Wie den (Material-)Überblick behalten?

Mal eine Frage an die erfahrenen Lehrer unter Euch Lesern (ich greife aber auch gerne auf Tipps von anderen Lesern zurück): Wie behaltet Ihr die Übersicht über Euere Materialien?

Mir passiert es doch in letzter Zeit häufiger, dass ich nach einer absolvierten Unterrichtsreihe zur Recherche einer anderen Reihe meine Materialsammlung durchforste und mir dabei dutzend tolle Sachen in die Hände fallen, die ich für die vorige Reihe hätte gebrauchen können! Folien, Texte, Tafelbilder, Schaubilder; einiges aus Zeitschriften, anderes aus Materialsammlungen von Kollegen, aus Raabits-Ordnern, Zeug vom Fachleiter – was hätte ich das nicht gut einsetzen könne, wenn ich nur gewusst hätte… mich erinnert hätte… dran gedacht hätte…

Wie handhabt Ihr das? Legt Ihr Euch eine Art Bibliographie an? Ein Verzeichnis, in dem alles aufgelistet ist? Alles in einen Ordner? Oder bekommt man den Überblick mit der Zeit bzw. hat sich so fokussiert, dass man sich um das richtige Material keine Sorgen mehr macht?

22 Gedanken zu „Wie den (Material-)Überblick behalten?

  1. Das Problem kenne ich. Ganz gelöst habe ich es noch nicht.

    Zuerst einma: Soviel wie irgend möglich digital. Was in einem Leitz-Ordner steckt, vergesse ich.

    Zweitens: Ich lege mir Stichpunktlisten an, wo ich zu bestimmten Themen alles darunter schreibe, was ich im Zusammenhang dazu machen könnte. Teils als Textdatei, teils als Wiki, eine endgültige Form habe ich noch nicht gefunden. Noch habe ich nicht zu jedem Fach/Jahrgang/Thema eine solche Liste, aber es werden mehr. (Die Texte zu den Ideen sind dann in Verzeichnissen, einige nach Jahrgang, die meisten nach Thema sortiert.)

    Nicht erfasst werden in dieser Liste die Unmenge an Weblinks zum Thema, viele davon Ideen für ganze Projekte. Das ist uferlos, damit komme ich nicht nach.

  2. Aus meiner Sicht ist Papier die Saat des Bösen. Deshalb: Alles scannen, was kein Buch ist. Arbeitsblätter, in denen Teile aus Büchern verwendet werden, ebenfalls ausschließlich digital vorhalten. Das Wühlen in Papierstapeln und das Leben inmitten von Leitz-Ordnern führt unweigerlich zum Burnout.

  3. Hmm, ich habe etliche Ordner und auch eine volle Festplatte. Aber ich übersehe sowohl auf Papier, als auch auf Festplatte immer wieder etwas.
    Könnte daran liegen, dass ich in den letzten 10 Jahren nur zweimal eine gleiche Klassenstufe hatte.
    Ich habe noch Hoffnung, dass ich mehr Überblick bekomme, wenn mir die Schulleitung mal ein paar Wiederholungen in einer Klassenstufe gönnt 😉

  4. Ich glaube eine sinnvolle Strategie ist es auch, einfach den Materialwust einzudämmen. Wer weniger hat, hat den besseren Überblick. Also: bewährte Materialien aufbewahren und öfter nutzen.

    In meiner beruflichen Fachrichtung habe ich jetzt alles thematisch geordnet. Papier, etc. habe ich in Hängeregistern und ganz viel MAterialien auf dem PC. Sowohl im PC als auch in den Hängeregistern habe ich die gleich Ordnerstruktur. Die wird übrigens auch von den Altenpflegelehrbüchern eingehalten. Das funktioniert, da im Altenpflegegesetz eine inhaltliche Ordnungsstruktur vorgegeben ist. Das verschafft mir mittlerweile echt Überblick.

