Als Lehrer schnell reich werden in drei Schritten

  1. Unterrichtsentwürfe / -einstiege / -ideen urheberrechtlich schützen lassen; am besten Patente für bestimmte Unterrichtsgänge
  2. Warten und Kollegen beobachten (vor Ort, per Twitter, Facebook, Google+ usw.)
  3. Einen geheimen Deal mit einem Abmahnanwalt aushandeln und abmahnen, bis das Konto platzt

Müsste doch möglich sein, immerhin ist das Unterrichten auch ein kreativer Vorgang, bei dem Gedankengänge, Arbeitsschritte und Material abhängig von Publikum und Stoff eigenständig gestaltet und komponiert werden müssen. Warum also nicht also auch Elemente des Unterrichts (z.B. Einstieg mit einer Karikatur, Verteilen von Arbeitsblättern, Bitte um Aufschlagen des Schulbuches etc.) patentieren, rechtlich schützen lassen? Und schon höre ich die ersten protestieren, dass das eine unmögliche Idee sei, wir bräuchten „Lernmittelfreiheit“ und „OER“ und so einen Quatsch. Unsinn. Das ist der falsche Weg, wir müssen das Urheberrecht in Wirklichkeit viel rigider ausleben und Anwälte einschalten, bis die Schwarte kracht! Denn das würde doch allen Beteiligten helfen:

Den Schüler besonders. Denn müssten unter solchen Bedingungen nicht alle Lehrer ihre eigenen Ideen entwickeln, wenn sie nicht lizensiertes Material kaufen wollen, und würde das den Unterricht nicht erheblich verbessern, sodass ein massiver Schutz des geistigen Eigentums der kreativen Lehrer den Unterricht nicht sogar bundesweit verbessern würde?

Den Lehrern auch, besonders den faulen, die nun endlich Anreize hätten, eigenständig kreativ zu werden. Und die kreativen Lehrer bekämen Tantiemen von denen, die sich auf deren Mühen einen faulen Unterricht machen. Zudem würde endlich einmal das geistige Eigentum dieser Kolleginnen und Kollegen angemessen respektiert und vergütet, nachdem nun schon über Dekaden hinweg hemmungslos kopiert und schmarotzt wurde.

Den gebeutelten Abmahnanwälten, die endlich mal wieder etwas zu tun hätten. Es studieren doch sowieso zu viele junge Menschen Jura und man hat es als Abmahnanwalt ja auch nicht leicht.

Medienbildung ist politische Bildung

Als ich letze Woche den Klassenraum meiner siebten Klasse betrat, hatte jemand die Tafel vollgeschmiert. Das ist, außer manchmal nach der langen Mittagspause, eigentlich nicht üblich, und ich werfe immer einen schnellen Blick darauf, um herauszufinden, ob das Angeschriebene thematisiert werden muss oder nicht. In der Regel finden nur harmlose Dinge kurz vor Stundenbeginn ihren Weg an die Tafel, aber diesmal nicht. „Stoppt Acta!“ hatte jemand wiederholt an die Tafel geschrieben.

Und da stand ich nun vor dem grünen Monstrum, weiß hatten dreizehnjährige Siebtklässler „Stoppt Acta“ aufs Grün gebracht. „Ach, ACTA!“, sagte ich mit wissendem Unterton, dabei aber nur mit Halbwissen und Meinungsäußerungen auf Twitter gespeist. C. wittert seine Chance:„Können wir eigentlich auch einfach mal so Referate über irgendein Thema halten?“ „Klar.“ „Haben Sie auch ’nen Beamer, auf dem man Videos zeigen kann?“ „Klar.“

Und folgerichtig sitze ich jetzt hier und beschäftige mich extrinsisch motiviert mit ACTA. Immerhin muss ich in der Lage sein, sachliche Fehler richtigzustellen, Sachverhalte zu erklären und dabei, gemäß dem Beutelsbacher Konsens, die Positionen ausgewogen darzustellen. Gar nicht einfach, in diesem Gewimmel von Meinungen, Unmutsäußerungen, Grabenkämpfen. Einen kleinen Einblick in das Dilemma zeigt das Schulmusikerblog, in dem Sebastian Dorok das Thema von beiden Seiten beleuchtet.

