Den Lehrerberuf aufwerten

Die Ministerin appellierte darüber hinaus an alle Beteiligten dabei mitzuhelfen, den Beruf des Lehrers/der Lehrerin in der öffentlichen Wahrnehmung deutlich aufzuwerten. (l-iz)

So etwas liest man ja oft in den Medien, dass der Ruf der Lehrer ein schlechter sei, dass der Lehrerberuf ein unattraktiver sei und so weiter und so fort. Mittlerweile jedoch frage ich mich, ob das nicht ein Trugbild ist, das die Medien in die Welt gesetzt haben und dem sie nun selber aufsitzen. Wenn ich mich so umschaue und die Reaktionen der Menschen auf meine Berufswahl beobachte, dann merke ich nichts davon, dass der Beruf des Lehrers abgewertet wird. Im Gegenteil.

Nun gut, ich befinde mich gerade auf Wohnungssuche, da fällt es vielleicht besonders auf, aber beim Stichwort „Lehrer“ sind die meisten Vermieter durchaus guter Dinge und deuten gerne an, dass sie eigentlich ganz gerne einen Lehrer in ihrer Wohnung dulden würden. Auch die Frau auf dem Amt, bei welchem ich jüngst mein Führungszeugnis beantragen musste, hätte ganz gerne, wenn ihr Sohn nicht einfach nur Germanistik, sondern Germanistik auf Lehramt studieren würde, wie sie mir nebenbei mitteilte. Und der junge Mann, der mir vor einigen Wochen das mit der Reichsgründung erklärt hat, grüßt mich auch immer recht freundlich, ohne dass er irgendeinen Vorteil davon hätte. Dass die Nachbarn über meine Berufswahl lästern würden oder man in meinem Familienumfeld abschätzig auf mich herabblicken würde, wäre mir neu.

Eigentlich fallen immer nur polternde Populisten und etablierte Medien mit Ihren Tiraden gegen Lehrer auf (gell, Herr Schröder…), ansonsten, also was die Menschen in meiner Umgebung angeht, sehe ich überhaupt keinen Grund, mich zu beklagen. Der (Be-)Ruf des Lehrers ist durchaus mit Anerkennung verbunden.

10 Gedanken zu „Den Lehrerberuf aufwerten

  1. Ich denke auch, dass das Ansehen insgesamt nicht soo schlecht ist, aber dennoch herrschen einige Vorurteile (ständig Ferien, nachmittags um 2 im Schwimmbad oder beim Tennis…), so dass Lehrer als faul gelten. Die Nachteile dieser „Heimarbeit“ und freien Zeiteinteilung werden aber oft übersehen.

  2. Vermieter mögen Lehrer, glaube ich, weil die zuverlässig und wenig abenteuerlustig sind. Ansonsten: Ja, bei meinen Nachbarn genießt der Beruf noch Respekt. Allerdings schimpfen die auch gerne über die Jugend von heute.

  3. In der Tat, so schlecht angesehen fühle ich mich auch nicht.

    Allerdings finde ich, man müsste auch noch ein wenig unterteilen, genauer aufgliedern.

    Der häufigste Vorwurf gegenüber der Lehrerschaft ist ja der der Faulheit, und da ist glaube ich schon was dran, dass das viele Leute so sehen, weil Lehrer halt nicht im gläsernen Arbeitszimmer arbeiten.

    Dem Vermieter ist das natürlich wurscht, der will den Lehrer wohl vor allem, weil der ein sicheres Gehalt aus der öffentlichen Hand erhält und damit auch sicher immer schön die Miete bezahlen kann, denke ich mal.
    Genau dieser Beweggrund dürfte auch bei der Frau auf dem Amt den ausschlag für den „Berufswunsch“ gegeben haben.

    Aber insgesamt finde ich hat Hokey schon recht, das einzige, was manche Leute, denen ich so begegne, manchmal neidisch auf den Lehrer blicken lässt, ist die angebliche viele Freizeit.

    In allen anderen Punkten wie Zuverlässigkeit, Hilfsbereitschaft usw. hat auch nach meinen Erfahrungen der Lehrberuf ein hohes Ansehen.

  4. Wohnungssuche als Lehrer – da muss sich dann doch in den letzten Jahren der Ruf der Lehrer verbessert haben! Gut, wenn es so ist. Als ich in Hamburg vor 15 Jahren auf Wohnungssuche war, da war in den besseren Stadtteilen Lehrer geradezu ein Ausschluss-Grund. Es ging unter Vermietern die Mär, Lehrer würden ständig ihre Mieterrechte einklagen, über die sie bestens Bescheid wüssten, und wären schwierige Mieter. Ich habe mich jedenfalls bei der Bewerbung um beinahe 20 Wohnungen als alleinerziehende Lehrerin gegen Double income, no kids-Leute aus der Werbebranche u.ä. geschlagen geben müssen … ;-(

  5. Also, hier, wo ich arbeite (ländlich, aber chic, Speckgürtel Hamburg), ist es eher ein mitleidiger Blick auf uns Lehrer. Gerade die finanzielle Situation von Grundschullehrern wird manchmal nicht ganz richtig eingestuft (im Gegensatz zum noblen Studienrat). Als mein Pizzabäcker nach längerem nachbohren erfuhr, dass ich etwa 2200 euro netto verdiene, hat er mit dem „siezen“ begonnen 😉
    An die exorbitanten gehälter meine schülerleltern komm‘ ich trotzdem noch nicht ran … Naja, dafür hab ich um 13 Uhr frei 😀

    P.S. Wohnungssuche ging hier super. Auf meine Anzeige („Lehrer sucht…“) hab ich mindestens 10 tolle Angebote bekommen.

