Verlag20 – Andere arbeiten lassen…

… alleine kassieren. Vermutlich jeder Lehrer-Blogger dürfte diese E-Mail bekommen haben, die im Disclaimer halbgrau auf weiß mit einer „Geheimhaltungspflicht“ droht, und mit deren Inhalt Maik Riecken sich in seinem aktuellen Blogbeitrag auseinandersetzt. Besonders spannend ist Maiks Beitrag, weil er sich nicht nur die Mail, sondern auch die AGB des Verlag20 angeschaut hat, der Initiator dieser Mail ist und darum wirbt, dass man sich „in unserer Lehrer-Community Verlag20“ engagiere und vernetze. Dabei kommt wenig Schönes zutage, letztlich soll der depperte Lehrer, der stundenlange Arbeit in sein Material gesteckt hat, dieses quasi für lau an den Verlag abtreten:

(5) Sämtliche Rechte an dem Portal (insbesondere Marken- und Urheberrechte) liegen bei dem Verlag. Das Mitglied ist verpflichtet, dies zu berücksichtigen und verpflichtet sich, keinerlei Inhalte gleich welcher Art über die dem Mitglied im Rahmen der Nutzung des Portals eingeräumten Möglichkeiten hinaus selbst – privat oder gewerblich – zu nutzen. (…)

(…)

(2) Das Mitglied räumt dem Verlag einfache, räumlich, zeitlich und inhaltlich unbeschränkte Nutzungsrechte an den Werken ein. Die Rechtseinräumung erstreckt sich auf die Verwertung der Nutzungsrechte sowohl im eigenen Verlag als auch durch entgeltliche oder unentgeltliche (auch teilweise) Vergabe von Rechten an Dritte sowie auf alle Ausgaben und Auflagen und in allen Sprachen, insbesondere auf die folgenden Rechte: (…)

(Quelle: AGB des Verlag20, Stand 11.4.2010)

Ich werde den Teufel tun und meine Arbeit an solche Verlage verschenken. Dann lieber im kleinen Face-to-Face-Netzwerk bleiben, ergänzt um Bekanntschaften per Twitter, Facebook oder die Blogosphäre. Danke an Maik für den Hinweis!

16 Gedanken zu „Verlag20 – Andere arbeiten lassen…

  1. Schau dir mal deren Partner an… Das ist schon sehr geschickt aufgezogen, Hut ab!

    Weiteres Zitat:
    „Nach Ablauf der Pilot-Phase erhalten die AutorInnen je nach Nutzung ihrer Unterlagen durch andere ein Autorenhonorar auf Basis eines Download abhängigen Punktesystems.“

    Communitygedanke (hipp) + Alter Wein (Tantiemenmodell2.0)

    Für jemanden, der gutes Material hat, kann sich das also lohnen. Im Appstore funktioniert es ja ausgezeichnet. Käme auf die Marge an.

    • Unter „Das Unternehmen“ findet man folgendes:

      Innerhalb kurzer Zeit gelingt es equeo, namhafte Unternehmen wie Cornelsen, Fiatbank, GleissLutz u.a. als Kunden zu gewinnen.

      Ich sehe da auch die Gefahr gewisser Großverlage als kommerzielle Nutznießer solcher Aktionen. Der Zugang zum Thema E-Learning über das mobile Lernen ist jedoch zukunftsträchtig: Dass Tablet-PCs auf Dauer Schulbücher – und hefte ablösen könnten, ist ja nicht gerade unwahrscheinlich.

    • Naja – wäre ich „Großverlag“ und würde so gescholten werden, würde ich wahrscheinlich kleine Startups gründen, um die Möglichkeiten des Marktes auszuloten – wobei es dann dämlich wäre unter „Partner“ wieder aufzutauchen – spricht gegen diese Theorie.

      Die Frage ist, warum es Tablets sein müssen, warum es nicht auch eine freie Plattform tut.

      Das grundsätzliche Problem sehe ich im Tantiemenmodell, wie immer man es aufzieht. Du schreibst ein ganzes Schulbuch und bekommst nur anteilig etwas, wenn der Verlag es auch verkauft. Das macht niemand besonders lange besonders gerne – es sei denn, das Ding rennt (weiß man aber nicht vorher). Insofern ist es sehr geschickt, den Leuten kleinere „Einheiten“ aus der Tasche zu ziehen und das Tantiemenmodell darauf zu übertragen – das Risiko für den Autor ist dabei kleiner – die Gewinnmöglichkeit auch, aber das ist ja immer so. Das Modell finde ich an sich sehr gut.

      Was gar nicht sein kann ist, dass man sich auch noch umfassende Verwertungsrechte unter den Nagel reißen will, wenn man schon ein der Distribution auf der Plattform verdient.

      Scheitert die Plattform, dann hat man alle Inhalte für die nächste im Sack, die dann durch mehr Inhalte gleich auch attraktiver ist. Das ist gut für den Verlag.

      Das ist in meinen Augen das Problem und es ist in meinen Augen nicht fair. iTunes hat das geschickter angestellt.