Gleichzeitig zeigt diese im Unterrichtsalltag eher nebensächlich erscheinende Episode, dass bei den jungen Menschen politisches Bewusstsein im Internet gebildet wird. Mit kurzen Videos kann man sie gut erreichen, plakative Botschaften abfeuern, Stimmung machen, Vordenken und Shitstorms schüren. Wir müssen Medieneziehung als genuin politische Bildung verstehen, wenn wir nicht wollen, dass unsere Kinder im Netz von plakativen, hippen oder auch rückwärtsgewandten Positionen überrumpelt werden. Es geht bei Medienbildung nicht um die bunteste Prezi und den kürzesten Twitterbeitrag, es geht schlichtweg darum, sich seiner Vernunft bedienen zu können. Auch wenn das bei so komplizierten Themen wie ACTA nicht immer einfach ist.

Aber Hallo!?

Wer keine pädagogischen Probleme hat, der macht sich welche. Eine Passauer Direktorin versucht, an ihrer Schule die in Bayern scheinbar verpönten (weil norddeutschen?) Grußformeln „Hallo“ und „Tschüss“ zu verbieten. Das in den Medien immer wieder verbreitete Argument für ihr „Tschüss-Verbot“ ist, dass man so vermeiden wolle, dass die Schüler sich bei der Jobsuche blamieren. Nachlesen kann man das auf der Website der Süddeutschen.

Tjoa. Da staunt man als unkultivierter „Norddeutscher“ nicht schlecht, dem ein „Grüß Gott“ viel zu religiös und ein permanentes „Guten Tag“ zu sperrig ist. Ein fröhliches „Hallo“ gefällt mir weitaus besser, besonders, weil ich eben nicht jeden Tag meinen geheimen Bewerbungstrainingstag durchführe, sondern meinen Schülern durchaus als alltäglicher Mensch begegnen möchte.

Zumal das Ganze quasi nur bis zum Weißwurstäquator gedacht ist: Oder begrüßt die Frau Direktorin ihre Schüler auch alle gleich noch per Handschlag? Wäre einem Bewerbungsgespräch doch angemessen, oder? Und was machen ihre Schüler, wenn sie sich in Hamburg bewerben oder in Köln? Mit einem „Grüß Gott“ wirkt man hierzulande mehr als sonderlich.

Und so macht die ganze Geschichte den Eindruck, dass es an dieser Schule in Passau pädagogischerseits furchtbar langweilig sein muss, wenn solcherlei zur Optimierung der Schülerschaft fürs Berufsleben ersonnen werden muss. Ich ende nun den Beitrag und auch, wenn es den bayrischen Mitlesern nun in den Ohren klingeln mag, ich sitze hier und kann nicht anders:

Tschüss! (auch noch mit Ausrufezeichen)

Euer Hokey

Aufregung um den Schultrojaner

Das Gespenst eines „Schultrojaners“ geistert durch die Netzwelt und provoziert große Aufregung unter den Lehrerbloggern, -twitterern und -undsoweiteren. Verständlich, ist doch „0zaptis“ noch in aller Munde – das Misstrauen des Staates gegen seine Bürger scheint maß- und grenzenlos. Da der Dachverband der Schulbuchverlage an dieser Idee maßgeblich beteiligt ist, um seine Interessen exektuiv durchgesetzt zu wissen, entlädt sich ein nicht unbeträchtlicher Teil der Aufregung an den Verlagen. Die Kritik ist mannigfaltig, ich gehe gar nicht erst weiter darauf ein, sondern verweise lediglich auf Blogs, in denen schon fleißig und produktiv dazu debattiert wird.

Um die Empörung verständlich zu machen sei zunächst der offene Brief Herrn Larbigs an die Schulbuchverlage  erwähnt. Dort listet Herr Larbig systematisch seine Kritikpunkte am Gebaren der Verlage auf, die meiner Einschätzung nach von vielen Lehrern und Nicht-Lehrern geteilt werden. Da diese Empörung immer auch als Motor zur Veränderung/Verbesserung dienen kann, wurde schnell der Ruf nach neuen Materialsammlungen laut:

Martin Kurz verweist auf die Notwendigkeit freier Inhalte im Bildungswesen und entwickelt Ideen und Kriterien für solche Bildungsinhalte. Das ist in meinen Augen sehr wichtig – bei so verdienstvollen Plattformen wie bpsw. 4teachers ist die Qualität des Materials doch sehr wechselhaft. Maik Riecken versucht, etwas Sachlichkeit in die aufgeregte Debatte zu bringen, verweist auf die durchaus sinnvolle Funktion der Verlage, die daran anschließende Debatte beschäftigt sich auch mit der Möglichkeit, Bildungsinhalte im Netz zu sammeln und zu verbreiten.

