Ich bin kein Superlehrer…

… auch wenn sie gerade bei Deutschlands prominentestem „Bildungssender“ als Dokutainment durchs Fernsehn purzeln und drei der Lehrer eigentlich gar keine Lehrer sind. Früher hätte ich mich ja mit Eifer (und viel Schaum vorm Maul) auf ein solches Format gestürzt, aber diesertags kann ich es nicht mal schauen, denn …

… ich liege  b e g r a b e n  unter Klassenarbeiten, die diese Woche noch korrigiert sein wollen/sollen/müssen. Ebenso wie der Unterricht vorbereitet sein will. Und Nachprüfungen abgenommen werden müssen. Im nächsten Durchgang lege ich mir dir Arbeiten anders! Dann müssen die Schüler eben früher schwitzen. Ich bin halt kein Superlehrer…

7 Gedanken zu „Ich bin kein Superlehrer…

  1. Aber Hokey, wusstest Du denn nicht, dass in Deutschland die Professionalität des Lehrers nicht in der Initiierung und Begleitung von Lernprozessen junger Leute gesehen wird, sondern im „Abfragen“, im Korrigieren und – Krönung des Ganzen – im Benoten?

  2. Wir sind alle Lehrer, ganz einfach weil wir alle beim Lernen = Verfolgen der Fährten des Lebens immer wieder anderen voraus sind. Wir haben gar keine andere Wahl. Wenn dein Kind bei der Wanderung in die Wiese springt, weil es da eine wunderschöne Blume entdeckt hat, dann ist es Dir voraus und Du tust gut, ihm zu folgen, denn genau das bedeutet LERNEN: einer interessanten Fährte folgen. Und Dein Kind ist Dein Lehrer dadurch, dass es einer interessanten Fährte des lebens so gefolgt ist, dass es Dich GEZOGEN hat, zu folgen. Diese Definition von Lehren und Lernen der neuen Ich-kann-Schule basiert schlicht auf dem, was die Worte ursprünglich bedeuten.
    Wenn wir von „Lehrern“ reden, meinen wir Planstellenausfüller und Unterrichtsvollzugsbeamte, „Schule“ ist die Unterrichtsvollzugsanstalt, wo man sich einzufügen, zu unterwerfen und mitzumachen hat. Unterricht ist es, wenn einem von oben herab diktiert wird, wonach man sich unten zu richten hat. Unterrichtetwerden verhindert lernen. Vollzugsbeamte versuchen mit DRUCK durchzusetzen, dass man tut, was man soll. Echte Lehrer erzeugen durch ihr mitreißendes Vorbild SOGwirkung. Druck komprimiert Probleme, SOG löst.
    Es ist keine Schande, kein guter Unterrichtsvollzugsbeamter zu sein. Es sollte eine Freude sein, ein Lehrer zu sein. Ich grüße herzlich.
    Franz Josef Neffe

  3. Ich hab mir auch mal zwei Folgen angesehen. Schließlich lässt der Titel ja etwas besonderes erwarten. Allerdings war ich schnell ernüchtert. Wie kann es auch anders sein, dass bei diesem Sendeformat auch mal eine ordentliche Doku gezeigt wird. Positiv finde ich ja, dass es überhaupt Lehrer gibt, die sich hinter die Kulisse schauen lassen. Allerdings ist es auch hier wieder typisch: es wird frontal unterrichtet und ich hab keinen Ansatz gesehen, wie erstmal mit den „schwierigen“ Kindern ein Gemeinschaftsgefühl erzeugt wird. Warum werden die Schüler nach einem alten Prinzip unterrichtet in dem sie schon mehrmals gescheitert sind? Warum wird nicht versucht mal anders zu motivieren? Ich hoffe, das diese Sendung bald wieder aus dem TV verschwindet!

  4. Ich habe bislang nur einmal für fünf Minuten reingezappt. Als der erste Schüler quasi unsanktioniert einem anderen auf übelste Art und Weise eine Morddrohung reinwürgte und er dafür lediglich von einer Sozialarbeiterin angekuschelt wurde, habe ich wieder umgeschaltet. Sowas regt mich auf, das muss ich mir nicht angucken, da kann ich gleich Frauentausch gucken. Und wenn das Aggressionspotential bei all diesen Superschülern ähnlich gelagert sein sollte, würde ich da auch nur ganz vorsichtig Gruppenarbeiten anregen – auf Messerstechereien während meines Unterrichts hätte ich wirklich keine Lust.

  5. Hat mir gefallen, wie einer der „Superlehrer“ mit Rückenproblemen ausschied. Hat´s finanziell wohl auch nicht nötig.
    Hatte anno 99 Wirbelbruch in Sport ( Dienstunfall ). Bin 2 Jahre später zum Amtsarzt. wg. einiger Diensterleichterungen ( fachfremder Unterricht usw. ). Dort saß eine Tante mit einem Akzent, wie ihn KGB-Agenten im Film haben. Das „Gutachten“ war in kaum verständlichen Deutsch. Hätte jede Hauptschülerin besser verfasst. Also – nix mit Diensterleichterungen.
    Das ist Baden-Württember ! Immer wenn ich H. Oettinger mit seiner schrillen Kastratenstimme „Eliten“ beschwören höre, denk´ich dran .
    Eliten haben menschliche und fachliche Qualtäten. Die Fernseh-Superlehrer haben vielleicht menschliche – fachliche fehlen vollständig.

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