    • Ich bin dieser Tantiemen-Theorie gegenüber sehr skeptisch. Wie Du schon richtig kommentierst, ist das alter Wein in neuen Schläuchen. Und letztlich begibt man sich da von einer Abhängigkeit in die nächste. Das Web ist momentan so offen und verfügbar, das dieses Zwischenhändlermodell für sowas wie Arbeitsblätter, Schulbücher oder letztlich Wissen kaum sinnvoll erscheint in meinen Augen. Bei Softwaredistributionen, bei der auf ein gewisses Vertrauen, eine Produktstabilität usw. ankommt (will mir ja nicht alle Nase lang nen Trojaner, Virus & Co einfangen) finde ich solche Zwischeninstanzen, die vertrauensvoll agieren (ob sie nun Apple heißen oder nicht) sehr gut.
      Aber im Gegensatz zu Software habe ich bei nem Word-Dokument oder einer PDF-Datei weniger Sorge, mir den Rechner zu zerschießen. Ich finde http://www.4teachers.de macht das derzeit einzig sinnvolle Modell für Arbeitsmaterialbörsen gut vor. Aber viel mehr Datenbörse brauche ich im Web 2.0-Zeitalter mit sprießenden Sharing- und Webspacelösungen nicht mehr.

    • @schb
      In Bezug auf den von uns allen geschätzten Verlag sehe ich das anders. Warum sollte der Konkurrenten im Bereich E-Learning unterstützen, wenn er sich keine Vorteile davon verspricht? Das mag vielleicht nicht auf das „Abgreifen“ von Materialien zielen, könnte aber evtl. im Einspeisen verlagseigenen Materials bestehen.

      Und eine Frage steht immer im Raum: Was geschieht, wenn das Unternehmen scheitert und die Server abschaltet? Da habe ich ehedem bei 20six.de äußerst unschöne Erfahrungen gemacht. Ein Verlag (schließlich ist die Weitergabe an Dritte für verlag20 laut AGB gestattet) würde vermutlich gerne mit dem Material weiterarbeiten.

      Das muss nicht so sein und auch nicht so werden, aber abwegig finde ich das nicht.

  2. Bist du dir sicher, dass das bei Facebook besser ist? Ich kenne die Facebook AGB im Moment nicht, aber zumindest ICQ und MSN fordern ja copy- und alle anderen proprietary rights auf jegliches über diese Protokolle versendetes Material. Insofern kann es sein, dass Facebook – auch wenn es kein direktes Interesse an Lehrmaterial haben dürfte – möglicherweise Verwertungsrechte übernehmen will.

    • Na, Facebook traue ich keinen Zentimeter über den Weg und würde den Teufel tun, da Material zu posten! Aber die Menschen, mit denen ich per FB in Kontakt treten kann, denen vertraue ich, sodass ich da nötigenfalls eher um Material fragen bzw. weitergeben würde, als mich auf eine Plattform wie die obige zu stützen.

  3. Pingback: Tweets die Verlag20 – Andere arbeiten lassen… « Kreide fressen erwähnt -- Topsy.com

  4. Danke, ich habe gestern eine persönliche Einladung erhalten. Der erste Blick in die Community war eh nicht überzeugend. Es wirkt wie eine weitere totgeborene Materialwüste. Die Communityfunktionen sind mehr Alibi – so wirkt es nach einem kurzen Blick in die Plattform.

    • @scheppler
      Stichwort Tantiemenmodell. Ich glaube, das wir Webleute gerne vergessen, dass es gerade im Schulbereich noch erhebliches „kollegiales Potential“ für die Nutzung solcher Ressourcen gibt. Viele sind nicht oder nur sporadisch im Netz unterwegs. Um uns als Zielgruppe geht es tatsächlich wahrscheinlich weniger dabei.

    • Da hast du wohl recht: Das ist noch recht brachliegender Acker, aber viele Alternativen sind mir auch nicht bekannt, abgesehen von 4teachers und schulportal.de.

      Ich frage mich, wie man das dann abrechnen möchte? Bei 4teachers.de passiert es mir sehr häufig, dass ich Material herunterlade, dass bei genauerer Betrachtung schlichtweg unbrauchbar ist. Angefangen von hanebüchenen Rechtschreibfehlern über fünf Leerstellen wegen Urheberrechtsfragen bis hin zu Aufgabenstellungen, die mit Lernen nichts zu tun haben, lädt man da genug Nutzloses. Und dann Geld dafür zahlen? Dann lieber Arbeitsblätter direkt von den Großverlagen und ich zahle gerne meine 1,50€.

      Gegen eine Zwischeninstanz, wie scheppler sie anspricht, hätte ich im Gegenzug auch nichts einzuwenden – allerdings würde diese einen immensen redaktionellen Aufwand zu bewältigen haben.

  5. Meine kritischen und warnenden Hinweise innerhalb von Verlag20 wurden innerhalb weniger Stunden gelöscht. Sowohl mein Dokument als auch mein Pinnwandeintrag ist nicht mehr auffindbar.
    Offenbar hat man trotz der Aufforderung in der Mail an mich kein Interesse an Rückmeldungen an der Community. Schade drum.

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