Als ob das Problem die Bücher wären

Als Buch hat man es neuerdings nicht leicht. Amazon verkauft Ebook-Reader und prahlt mit gigantischen Verkaufszahlen, die denen des altbekannten Handels überlegen seien. Doch geht es längst nicht nur um die äußere Form des Buches, sondern auch die Struktur, in der es typischerweise Inhalte präsentiert, wird kritisiert. Auch Lehrer philosophieren mittlerweile über das Ende der „Buchgesellschaft“.

Armes Buch! Angefangen hatte alles vor einigen Jahren mit den Zeitungen. Mit dem Aufkommen der Blogs, die sich nach und nach als unabhängige und scharfzüngige Alternative zu den oft eher blutarmen Online-Angeboten der etablierten Zeitungen erwiesen, spürten die alten Leitwölfe den kalten Wind der neuen Zeit und überzogen die neuen Meinungsmacher im Gegenzug mit Häme. Die höhnische Reation auf die sich mitten in einer Umstrukturierung befindlichen Zeitungen waren entsprechend: Als „Holzmedium“ oder gerne auch als „Totholz“ bezeichneten Blogger die gedruckte Konkurrenz. Blogger und Zeitungsjournalisten waren sich spinnefeind. Die erste größere, gesellschaftsrelevante ideologische Kluft zwischen digitaler und analoger Welt war aufgetan.

Diese Kluft scheint nun im Bildungsbereich angekommen, liest man den Beitrag „Schule und die Buchgesellschaft“ auf EduShift, in dem Felix eine Abschaffung der „Buchkultur“ fordert. Die These lautet, dass das Buch durch seine Linearität und seine normierende Kraft sowohl Wirkung auf die (Klassen-)Gesellschaft im Allgemeinen und damit auch auf die „Konstruktion von Schule“ hat. Letztere, funktionierend nach dem Prinzip Frontalunterricht, sei überholt und müsse ersetzt werden durch ein neues Lernen, das sich auf Kommunikation in Verbindung mit dem neuen Leitmedium, dem Internet, berufe. Dieser Erfordernis eines Lernens durch Kommunikation stehe aber das Buch entgegen, da es verbindliche Interpretationen erfordere und eine Einweg-Kommunikation darstelle.

Mich überzeugt diese Kritik an der Buchkultur nicht und auch der Ausblick auf eine irgendwie kommunikativ lernende neue Gesellschaft wirkt wenig reizvoll.

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Monoedukation

Beim Lesen von Artikel wie diesem hier über das Thema Geschlechtertrennung im Unterricht wird mir ganz mulmig. Ich habe dann immer das Gefühl, dass unter der Oberfläche unserer sowieso schon deformiert-reformierten Bildungslandschaft ein kalter Kampf um die Koedukation brodelt, und mir böse Mächte bald entweder die Mädchen oder die Jungs aus meinen Klassen rauben möchten. Das fände ich mehr als fatal.

Rückwärts gewandt seien die Vertreter der Monoedukation, so behaupten gerne diejenigen, die den gemischten Unterricht befürworten, aber das trifft nicht den Punkt. Im Gegenteil: So sehen sich die Monoedukanten eher dem Fortschritt verschrieben und führen eben nicht die alten und prüden Begründungen für die Geschlechtertrennung an. Sie gehen utilitaristisch an die Bildung ihrer Kinder heran und wollen den vermeintlich bestmöglichen Nutzen aus diesen herausschlagen, denn die Forderung nach einer Trennung der Geschlechter in den Schulen wird mit einem angeblich größeren Lernerfolg begründet. Schule wird so zur reinen Optimierungsanstalt, zur einer Institution, die das Optimale aus den Kindern herauswirtschaften muss, damit sie in Zukunft bestmögliche Chancen auf dem Arbeitsmarkt haben. Nicht fürs Leben, für den Arbeitgeber lernen sie. Immer das Maximum, immer am Limit. Als Preis dafür mit Tunnelblick, mit Scheuklappen für das andere Geschlecht.

Wie schlimm muss die Angst vorm sozialen Abstieg in dieser Gesellschaft sein, wenn sogar die eigenen Kinder dem Paradigma der absoluten Leistungsmaximalität unterworfen und den Erfahrungen mit dem anderen Geschlecht beraubt werden sollen?

