsten prokrastiniere ich gerade aktiv (sonst würde ich ja jetzt nicht hier tippen). Um mich moralisch zum Korrigieren zu zwingen, habe ich gestern die witzige App „Forest“ entdeckt, die dabei helfen soll, konzentriert und unabgelenkt zu arbeiten. Dabei stellt man eine gewünschte Zeit ein und während die Zeit abläuft, wächst ein kleiner virtueller Baum. Hält man die eingestellte Zeit vollständig durch, ergänzt der Baum einen kleinen Wald, der mit der Zeit immer größer wird (und natürlich kann man noch Punkte sammeln und andere Bäume freischalten). Bedient man jedoch während der Arbeitsphase sein Smartphone, stirbt der kleine Baum – und das kann ja keiner wollen. Angeblich kann man sogar echte Bäume pflanzen lassen, wenn man ausreichend Punkte zusammengearbeitet hat, aber so weit bin ich noch lange nicht.

So. Fertig prokrastiniert. Jetzt werden weiter virtuelle Bäume gepflanzt.

 

Prokrastination nach Twitter.

Werde Twitter mal für ein paar Tage den Rücken kehren. Also bitte nicht wundern, wenn hier wieder etwas häufiger geschrieben wird und sich dabei viel Nonsens ansammelt. Und nicht wundern, wenn ich da drüben nicht reagiere. Sämtliche Apps sind deinstalliert und kurz habe ich darüber nachgedacht, den Account ganz zu löschen. Für einen Menschen, der in der Regel soziale Ereignisse >4 Personen meidet, sind soziale Medien wie Twitter wahrscheinlich die falsche Plattform.

Dumm nur, dass ich nun nicht mehr per Twitter prokrastinieren kann. Daher verbessere ich gerade „fehlerhafte“ Formatierungen in anderer Leut’s Dokumente. Mein innerer Monk lässt das nicht zu, dass Zeilenabstände oder An- und Abführungszeichen falsch gesetzt sowie Aufzählungszeichen mit Gedankenstrichen verwechselt worden sind. Und das zu verbessern dauert… und mir fällt auf, dass ich mein Arbeitszimmer mal umgestalten könnte…

(Eine leichte Staubdecke legt sich auf die 85 Klassenarbeiten und Klausuren.)

Wir sind schon „Flexi-Schule“

Ich mache eine kurze Pause in meiner Unterrichtsvorbereitung für die Inklusionsklasse, während ich über eine Schlagzeile stolpere: „Löhrmann will jetzt die Flexi-Schule“.

„Flexi“ scheint das neue Zauberwort der Politik zu werden. Immer dann, wenn man Verantwortung und feste Standpunkte umgehen, die unangenehme argumentative Auseinandersetzung mit dem Bürger vermeiden will, dann bietet man ihm „Flexi“ an. Nach der „Flexi-Rente“ kommt nun der Vorschlag meiner der NRW-Bildungsministerin Löhrmann, das Gymnasium abzuschaffen eine „Flexi-Schule“ einzurichten.

„Flexi“ beschreibt vielleicht auch das Rückgrat der Ministerin. Da wehte ihr nun offensichtlich einiges an Gegenwind aus der Ecke der G8-Gegner entgegen und anstatt standhaft zu bleiben, biegt sie sich zur Landtagswahl 2017 selber wie ein Gummibaum. Nichts bleibt mehr von der harten Pro-G8-Haltung, jetzt geht plötzlich alles.

Wir sind schon flexi

Es ist ja nicht so, dass die Schullandschaft seit Jahrzehnten erstarrt wäre. Als ich von der Uni an meine Ausbildungsschule kam, war ich durchaus erstaunt, wie sich das Arbeiten in der Oberstufe verändert hatte. Viel mehr Präsentationen der Schüler, weniger Frontalunterricht und eine Stärkung des wissenschaftspropädeutischen Arbeitens, da nun jeder Schüler in einem Fach seiner Wahl eine Facharbeit zu einem Thema seiner Wahl schreiben musste. Einen bilingualen Zweig bieten wir überdies auch noch.