    In Englisch bin ich dagegen völlig planlos: Klassen, Themen, Bücher? Keine Ahnung wonach ich sortieren soll. Und dann noch der sprachliche Krempel dazu (sprich Grammatik).

    Aber mir gefallen mittlerweile die im Referendariat geschmähten Schulbücher immer besser. Diese ewige Kopiererei geht mir nämlich auch auf die Nerven. Schulbuch = weniger Materialwust. So jedenfalls ist meine Theorie.

  5. Jedes Jahr (!) eine Woche der Sommerferien opfern und ordnen, ordnen, ordnen. Mir reichte dieses Jahr eine Woche nicht und ich habe nur geordnet, was ich für’s nächste Schuljahr brauchte. Den Rest habe ich aber zumindest nach Fächern und Jahrgängen geordnet und ordentlich abheftet. Auf die Ordner (ich finde, es ist völlig egal, ob digital oder als Papier) kurze und prägnante Titel schreiben – bei mir (mit Mathe & Italienisch) ist das dann z.B. 10 – Kreise und Körper, 10 – ZLÜ, Landeskunde, Abi, Klausuren etc. Und auf der Festplatte Ordnung nach einem einheitlichen System schaffen. Meine Dateien heißen dann z.B. 10_Kreise_Flaecheninhalt_Uebungen oder so ähnlich. Woran ich immer noch arbeite ist das direkte Ordnen und Abheften, leider neige ich nach wie vor zu Vorsortier-Stapeln, auf die ich dann keine Lust mehr habe… Dieses Jahr bin ich aber sehr stolz auf mich, ich hatte viele Ordner so toll sortiert, dass ich sie mit in die Schule genommen habe und zu einem Großteil dort den Unterricht vorbereiten konnte – sehr zeitsparend! Ist aber wohl nicht immer möglich und alles immer noch perfektionierbar…

  6. Soviel habe ich ja noch nicht 😉

    Die Idee mit dem Einscannen finde ich tendenziell super, aber denke auch das nimmt viel Zeit in Anspruch. Ich selbst sammele momentan in Hängemappen. Je Thema eine, auch wenn es nur ein Zettel ist, dann nach Fächern und darunter nur noch alphabetisch geordnet. Absolutismus kann ja in Klasse 8 oder auch der Oberstufe drankommen.

    Brauche glaube ich auch die Haptik bei der Vorbereitung, durchblättern, lesen und anschauen…

    Ansonsten auch auf dem Computer nur ein Ordner pro Thema und dann eine gute Desktop Suche. mp3s und podcasts zu relevanten Themen liegen alle in einem Ordner sind dafür aber mit Tags ordentlich verschlagwortet.

  7. Ich schreib hier auch mal mit:
    – Alles einscannen –> alles digital
    – 1mal im Jahr große Sortieraktion
    – Nach Inhalten sortieren (am besten taggen)

    Und noch ein paar eigene Gedanken:
    – Wenn schon digital, dann auch bitte überall (wo es Internet hat), so dass man auch in der Schule vorbereiten kann.
    –> kleiner NAS (Festplatte im Netz)
    –> Mit lokaler Festplatte synchronisieren (–>Backup)

  8. Hey, vielen Dank für Eure zahlreichen Tipps!

    Aaalso: Scannen ist wirklich sehr zeitaufwändig, denn ohne OCR ist das ja nahezu sinnlos. Das kostet aber sehr viel Zeit, will man es ordentlich haben. Eine gute Desktop-Suchmaschine benutze ich schon, mit der Idee, ein NAS einzurichten, gehe ich auch schon länger schwanger.

    Die gleiche Struktur in digitalen und realen Ordnern einzuhalten, ist eine gute Idee. Die Hängeregister, die uns zu Anfang empfohlen wurden, sorgen bei mir für haltloses Chaos und Blätterstapel, dann lieber Ordner. Vielleicht benutze ich aber auch nur die falschen Hängeregister?