Holocaust im Comic

Oha! Geschichtslehrer und Comicinteressierte aufgemerkt: Die Süddeutsche berichtet über eine Ausstellung zum Thema „Holocaust im Comic“, die aktuell in München besucht werden kann. Das ist prima, weil nun alle Münchener hingehen und sich die Ausstellung einfach ansehen können. Da München für mich allerdings eine 700-Kilometer-Reise bedeutet, behalte ich es mir vor, einfach alle in der Klickstrecke genannten Comics herauszuschreiben und mir diese bei Gelegenheit zuzulegen. Diese Geschichtsarbeit im Comic fasziniert mich immer mehr, weil Comics einfach eine so völlig andere Art der Auseinandersetzung und Bewertung mit historischen Gegenständen ermöglichen als die „typischen“ Geschichtsquellen – und -texte. Gleichzeitig fordern sie durch die grafische Darstellung fast automatisch zur Bewertung auf: Ist das Thema angemessen umgesetzt oder zu provokant oder zurückgenommen? Zu realistisch oder zu abstrakt? Während Schrifttexte gerne als „Wahrheit“ gesehen werden, bieten Comics viel leicht nachvollziehbare Angriffsfläche, um über die Auseinandersetzung mit Geschichte nachzudenken und sind damit eigentlich perfekt geeignet für den Geschichtsunterricht!

Hier nun die Liste:

  • Äch bin wieder da! Text/Zeichnung: Walter Moers. Frankfurt a.M.: Eichborn Verlag, 1998.
  • Der Schrei nach Leben Band 2: Das Ghetto, Text: Patrick Cothias, Zeichnung: Paul Gillon, comicplus+ Verlag Sackmann und Hörndl, Hamburg 1988.
  • Der Weg des Königs Band 1: Vom Tod zum Leben, Text: Jean Annestay, Zeichnung: Jacques Armand. Hamburg: Carlsen Comics, 1992.
  • Auschwitz. Text/Zeichnung: Pascal Croci. Köln: Ehapa Verlag, 2005
  •  Zwischen den Fronten, Text/Zeichnung: Osamu Tezuka, Carlsen, Hamburg 2006.
  • Braun, Text/Zeichnung: Emmanuel Guibert. Sonneberg: Alpha Verlag, 1995

Einen Sammelband zur Ausstellung gibt es auch (für happige 36€):

Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus in Comics; Ralf Palandt (Hrsg.); Sammelband; Archiv der Jugendkulturen Verlag; Berlin 2011; 36,- Euro; ISBN 978-3-940213-62-4

Die bunte Mischung

Das Schöne an den Weihnachtsferien ist, dass man so von der Familie eingenommen wird, dass man – ungeachtet der Klausurenstapel –  keine Gelegenheit hat, an Schule zu denken. Das hat was, das gelingt mir in keinen anderen Ferien so gut und vollständig. Und nicht nur ich gebe mich dem faulen Weihnachtstaumel hin, auch die Publizisten frönen sentimentalen Erinnerungen an ihre Schulzeit. Schon seit etwa einer Woche verlinkt wird Charlotte Haunhorst auf jetzt.de mit ihrem Artikel „Sie haben uns völlig falsch aufs Studium vorbereitet“, die ihre vor drei Jahren beendete Schulzeit reflektiert und feststellt, dass in der Schule mehr Transfer gefordert war als beim Bulimie-Lernen in der Uni.

Etwas aktueller ist der schöne, achseitige Artikel bei Zeit.de. „Wir müssen die Welt retten“ lautet der Titel und der Autor erzählt mit ruhiger Stimme von einem „Schulbesuch“ seiner alten Schule, die nun, dreißig Jahre nach seinem Abitur, abgerissen wird. Im Zentrum steht jedoch nicht das Schulgebäude, sondern die alten Lehrer, die Sußebach besucht. Denn er gleicht die Bilder, die der junge Schüler hatte, mit denen, die der reife Mann von heute hat, ab und erkennt rückblickend:

Hier war so viel guter Wille. So viel Herzblut. So viel Kraft und so viel Kräfteverschleiß. Es gab ein Kollegium in einer bunten Mischung, wie sie heute selten ist. Es gab Verlierer, ausgerechnet unter den enthusiastischen Lehrern, die so viel von sich und uns erwartet haben. (Zeit.de)

Das Projekt Weltrettung ist unter Verlusten erfolgreich gescheitert. Aufschlussreich, wie immer, die Kommentare. Manche Kommentatoren scheinen der Idee anzuhängen, es gebe den „richtigen“ Lehrer, man müsste ihn nur finden, ausbilden, duplizieren und dann wäre… ja… dann hätten wir einen Weltenretter, der all die Gescheiterten vor ihm ersetzen könnte. Gestern und heute aber war und ist alles großer Mist. Die „Ideologien“ seien schuld, politische Strömungen verantwortlich, die „Linken“ und „die Konservativen“ hätten gleichermaßen versagt, die heutigen Lehrer seien unterqualifiziert oder gar durch und durch allesamt schizophren.

