Als hätte es Nokia nie gegeben.

Man mag es kaum glauben: Mehr Uhren von Apple als von der Schweizer Uhrenindustrie.

Unglaublich ist dabei weniger die Tatsache an sich, als dass immer wieder ganze Branchen die Digitalisierung vollkommen verschlafen. In meiner Phantasie ist „die Wirtschaft“ dem System Schule ja immer eine bis zwanzig Nasenlängen voraus, aber offensichtlich gibt es auch da genug Schnarchnasen, die die Veränderung unseres Lebens durch digitale Medien trotz aller Menetekel allzu lange nicht wahrhaben wollen. Und wenn der Zug dann ohne sie weitergefahren ist, dann ist er leider (oder: berechtigterweise) für immer weg. Als hätte es Nokia nie gegeben.

Für die Schweizer Uhrenmarken schließe sich das Zeitfenster für Smartwatches, folgern die Analysten. „Für Swatch, Tissot, TAG Heuer und andere könnte die Zeit knapp werden“.

Swatch ist allen Älteren ein Begriff: Wer in den 90ern keine trug, der war schwer out. In meiner fünften Klasse sitzen durchaus schon einige Kinder mit echten Apple Watches oder ähnlichen Produkten. Mit der verpassten Digitalisierung verlieren Swatch, Tissot & Co. nun eine ganze Generation, die nicht mehr nur auf ein bloß buntes Ziffernblatt starren will. Wie viele junge Manager haben wohl in den Firmen für neue Produkte in einer neuen Zeit geworben und sich im Kampf gegen eine etablierte Führung aufgerieben?

Cornelsen & Co. sind mir als Schüler schon immer ein Begriff gewesen; noch sicherer als die Swatch am Arm war irgendwo ein Cornelsenklett in der Schultasche. Und trotz aller Langsamkeit holen wir Schulen die verlorenen Nasenlängen wieder auf – und die noch etablierten Verlage müssen sich ernsthaft überlegen, wie sie Produkte an Schulen platzieren wollen, die über kurz oder lang in großen Teilen oder wenigstens im Wesentlichen digital arbeiten wollen.

Es ist ja nicht so, als hätte es Nokia nie gegeben.

2 Gedanken zu „Als hätte es Nokia nie gegeben.

  1. Absolut richtig! Ich bin auch wieder schwer angesäuert, wenn ich mir das neue Englischbuch für unsere Oberstufe anschaue. Unglaublich, was da für Chancen vergeben werden. Das einzige, was die Schüler im Online-Angebot erwartet, sind PDF-Wortschatzlisten. Das war’s!

    • Ja! Manchmal sogar nur Links auf Wikipedia-Artikel oder so. Kein genuin „digitales“ (ja, unpräzise formuliert) Material. Aber irgendwer wird machen – und dann wird das Gejammere groß sein und die Ministerien werden angebettelt werden.

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