Frust und Bloggen

Zwei Dinge muss ich einmal klarstellen, nachdem das journalistisch nun schon mehrfach in die Hose gegangen ist: Ich blogge nicht anonym. Und auch nicht aus Frust.

Dass ich nicht anonym blogge, ist ehrlich gesagt auch nicht so ganz leicht zu durchschauen, aber wer meinen bürgerlichen Namen sucht, der findet ihn auf dieser Seite. Und dass ich nicht aus Frust blogge, sollte eigentlich offensichtlich sein, wenn man mal in ein, zwei Beiträge hineingeschaut hat. Ttrotzdem wird das Blog heute in der Frankfurter Rundschau in folgenden Kontext gestellt:

Auf Seiten wie „Kreide fressen“, „Niemehrschule“ oder „Frau Ella wird Lehrerin“ schreiben sie zum Beispiel über Kollegen, die sich gegenseitig das Sabbatjahr missgönnen, Direktoren, die willkürlich Lehrer verdächtigen, sich an der Klassenkasse bereichert zu haben, oder den Vater eines schlechten Schülers, der in der Sprechstunde ausruft: „Ich verwünsche diese Schule“. (FR, via Gaby)

Och nöö! Seit meinen Bloganfängen noch im Studium anno 2004 habe ich nichts von dem genannten je geschrieben! Woher diese Frustfixiertheit beim Thema Lehrer in den etablierten Medien?

Hasenzähne und perfekte Lehrer

„Tutanchamun hätte man in der Schule eher den Spitznamen ‚Häschen‘ gegeben“, so die ägyptische Archäologin vorgestern in einer der unzähligen Ägypten-Dokus, die täglich im Fernsehen laufen. Man blendet den Schädel Tutanchamuns ein und tatsächlich sieht man ziemlich lang hervorstehende Schneidezähne, die man sich so gar nicht unter den vollen Lippen vorstellen mag, die uns die berühmte Totenmaske des jung verstorbenen ägyptischen Pharaos zeigen. Schmächtig soll er gewesen sein, der ägyptische König.

Dass Personen bewusst idealisiert werden, wurde mir das erste Mal im Geschichtsunterricht so richtig klar, als wir uns irgendeine dieser Abbildungen einer antiken Marmorstatue anschauten und unser Lehrer uns erklärte, dass die dargestellte Person vermutlich nicht wirklich so ausgesehen habe, wie man sie darstellt. Negatives wurde kaschiert, weggelassen, ausgelöscht und Positives hervorgehoben. Photoshopping eben, nur mit antiken Methoden.

Perfekte Lehrer
Naja, und so ähnlich funktioniert das auch hier in diesen Dingern namens „Lehrer-Blogs“, zumindest die, denen man reale Namen zuordnen kann – so wie diesem hier. Dort schreiben nahezu perfekte Lehrer, die alles „spannend“, „toll“ und „prima“ finden, mit Schülern keine Probleme haben und nur so vor kreativen Unterrichtsideen sprühen. Von der fachlichen Beschlagenheit nicht zu reden, wir sind schließlich alle Allround-Vollprofis, nahezu allwissend und wissenschaftlich auf der Höhe. Die neueste Didaktik fressen wir löffelweise zum Frühstück, Schülerinteressen sind unsere Interessen und ‚Respekt vor den Schülern‘ ist unser zweiter Vorname.

Fehler machen wir selten bis kaum bis eigentlich gar nicht. Unser Unterricht ist auch immer unendlich „spannend“, „interessant“ und „prima“, niemals sind wir schlecht vorbereitet, haben minderwertiges Material oder gar Wissenslücken. Wir haben immer ein offenes Ohr, sind bestimmt wahnsinnig beliebt und an die Tafel schreiben wir immer nur in feinster Schönschrift. Wir sind immer nur im richtigen Maße kritisch und Dummheiten begehen wir wir nie. Arbeitsbelastung ist für uns ein Fremdwort, wir wuppen alles und noch mehr und tippen nebenbei noch kilometerlange Blogartikel.