  6. Na klar ist der Lehrerberuf ein positiver Aspekt bei der Wohnungssuche. Ständiges Umziehen ist unwahrscheinlich, das Geld kommt auch immer und damit erfüllt man wahrscheinlich die wichtigsten Punkte des Vermieters und mehr als manch andere. Außerdem gibt es relativ selten Lehrer, die plötzlich zu einer ausschweifenden alternativen Lebensform wechseln. Lärm (außer vielleicht Musik 😉 ) ist nicht unbedingt zu erwarten.

    Ob dieser eine Aspekt allerdings schon die o.g. Schlussfolgerung zulässt?

    Besteht die Anerkennung der Gesellschaft nicht auch darin, die notwendigen Rahmenbedingungen zur Verfügung zu stellen? (nicht nur Geld, sondern z.B. Klassengröße, Ausstattung, Arbeitsplatz, Materialien, personelle Führung, …) Oder die Anerkennung durch die Eltern. Oder wie sieht es mit der Anerkennung in den Medien aus?
    Der Aspekt der persönlichen Anerkennung im Gespräch tendiert dann wohl meist in eines der Extreme (zumindest bei mir): Halbtags ein wenig vorn stehen und ein wenig unterrichten vs. heute bei diesen Kindern – Respekt/no way.

  7. Die meisten Leute erinnern sich doch an den faulen Lehrer aus ihrer eigenen Schulzeit. Die anderen neun, die fleißig und eifrig ihre Arbeit verrichteten, fallen dem Vergessen anheim.
    Wenn es mir zu viel wird mit den Kommentaren, erkläre ich, dass dieser Beruf doch jedem offen stehe, der ihn ergreifen möchte.
    Je nachdem wie viele Jahre der Person nun zum Abitur fehlten, das man ja nachholen kann, plus den fünf Jahren Studium plus den zwei Jahren Referendariat, sei das doch eine angemessene Zeit, um diesen Traumjob zu erlangen.
    Meist wird das Gesicht des Gegenüber dann immer länger.

    Einer meiner Kollegen drückt das kürzer aus: „Die wahre Intelligenz erweist sich in der Wahl der Studienfächer.“

  8. Naja, stimmt schon: Der Vermieter setzt natürlich andere Prioritäten als Otto Stammtischsprücheklopper. Aber in meinem Umfeld ist mir noch niemand begegnet, der seine Abneigung irgendwie zum Ausdruck gebracht hätte; ich habe bisher eher den gegenteiligen Eindruck.

    Was Du, Croco, ansprichst, kenne ich auch – aus eigener Erinnerung. 😉 Ich erinnere mich im Wesentlichen an die Handvoll guter und schlechter Leher, während die meisten anderen dem Vergessen anheim gefallen sind, was aber auch in mehrmaligen Schulwechseln begründet sein kann.

    Dass der Lehrerberuf nicht zu medialen Jubelarien verleitet – geschenkt. Good News are bad news. Aber ich habe, gerade was aktuelle Diskussionen anbelangt, den Eindruck, dass man medial den Fokus geweitet hat und nicht alleine die Lehrer in den Blick nimmt, sondern auch Systemfragen thematisiert. Kann aber auch sein, dass mir das vor meinem Studium entgangen ist, denn damals habe ich derlei Diskurse kaum verfolgt.

  9. Hallo,
    habe in Göttingen Biologie studiert auf Diplom. Zoologie, Botanik, Psychologie. Habe nach meinem Studium Ende 2003 einen anderen Weg eingeschlagen, den des Pharma- Beraters, da ich in der Wissenschaft nicht bleiben wollte. Bin in dieser Branche 5 Jahre geblieben. Dieses Unternehmen mußte mich betriebsbedingt zum Ende 2008 kündigen. Ich suche nach neuen Möglichkeiten, einen Job zu bekommen, auf den ich mich verlassen kann, der mir Spaß macht (Umgang und Kontakt mit Menschen), der mir eine gewisse Sicherheit gibt. Diese Sicherheit hat mir weder die Naturwissenschaft noch die Pharma- Branche gegeben. Ich weiß dass es heut zu Tage schwierig ist, nach Sicherheit zu streben, dennoch, besteht eine Möglichkeit für mich, als kompetente, liebevolle und vertrauenswürdige Lehrerin zu arbeiten?Was muß ich dafür tun?An wen kann ich mich wenden?Bin über jede Anregug dankbar!Ich weiß, wie die derzeitige Bildungssituation aussieht,und ich möchte daran etwas ändern, wenn ich kann!
    Liebe Grüße, Jola Wyrwaletz.

  10. Hallo Jola,
    ich kenne zumindest eine Biologin, die bei uns als Quereinsteigerin arbeitet – wie die Chancen für eine Anstellung aktuell generell stehen, kann ich allerdings nicht einschätzen. Gerade für Quereinsteiger fehlt mir der Blick und das Wissen um die Verfahren, weil ich den direkten Weg in die Schule gewählt habe.

    Es kommt auch darauf an, in welchem Bundesland Du Dich bewerben möchtest. An Deiner Stelle würde ich mich auf den Bildungsserver meines Bundeslandes begeben und dort schauen, ob Quereinsteiger für Bio gesucht werden. Für NRW findest Du solche Informationen evtl. hier oder hier. Für andere Bundesländer, wie z.B. Niedersachsen, müsste das ähnlich funktionieren.

    Sicherheit ist das eine – die nicht zu unterschätzende Belastung das andere. Überleg‘ Dir gut, worauf Du Dich einlässt und werde nicht aus Verlegenheit Lehrer. Dir und den Schülern zuliebe.

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