Verschulung, Äpfel und informatische Bildung

Mehr Schule wagen

Auf der Website der Zeit findet sich heute ein Kommentar unter dem Titel „Verschulung? Ja bitte!“, in welchem der Autor Volker Meyer-Guckel dafür plädiert, den Begriff „Schule“ nicht negativ zu besetzen, sondern seine positiven Aspekte für die Universität stark zu machen. Folgt man ihm, so müsste die Universität eine komplette Wende zur Schule hinlegen, denn Meyer-Guckel plädiert für:

  • die Einführung fester Curricula
  • eine Fokussierung auf die Lernziele der Studenten
  • die Anpassung der (Hochschul)-Didaktik
  • eine stärkere Berücksichtigung heterogener Lerngruppen

Weiterhin stellt er fest, dass sich „seit einigen Jahren […] Schule und Schulforschung verstärkt darum [bemühen], herauszufinden, was Schüler wirklich gelernt haben, nicht nur durch punktuelles Prüfen in Klassenarbeiten, sondern nach besseren, objektivierbaren Maßstäben, die sich durch Vergleichsarbeiten oder Lernfortschrittserhebungen ermitteln lassen“.

Oha. Das klingt verdächtig, als wünschte sich jemand Vergleichsarbeiten für Studenten. Mehr Verschulung an den Unis? Blödsinn! Mein Gegenvorschlag: Verlängert die Oberstufe um drei Jahre und zahlt mir ein Professorengehalt. Ich wäre dabei… und die Profs dürften brav forschen. 😀

Apfeluhr

Und während die ersten Apfeluhren ausgeliefert werden, warte ich gespannt auf den Moment, in welchem der Erste auf Twitter verkündet, seine Schulhomepage apfeluhrtauglich gemacht zu haben. Die großen Onlineauftritte von Spiegel&Co. sind ja schon vorgeprescht, da kann es nun nicht mehr lange dauern, bis die ersten Webmaster ihre Seiten uhrenfest machen oder bis Google uhrenuntaugliche Seiten herabrankt, wie es das gerade mit nicht „mobile-friendly“ Seiten macht.

Informatische Bildung

Und bei den Stichworten „mobile friendly“, Google oder AppleWatch ist man doch auch gleich beim Thema „Medienkompetenz“ oder „Informatik“ – zumindest auf Twitter streiten die Parteien ja gerne lautstark (und mit nervtötender Penetranz) darum, ob man ein Pflichtfach Informatik einrichten sollte. Der aktuelle SWR Wissen-Podcast mit dem Titel „Schulfach Programmieren“ dreht sich genau darum. Warum wir in den Schulen mehr informatische Bildung über die Wisch-Kompetenz hinaus benötigen, kann man sich da anhören. Ob man dafür ein „Pflichtfach Informatik“ braucht, das sei dahingestellt (aber meine Skepsis mag nicht zuletzt an der nervtötenden Repetition einiger Nervensägen auf Twitter liegen).

5 Gedanken zu „Verschulung, Äpfel und informatische Bildung

  1. >Mehr Verschulung an den Unis? Blödsinn! Mein Gegenvorschlag

    Ich unterstütze den Gegenvorschlag. Und ich bin für ein Pflichtfach Informatik. Auch wenn ich das mit der Nervtötung auf Twitter gut verstehen kann.

    • Bin bei dem Thema immer hin- und hergerissen. Auf der einen Seite sehe ich, wie ahnungslos viele Menschen mit Computern umgehen und wie das Sprechen über Computer die Ahnungslosigkeit verstärkt (die „Cloud“), und auf der anderen Seite spürt man als Geschichtslehrer den kalten Atem der Stundenkürzung (wobei mehr kaum noch gekürzt werden kann). Irgendwo müssen die Stunden ja hergenommen werden.

      Ob man dafür gleich Programmieren lernen muss, ist eine weitere Frage. Zumindest so ist der Zuschnitt des Faches hier in NRW, wenn ich das richtig vor Augen habe (unterrichte das ja nicht). Reichte es nicht, nötige Kenntnisse auf anderen Wegen zu vermitteln, z. B. durch den konkreten und konzeptionell bewussten Einsatz von Computern im Unterricht oder durch die Aufteilung auf anderen Fächer (was natürlich eine entsprechend firme Lehrerschaft voraussetzte und wiederum veränderte Curricula erforderte)? Hm. Klingt auch nicht so überzeugend, muss ich zugeben.

    • Wieviel man programmieren lernen muss, darüber kann man streiten. Aber ich denke, dass man schon mal Algorithmen programmiert haben muss, um ein Gefühl dafür zu kriegen, was diese Algorithmen sind, von denen man immer wieder hört. Aufteilung auf andere Fächer: Hat man ab den 1990er versucht, Informationstechnische Grundbildung, so wichtig, dass das ein übergreifendes Ziel ist, das nicht schnöde einem einzelnen Fach zugeordnet ist… so wie Verkehrserziehung… scheitert an der fehlenden Ausbildung der Lehrkräfte und eben daran, dass der Deutsch- und der Mathelehrer dann eben doch nicht so richtig ernst nehmen.

  2. Die Diskussion auf Twitter verfolge ich auch, bin auch für ein Pflichtfach Informatik und kann auch gute Gründe nennen, warum vieles nicht einfach „nebenbei“ in anderen Fächern laufen kann. Ich könnte mir auch gut vorstellen, um die Fronten ein wenig anders aufzustellen und auch um Prioritäten deutlich zu machen, das Pflichtfach „Medieninformatik“ zu nennen.
    Aber statt Hickhack zwischen Fächern (Ich bin einer der seltenen Informatiklehrer) wäre es meiner Ansicht nach produktiver, statt wegen Sachzwängen / Kürzungsbefürchtungen bei „alteingesessenen“, relevante allgemeinbildende Inhalte aus der Schule fernzuhalten (wie es in Deutschland bundesweit fast ausschliesslich passiert – schliesslich findet wenig Informatik-Unterricht statt) generell die reine Fächerorientierung in Frage zu stellen.
    Ich kann mir Unterricht viel besser in Projekten vorstellen, die aus verschiedenen Komponenten, Inhalten und Methoden von Fachbereichen bestehen, als in klassischer 45 Minuten Aufteilung.
    Zumindest für Hamburg kann ich sagen, das Projektorientierung ein wesentliches Merkmal der Informatik ist, in dem andere Fragen im Kontext problematisiert werden. Zum Beispiel in einem Projekt „Wetter“, in dem Daten und grafische Darstellungsformen eine Rolle spielen (auch Inhalte der Informatik) aber auch Geografie, Mathe, Deutsch oder Biologie Platz finden kann.
    Die Einrichtung von Profiloberstufen in Hamburg hat in diesem Kontext Potential, wenn sich zwischen Fächern mehr aufeinander bezogen wird. Es soll ja auch Schulen geben, die Projekte neben den Fächern als einen festen Teil ihres Unterrichtes verankern, wobei Stunden nicht verloren sind, sondern eine andere Kontextuierung bekommen.

  3. Pingback: Verschiedenes zu Informatik, Smartphones und Verboten | das Informatische und die Bildung

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