Glaubt uns kein Wort. Seid uns nicht böse, wir lügen nicht, aber wir schreiben auch nicht die ganze Wahrheit. Auch wir idealisieren nur, denn wer will schon ein Blog lesen, in dem sich jemand permanent selbst kasteit? So idealisieren wir halt und gar zu falsch muss das gar nicht sein: Schaut man sich die französische Rekonstruktion Tutanchamuns an, dann sah der Junge trotz der Hasenzähne gar nicht so übel aus.

Test

Nur ein Test wegen des RSS-Feeds.

Nachtrag
Hääääh!? Das klappt!? Aber ich habe die RSS-URL doch noch gar nicht geändert oder weitergeleitet. Komisches Ding, dieses Internet…

Umlaute

Wegen fehlender Umlaute in den Überschriften ein erneuter Themenwechsel. Das hatte ich beim vorigen Wechsel leider nicht bemerkt. Aber ohne Umlaute geht es nicht – mir soll niemand nachsagen, hier herrschten Zustände wie beim Bundesinnenministerium

Optische Neuausrichtung

Hier wechselt ja öfter einmal das Outfit, so also auch kurz vor Abschluss dieses Jahres. Und passend zur kühlen Jahreszeit versuche ich es diesmal mit einer blauen Vorlage, die jedoch noch ihre Zicken hat.

(Um die „Zicken“ des Shaan-Themes in den Griff zu bekommen, sollte man die functions.php öffnen und die Leerzeile in Zeile 6 löschen. Dann verschwindet die Fehlermeldung „Cannot modify header information – headers already sent“)

Neues Schuljahr, neues Theme

Eigentlich wollte ich das Theme hier nicht so oft wechseln, aber leider unterschied das alte Theme die Blockquotes nicht vom normalen Text, und ich hatte keine Lust, im Stylesheet herumzuwurschteln. Deshalb aus purer Faulheit ein neues Theme, obwohl auch dieses den Kreide-Bezug vermissen lässt. Vielleicht ändere ich es auch noch…

Neue Designs

Wer nicht allein den RSS-Feed liest, sondern ab und an auch einmal hier direkt vorbeischaut, wird es gestern schon bemerkt haben: Ein neues Design schmückt dieses Blog. Erstaunlich lange hat sich das alte WordPress-Theme gehalten, und eigentlich war ich mit dem „Misty Look“-Theme sehr zufrieden, nur die Behandlung von Bildern gefiel mir nicht so recht: Die Ausrichtung wurde im Theme nicht berücksichtigt und auch der Titel des Bildes wurde nicht schön dargestellt, sodass Beiträge mit Bildern immer einen leicht zerrupften Eindruck machten. Das neue Choco-Theme entspricht da eher meinen Bedürfnissen, auch wenn ich den personalisierten Header schon vermisse und überlege, wie ich eine persönliche Note einbringen könnte.

Darüber hinaus ist „Kreide fressen“ jetzt auch mobil besser zu lesen. Das Plugin „Wordpress Mobile Pack“ bestimmt nun in Kombination mit dem „Smooci 2“-Theme die Optik für Mobiltelefone, und ich finde, die kann sich in ihrer Schlichtheit sehen lassen:

„Kreide fressen“ wird mobil

Bildungssuche

So. Die Bildungssuche findet man nun in der Navigation oben neben „Über ‚Kreide fressen'“. Viel Erfolg bei der Verwendung!

Unfollow monday – Welcome back „Kreide fressen“

Wollte gerade einen Beitrag schreiben zu einem Artikel, der eine Hörbuch-Lyrik-Sammlung bepreist, bejubelt, unverhohlen bewirbt, ohne auch nur irgendwo das Wörtchen „Anzeige“ in Schriftgröße 2 zu verbergen. Wollte schreiben, dass mich das ärgert und über dieses Projekt, das von den Autoren selbst gelesene Gedichte gesammelt hat, herziehen, wollte schreiben, wie schlecht die Autoren oft ihre eigenen Gedichte lesen, wie sie wunderbare Texte zu leblosem Halskratzen verarbeiten, wie sie liebliche Klänge lieblos krächzen und wogende Wellentäler tonlos herausleiern, wollte Kurt Schwitters gegen Otto Sander aufrechnen.