    Die alphabetische Methode konfligiert mit meiner Vorstellung, möglichst schnell brauchbares Material zur Hand zu haben, da ich nicht erst alle Materialien zum Thema „Absolutismus“ noch auf ihre altersspezifische Eignung untersuchen möchte – das habe ich ja schon in den vorigen Einheiten erledigt und will mir diese Arbeit beim zweiten Mal ersparen. Das Material soll also schon altersgerecht sortiert sein.

    Tags… *seufz*… das wär‘ was! Dann bräuchte ich ’nen Mac, oder was fehlt mir hier, dass ich meine Dateien nicht taggen kann?

  9. Moin moin,

    Neulich bei enpaed (yahoo group für englisch Pädagogen) gab es den
    Tipp von Jochen: http://www.tag2find.com/

    Dann brauchste dir dafür keinen Mac zu kaufen 😉

    Ich selbst habe auch noch keine befriedigende Lösung gefunden, strebe aber auch eine komplette Digitalisierung an.

    Mit vernünftigen tags brauchste auch nicht unbedingt mit OCR zu scannen. Mittlerweille können große Kopierer auch schnell scannen (über Vorlageneinzug) und dir eine PDF-Datei ins Netz speichern.

    Grüße,
    Stefan

  10. „Die Hängeregister, die uns zu Anfang empfohlen wurden, sorgen bei mir für haltloses Chaos und Blätterstapel, dann lieber Ordner. Vielleicht benutze ich aber auch nur die falschen Hängeregister?“

    Das ist in der Tat ein Nachteil. Man sollte auf jeden Fall die einzelnen Mappen nicht zu voll packen. Also besser neue Mappen für Unterthemen. Ich sehe den Vorteil der Hängeregister in der Möglichkeit, einfach schnell ein Arbeitsblatt in die Hängemappe zu packen, damit es schon mal da ist, wo es hinsoll. Im Ordner müsste ich erst eine Folienhülle herbeiholen, das Blatt da reinpacken und dann wegheften. Das dauert. Der Nachteil der Hängeregister besteht darin, dass man in der Mappe einen Stapel hat, den man unter Umständen erst wieder durchsuchen muss. Das hält sich aber in Grenzen, wenn man die einzelnen Mappen nicht zu voll packt. Für komplette Unterrichtseinheiten, die schon fertig sind und an denen man nix mehr ändert kann man dann ja einen Hängeordner kaufen, in den man dann den Kram traditionell einheftet. Außerdem gefällt es mir einzelne Hängemappen einfach mit in die Schule nehmen zu können. Behandele ich als das Thema Biografiearbeit, nehme ich einfach die Hängemappe mit und habe alles beisammen. In einem Ordner wäre das Thema nur ein Teilbereich. Und den ganzen Ordner würde ich nicht mitschleppen wollen.

  11. Was das Einscannen angeht, stimme ich Dir zu, Jochen, und danke für die Links (die ich alle irgendwann schon einmal gelesen habe 😉 ). Die Registratur als Zwischenablage zu verwenden, ist ebenfalls das einzig Sinnvolle, was ich dem „Ding“ abringen konnte.

    Ich tendiere mittlerweile auch dazu, nach Klassenstufen zu ordnen, weil ich so schneller an das geeignete Material komme, ohne zusätzlich auswählen zu müssen. In Geschichte bin ich jedoch noch hin- und hergerissen zwischen einer der Chronologie folgenden Anordnung und einer den Klassenstufen folgenden. Oft kann man Materialien (gerade ab der Französischen Revolution) sowohl für Sek I als auch Sek II gleichermaßen gebrauchen.

    Hach, das ist ein Kreuz mit der Ordnung… 😉

  12. „Oft kann man Materialien (gerade ab der Französischen Revolution) sowohl für Sek I als auch Sek II gleichermaßen gebrauchen.“

    Dann kopier die doch einfach, sodass Du sie für beide Stufen bei der entsprechenden Einheit zur Verfügung hast.

    Ansonsten kann ich nur Frau Lehmann und einigen anderen zustimmen: einmal im Jahr gründlich sortieren und dabei nicht das Wegwerfen vergessen!