Was sie alle, die Lehrer in Sußebachs Text und die Kommentatoren, auf ihrer Suche nach dem Weltenretter übersehen, ist: die Vielfalt. Wir werden den einen Lehrer niemals finden, kein Sokrates wird uns retten, kein Rousseau uns erlösen. Kein Michelangelo wird unsere Kinder aus grobem Stein fein herausmeißeln und kein noch so geschickter Gärtner ihnen die wilden Triebe stutzen. Denn wir brauchen sie alle: Die Steinmetze und die Gärtner, die Folienaufleger und die Internetversessenen, die Feingliedrigen und die Grobschlächtigen, die Langweiligen und die Ausgeflippten; solange sie den Kindern nutzen, Reibungsfläche bieten, Interesse wecken, Widerstand hervorrufen, Lehrreiches bieten. Nicht wäre langweiliger als drei Dutzend geklonte Lehrer Dr. Spechts, Ms. Johnsons oder Mister Keatings in den Schulen hocken zu haben.

Sußebach gibt in seinem Fazit die Antwort. Die bunte Mischung ist ausschlaggebend und darum kann er auch Gewinner ausmachen:

Und es gab Gewinner, vor allem unter uns Schülern, die von all den Linken und Rechten, den Besorgten und Unbesorgten vorn an der Tafel mehr fürs Leben gelernt haben, als das unter einem grauen Heer gleichgültiger Lehrer der Fall gewesen wäre. (ebd.)

Es ist tröstlich, dass ehemalige Schüler aus unterschiedlichen Generationen so offen den Nutzen ihrer Schulen beschreiben. Und ein schöner publizistischer Jahresabschluss. Ich wünsche allen Lesern schon einmal im Voraus ein frohes neues Jahr!

Streiken nicht strafbar

Zumindest dürfen verbeamtete Lehrer nicht mit Sanktionen belegt werden, wenn sie streiken, sofern ich das richtig verstehe:

Das Verwaltungsgericht Düsseldorf entschied, dass verbeamtete Lehrer trotz des geltenden Streikverbots für Beamte ohne disziplinarische Konsequenzen ihre Arbeit niederlegen dürfen. (Spiegel)

Die klagende Lehrerin musste die 1500 Euro Geldbuße nicht zahlen.

Was schreibt denn die Presse heute so…

Durchstöbere gerade einige Artikel zum Thema Schule. Folgt man dem, was „Die Presse“ aus Österreich berichtet, so scheinen die dortigen Bedingungen in Lehrerzimmern auch nicht besser zu sein als in Deutschland. Ein glasklarer Fall von Computermangel:

Von der Direktion sind es nur ein paar Schritte ins Konferenzzimmer, das einer Legebatterie für Menschen ähnelt. (…)

Mehr als 60 Lehrer teilen sich fünf Computer;

Naja, ein wenig besser schon. Ich toppe: 110 Kollegen : 5 Computer (und zwei davon existieren zwar, stehen aber in einem abgelegenen Arbeitszimmer, wo kaum jemand den Weg hinfindet). Wer kann das schlagen?

Doch trotz der Masse an Kollegen mangelt es uns auch an solchen, wie auch dieser Spiegel-Artikel deutlich macht. Das wird schmerzhaft deutlich, wenn die erfahrenen Kollegen nahezu gleichzeitig in einem Mangelfach in Pension gehen oder zwei „Veteranen“ gesundheitsbedingt dauerhaft ausfallen (Schaarschmidt lässt grüßen…). Da stehen dann plötzlich lauter „Frischlinge“ und müssen 13er-Leistungskurse unter sich aufteilen, die in wenigen Monaten prüfungsfit sein müssen. Von der Stundenverteilung ganz zu schweigen. Wenn dann noch die Quereinsteiger nach den ersten drei Wochen des Schuljahres abspringen, weil man sie nicht nur ins kalte Wasser springen, sondern förmlich darin ersaufen lässt, dann wird es gewiss nicht besser mit dem Lehrermangel in bestimmten Fächern. Von so nebensächlichen Dingen wie Arbeitsbelastung und Gesundheit rede ich gar nicht…

Bin mal gespannt, wie man das lösen will. Schlagen wir den Bogen zurück zu Österreich: Dort will man einfach die Stundenzahl der Lehrer erhöhen.