Nichtsdestotrotz kann es der Schulpolitik ja nie genug sein. So war meine erste (und zwar die allererste!) Amtshandlung an meiner Schule nach der Festanstellung die Umarbeitung eines Curriculums. Es sollten noch einige folgen, denn es stand, nachdem gerade das Zentralabitur eingeführt worden war, der Wechsel auf das G8 bevor. Damit nicht genug, entschied man sich dafür, dass kurz darauf alle Lehrpläne kompetenzorientierte Lehrpläne sein sollten.

Gleichzeitig haben wir unser Gymnasium auf den gebundenen Ganztag umgestellt, mit allem, was dazugehört: Angepasste Stundentafeln, Pausenkonzepte, Raumkonzepte, Umstellung auf ein Doppelstundenraster, dauerhaftem Nachmittagsunterricht, zusätzlichen Aufsichten, Vertretungskonzepte, die direkte (und großartige) Intergration von Schulsozialarbeit und was noch alles so dazu gehört. Eine Qualitätsanalyse durften wir bei all dem auch noch über uns ergehen lassen. Ein Neubau wurde geschaffen (wir müssen ihn jedoch „dank“ der lokalen Schulpolitik bald schon wieder verlassen) und das bestehende Schulgelände durch den Einsatz weniger Engagierter gehörig aufgewertet.

Kaum war das geschafft und halbwegs in gefestigten Bahnen, brach die Inklusion über uns herein. In einem verdammt kurzen Zeitrahmen mussten plötzlich „Fortbildungen“ wahrgenommen werden (frei nach dem Motto: „friß oder stirb eben ohne Fortbildung“), die Förderung von emotional-sozial auffälligen, geistig behinderten oder Kindern mit sehr niedrigem Intelligenzquotienten vorbereitet werden, der Aufbau von Förderplänen diskutiert werden, und wir als Gymnasium übernehmen nun ganz nebenbei noch das, was bis vor kurzem noch spezialisierte Förderschulen geleistet haben. Es sitzen nun Kinder in meiner gymnasialen 5. Klasse, die von Klasse 1 Grundschule über Hauptschulniveau bis hin zur gymnasialen Eignung (und diversen Verhaltensauffälligkeiten) alles abdecken, was die Schullandschaft so zu bieten hat. Noch mehr flexi?

Geht! Wir unterrichten schließlich (ebenfalls trotz unfassbar kurzer Vorlaufzeit) auch die Kinder der Integrationsklassen. Auch da sind die Kolleginnen mit diversen Schwierigkeiten befasst: nicht vorhandene Alphabetisierung, traumatisierte Kinder, unterschiedliche Ausgangssprachen, heterogene Altersgruppen usw. Wir schaffen das. Und das ist keine Ironie. Ich glaube das. Woran ich jedoch nicht mehr glaube, das ist die durchideologiesierte Schulpolitik in NRW.

Energie schonen

„Flexi-Schule“ wird, wie jede Reform, zum schlechten Schluss bedeuten, dass die Schülerschaft und die Lehrerkollegien an dem zu Knappsen haben werden, was Frau Löhrmann am Schreibtisch an grünen Ideen gebiert. Wieder wird eine Menge Papier mit Konzepten bekritzelt werden, die nach einem Jahr über den Haufen geworfen werden. Wieder werden Nachmittage nicht mit der Planung von Unterricht, sondern mit der Erfüllung ministerieller Wünsche verbracht werden. Und wieder wird alles in kürzester Zeit hinfällig sein.

Ich entziehe mich nun diesem Spiel. Ich habe nach nur sieben Dienstjahren als „echter“ Lehrer reichlich die Schnauze voll von ständig geänderten Lehrplänen, unvollständigen Reformen, dem sinnlosen schulpolitischen Herumgebastel und Gewurschtel, dem lapidaren Abtun unserer Sorgen und Befürchtungen und verabschiede mich jetzt in die innere Emigration. Gut genug ist das, was wir machen, ja offensichtlich nie. Soll Frau Löhrmann sich doch irgendwas ausdenken, ausbaden muss ich es ja so oder so. Aber ich werde es ab jetzt auf die denkbar energieschonendste Art und Weise ausbaden.

Alleine schon wegen der „Flexi-Rente“.