Das Ende der Blogosphäre, wie ich sie kannte

Habe gestern einmal meine Lehrer-Bloglinks hier durchgeklickt und festgestellt, dass die meisten Blogs mittlerweile entweder nicht mehr bestehen, nicht mehr weitergeführt werden oder in einen privaten Modus versetzt wurden. Tote Links zuhauf. Vermutlich sind alle letztlich bei Twitter gelandet oder auch bei Instagram. Ist Tikotok etwas für Lehrer? Podcasts? Liegt es am Aufwand des Schreibens? Ist es vielleicht gar eine Alterssache (bei mir nimmt die Schreibfrequenz auch immer rapider ab)? Oder die Sorge vor Vorgesetzten oder Haftbarkeit? Dass gefühlt schon alles dreimal gesagt wurde?

Das ist sehr schade. Ich fand den Umgang unter Bloggern immer sehr bereichernd und sehr viel wertschätzender, als ich es in anderen sozialen Netzwerken erlebt habe. Diskussionen konnten sachlich und über lange Kommentare geführt werden, die Organisation von Hass-Mobs erweist sich in Blogs als weitaus schwieriger. Der Suizid der österreichischen Ärztin scheint leider einmal mehr Negativwerbung für offene Netzwerke wie Twitter zu sein. Hoffnung auf Besserung besteht leider nicht.

Aber klar: Keine schnellen Likes, keine hundertfachen Retweets, weniger potentielle Leserschaft, nicht schnell zu konsumieren und man muss auch noch viel Text schreiben. Das spricht nicht für Blogs.

6 Gedanken zu „Das Ende der Blogosphäre, wie ich sie kannte

  1. Meine Linkliste im Blog pflege ich schon eine Weile nicht mehr. Beim letzten Mal bin ich auch erschrocken: Verschwunden, verborgen, nicht mehr benutzt. Und da hatte ich schon vorher immer wieder aufgeräumt.
    Ja, die Zeit, als es viele Blogger gab und, letztlich, wenig Social Media, ist vorbei.

    Es war eine schöne Zeit. Vielleicht auch nur, weil es unsere Zeit war, eine bestimmte Internetgeneration. Die Umstände sind jetzt anders, so dass diese Generation jetzt anderes macht. (Und jetzt wo ich das schreibe: Warum eigentlich? Warum haben so viele aufgehört, die doch länger dabei waren? Allgemeine Müdigkeit?) Die nächste Generation macht ohnehin etwas anderes und hält das für eine schöne Zeit und hat wahrscheinlich auch recht damit.

    Bloggen als immaterielles Kulturgut, das verschwindet. Das ist schade. Andere solcher Güter sind auch verschwunden; neue entstehen.

    (Ich werd eh weiterbloggen, bis ich der Letzte bin.)

  2. Ich setze schwer darauf, dass du durchhältst! 🙂

    Und du hast natürlich recht: Es gibt bestimmt schon eine Generation, die MySpace oder SchülerVZ rückschauend verklärt und sich darüber austauscht, wie gruschelig damals noch alles war.

    Seien wir gespannt, wohin sich die Blogosphäre noch entwickelt…

  3. Pingback: Vom alten Schlag - Herr Mess

  4. Pingback: Über das Bloggen – Die reine Leere

  5. Text ist eine friedlichere Form der Kommunikation, mehr Kontextund ambivalenter, lässt sich aber schwerer vermarkten in den Klicks der Wisch- und Wegnation.

    Die Blogosphäre sollte einfacher werden, vernetzter und den Hauptfokus auf Text lege und dabei die neuen Technologien für sich nutzen. Und dabei mein Haus, mein Blog und unser Web leben. Ich habe vor ein paar Tagen plankton.social in der Alpha Version gestartet um neuen Wind in Blogs zu bringen und Freiräume gegenüber den großen zu schaffen.

  6. Eine Beobachtung von mir: Einige dieser Blogs sind auch bei der Umsetzung der DSGVO weggefallen. Vor allem die, die auf WordPress.com gehostet waren. Da bestand (und besteht zT noch) die Unsicherheit, was genau zu tun ist, um eine DSGVO-Konformität sicherzustellen.

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