  13. @Frau Lehmann: „1 Woche Sommerferien opfern“… süß. Und ich dachte immer, Lehrer haben 30 tage Urlaub wie andere auch und würden sich ansonsten ausschließlich der Vorbereitung widmen?

    Kopfschüttel…

  14. Hi,
    ich scanne auch alles (inkl. Bücher).
    Dafür verwende ich einen CanoScan 8800F. Der ist vergleichsweise schnel (auch ohne EInzelblatteinzug) und kann gescannte Seiten direkt als PDF mit (unsichtbar hinterlegtem) Text zum Durchsuchen abspeichern. DAS alles mit nur einem Knopfdruck am Scanner.
    Auch alle anderen Materialien, die ich so erstelle, werden als PDF gespeichert.
    Mit einer vernünftigen Suche (z.B. Spotlight unter MacOSX, mit Win habe ich da keine Erfahrung) kann dann man selbst ohne jegliche Sortierung der Dateien (was nicht zu empfehlen ist) noch sehr gute Ergebnisse erzielen.

  15. Korrekturen sind nicht möglich. Dann müsste man doch eine komplette OCR-Software verwenden.
    ABer die Texterkennung läuft recht gut und da die PDF-Dateien das gescannte Bild und nicht den umgesetzten Text anzeigen, muss auch nicht wirklich nacharbeiten. Für eine Suchfunktion reicht es auf jedenfalls völlig aus.

  16. PDF-Dateien sind zur Archivierung auf dem eigenen System nur begrenzt sinnvoll: Sinn und Zweck des PDF-Formates („Portable Document Format“) ist der, dass ich die Datei versende und sichergestellt wird, dass sie da auch so ausgedruckt wird, wie ich es mir zu Hause überlegt habe.

    Datenformate für zu Hause sind das Format des Office-Paketes, das man benutzt und Grafikformate (vor allem PNG.) Sinnvoll ist, so viel wie möglich zu digitalisieren und verfügbar zu haben – in ein anderes Format umwandeln kann man seine Materialien immer noch. Ein Grafikscan hat auch den Vorteil, dass man die Grafikdatei ganz oder in Teilen in Office-Dokumenten weiterverwenden kann, bzw. sie neu beschriften kann.

    Für eine vernünftige Ablage ist ein gut überlegter Verzeichnisbaum, an den man sich diszipliniert hält, viel wichtiger, als irgendwelche Verwaltungssoftware.

    Regelmäßige Backups nicht vergessen!

  17. Der Zweck von PDF-Dateien ist sicherlich ein anderer.
    Aber PDF-Dateien (mit hinterlegtem Text) kann man nach beliebigen Stichworten durchsuchen. Grafikdateien nicht. Ausser natürlich man gibt den „Inhalt“ einer Grafikdatei von Hand in den Rechner ein, aber genau das will ich ja vermeiden.
    Darüber hinaus kann ich PDF-Dateien an jedem REechner (und modernen Kopierer!) direkt ausdrucken und muss mir um die Software mit der die Dokumente erstellt wurden dabei keine Gedanken machen.
    Selbstverständlich werde ich die Originaldokumente (sofern ich sie denn besitze) nicht löschen um ggf. noch Änderungen vorzunehmen.
    Aber zur Archivierung eignet sich das PDF-Format hervorragend.

    Oder soll ich jedes Arbeitsblatt das ich so mit der Zeit von Kollegen etc. erhalten habe abtippen und/oder mit umfangreichen Stichworten und Schlagworten versehen? Dafür habe ich dann doch keine Zeit. Einscannen (10sec) und in einen passenden Ordner speichern (5sec) ist da die deutlich bessere Alternative, wie ich finde. EIne gute Suchfunktion vorausgesetzt.

    Übrigens kann ich auch ohne Probleme PDF-Dateien in anderen Office-Dokumenten benutzen, wenn ich mal eine Grafik aus einer solchen Datei benötigte.

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