Kurzschluss

Wilhelm von Humboldt hat uns über die Süddeutsche einen offenen Brief zukommen lassen. Der arme Tropf, niemand wird ihn ernstnehmen, sind wir doch soeben fleißig dabei, ihn abzuschaffen.

Bei Mandy entspinnt sich eine Diskussion über die fehlende Bereitschaft von Lehrern, das Internet und Web2.0-Dienste im Unterricht einzusetzen. Sind es die strukturellen Bedingungen, mangelnde Kompetenz der Lehrkräfte oder ganz andere Gründe? Vielleicht kann ja jemand der erfahreneren Mitleser Sinnvolles beisteuern? (via e-Denkarium)

Hmmm… mehr Humboldt durch Web2.0? Wäre doch mal ’n schöner Kurzschluss, dem zu folgen sich lohnen könnte…

Ein Gedanke zu „Kurzschluss

  1. Toller Rundschlag! Vom Humboldt ist tatsächlich manches in der Wissensgesellschaft dialektisch „aufzuheben“, will sagen, wieder hervorzukramen – z.B. auch seine Subjektorientierung (neuerdings Individualisierung des Unterrichts genannt, obwohl es nicht im Mindesten den Horizont bei Humboldt trifft), die gleichzeitig nicht die Inhalte aus den Augen verliert. Die Frage, warum selbst Lehrer, die begeisterte Internet und Web 2.0-Anwender sind, im Unterricht wenig davon einsetzen, finde ich außerordentlich wichtig. Dazu habe ich bei Mandy auch meinen Senf abgegeben, den ich der Einfachheit aber hier kopieren möchte:
    „Die Schule paßt nicht zum Internetzeitalter! Weder ihre räumliche, noch ihre Zeitstruktur, weder die Lehrerausbildung, noch die Regeln der Schule, die z.B. besagen, man müßte die Schüler immerfort kontrollieren in dem, was sie tun. (Das ist ja z.B. noch nicht einmal in Humboldts Sinne). Bis die Schule dann endlich geändert ist – was sie vielleicht durch die Notwendigkeit, auf die Herausforderungen der Informationsgesellschaft zu reagieren, irgendwann tun wird, folgender Vorschlag: Fertige Plattformen benutzen, wie Schulcommsy oder zum Projektarbeiten http://www.de.schola-21.de . Das trauen sich auch Lehrer zu, die keine Informatiker sind und nicht mal schnell eben ein Wiki aufsetzen können, und die jenseits der 50 sind und Weblogs für intime Tagebücher von Teanagern halten.“
    Wir leben in einer Übergangsgesellschaft zu einer neuen Epoche – wie Michael Giesecke sie benennt. Ein widersprüchliches Durchgangsstadium, in dem gleichzeitig das Alte und das Neue zum Teil nebeneinander her besteht, aber sich natürlich auch in Widersprüchen bewegt. Das wird die Schule viel radikaler verändern als man sich im Moment vorstellen kann. Die Regeln, die Struktur, das ganze System wird im Moment weich. Da läßt sich auch individuell als Lehrer eine ganze Menge Spielraum gewinnen, wenn man sich traut zu experimentieren. Ob das im Referendariat unter der Spannung der eigenen Abhängigkeit von den Ausbildern (Prüfern) möglich ist, hängt natürlich von den konkreten Personen ab.

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