Und dann ist mir eingefallen, wie schwer diese Arbeit gewesen sein muss, wie viele Stunden die Verlagsmitarbeiter gewühlt, gefragt, telefoniert und geschrieben haben müssen, wieviele Briefe sie getippt, wie viele Bitten an fremde Menschen gerichtet haben, wie viel Juristendeutsch sie ertragen mussten und wie viele Nackenschläge ihnen heute Haltungsstörungen verursachen.

Das sollte man nicht schlechtreden, das ist verdienstvolle Arbeit. Aber schlecht kaschierte Werbung von sogenannten Journalisten sollte man anprangern. Jeden Tag. Ich wünsche mir ein Netzwerk „MeinJourni.de“. Da könnte man dann Journalisten bewerten (und mit großem Interesse abwarten, wie sie darüber in ihren Zeitungen schreiben!).

Trotzdem empfehle ich die WDR-Produktion „Lieblingsgedichte der Deutschen„, gelesen von hervorragenden professionellen Sprechern und einem Otto Sander, auf dessen Schuleinsatz von „An Anna Blume“ ich mich jetzt schon freue.

Unfollow monday
Apropos Netzwerke: Aktuell erfasst mich wieder die Twitter-Müdigkeit. Ja, es ist ja nützlich. So nützlich. So total nützlich. So wahnsinnig nützlich. So unendlich nützlich. Weil bestimmt wieder jemand einen guten Link hinwirft. Man lernt ja so wahnsinnig viel dabei und man diskutiert so unglaublich tiefsinnig.

Dabei ist Twitter die organisierte Ignoranz: Wer nicht schnell und permanent schluckt, wird auf der Strecke liegengelassen mit den letzten Info-Bröckchen, ist nicht mehr up to date, muss sich durch einen Haufen Fallengelassenes der vergangenen Nacht wühlen. Dabei immer wieder Links auf eigene Blogbeiträge, Werbung in eigener Sache. Werbung in fremder Sache für Gewinnspielchen und dergleichen Firlefanz. Nur ab und zu, das nimmt schon keiner krumm, wir sind doch alle Freunde.

Twitter ist ein großartiges Manipulationswerkzeug mit eingebauter Hintenrum-Funktion, ein strategisches Mittel für Informations-Feldherren und ihre Soldaten. Geregelter Sturm von Diskussionen ist schnell organisiert, optische Meinungsführerschaft schnell hergestellt, der Mob fix organisiert.

Es ist vielleicht unklug, Twitter zu meiden; man könnte etwas verpassen, man könnte den Anschluss verlieren, man könnte strategisch auf verlorenem Posten stehen. Den Mut habe ich, ich verlassen den geweihten Zirkel, begebe mich auf den Pfad der Fortschrittslosen, der Ausgestoßenen, der Abgehängten.

Bleibt unter euch, ihr Kommunikationsrambos, tragt eure Kommunikationsschlachten ohne mich aus. Ich habe fast fertig mit Twitter. Adios Tweetdeck und Co. Heute ist großer „unfollow“-Monday.

Welcome back „Kreide fressen“!

(Keine weiteren Kommentare meinerseits.)

DSDS für Lehrerblogs

Nach dem Ärger von heute morgen nun etwas Erfreuliches: Bei der vom Lehrerfreund initiierten Wahl zum Lehrerblog 2009 stehen die zehn Teilnehmer der Endausscheidung fest und – Fanfare – „Kreide fressen“ ist in die Top 3 der Veteranen gekommen, was ich ehrlich gesagt zwar gehofft, aber nie geglaubt hätte. Vielen Dank an alle, die für „Kreide fressen“ abgestimmt haben.

So. Die Vorauswahl steht, jetzt kommen die Mottoshows… öhm… oder so ähnlich. Auf jeden Fall wird am 19. noch einmal abgestimmt; ein bisschen spannend ist es doch, dieses DSDS für Lehrerblogs. Freue mich auf einen dritten Veteranen-Platz hinter den großartigen Blogs Lehrerzimmer und niemehrschule.