Zwei auf einen Streich

Und schon wieder habe ich letzte Woche eine unruhige Nacht verbracht. Nur fünf Stunden Schlaf und diese auch nur mit Unterbrechungen. Grund? Zwei Unterrichtsbesuche am selben Tag, die über Pfingsten vorbereitet und mittwochs gehalten werden mussten. Für die Nichtlehrer vielleicht zunächst eine kleine Erklärung, was Unterrichtsbesuche sind…

Unterrichtsbesuche
In jedem Fach hat man als Referendar fünf Unterrichtsbesuche zu absolvieren, zu denen die Fachleiter, AKOs, Schulleiter und Hauptseminarleiter bzw. Mitreferendare eingeladen werden. Diese beobachten dann den Unterricht, für den umfangreiche Papiere erstellt werden müssen, in welchen der Referendar didaktische und methodische Entscheidungen darlegt und eine Skizze des geplanten Unterrichts bereithält. Jeder Unterrichtsbesuch fließt mehr oder weniger in die Endnote ein, da sowohl Schulleitung als auch die Vorgesetzten vom Seminar sich hier ihr Urteil bilden.

Eine stressige Situation also, unter Umständen mit Folgen. Wenn man sich hier blamiert, hat man nicht mehr viele Chancen, einen negativen Eindruck auszubügeln, da außer den Fachleitern nicht immer alle anwesend sein müssen. Stressig zudem, da ich zwei Oberstufenkurse hatte, bei denen man im Unterricht unter Umständen schon ordentlich ins Rotieren kommen kann.

Rotation
Rotieren muss man allerdings schon viel, viel früher. Man muss Material sichten (man will ja keinen Unterricht von der Stange anbieten), Unterrichtsskizzen erstellen, Aufgabenstellungen formulieren (bitte schön sinnvoll), Lernziele verschiedener Ebenen dem Stoff entreißen (bitte schön in mehreren Anforderungsbereichen) und die möglichen Ergebnisse der Schüler sowie ansprechende Tafelbilder vordenken. Das ist aufwändig, war aber dank der Pfingstferien ein zu bewältigendes Problem.

Trotzdem wurde die Zeit knapp, die Anspannung wuchs, nachts keimten erste Zweifel ob der Tragfähigkeit der Konzepte, jede vorherige Idee schien plötzlich sinnlos, dumm und inhaltsleer. Zudem drückte eine normale Stunde, die unmittelbar vor dem ersten Besuch gehalten werden musste und deren Planung im Rahmen der Unterrichtsbesuche zu kurz gekommen war. Sprich: Mich erwartete ein totales Desaster.

Vor allem müde
Dachte ich. Kam aber ganz anders, auch wenn der Besuch in Deutsch nicht super gelaufen ist, aber letztlich kamen von allen Seite positive Rückmeldungen. Richtig gut lief es dann trotz der zunehmenden Müdigkeit in Geschichte, wo ich alle Ziele erreichen konnte und am Ende eine schöne, wenn auch knappe Transferphase hinbekam, in der die Schüler wundersame Dinge von sich gaben (wo sie die her hatten!?) und wir sogar Rückbezüge auf eine vorige Unterrichtsreihe hinbekamen. Gerade für die Geschichtsnachbesprechung hatte ich viel Kritik erwartet, die aber ausblieb und vielmehr in Bestätigung und konstruktiven Ratschlägen Niederschlag fand. (Ich benutze immer noch zu oft den Koknjunktiv… ähem… „Würden Sie bitte…“, „Könnten Sie mal…“, etc.).

So blieb nach einer schlaflosen Nacht und zwei anstrengenden Unterrichtsbesuchen ein müder aber zufriedener Hokey, der überzeugt ist, dass er diesen ganzen Referendariatskram gut in den Griff bekommen wird.

4 Gedanken zu „Zwei auf einen Streich

  1. Dank Deines Blogs kann ich mich immer gut drauf vorbereiten, was nach meinem Examen kommt. Bin zwar froh, dass es bald vorbei ist, aber was danach kommt ist auch nicht ohne. Am schlimmsten finde ich glaube ich, dass es sich um eine völlig andere Art Prüfungssituation handelt in der man viel weniger die Fäden in der Hand hat, als das in anderen Prüfungen der Fall ist. Vielen Dank also für Deine Einblicke!

  2. Gratuliere. Es ist ein Wahnsinnsaufwand. Eine Stunde Showunterricht vorbereiten kostet vielleicht fünf Stunden.

    Was ich so krass finde – jedenfalls in der Schweiz ist das so – dass man in der Ausbildung beobachtet wird, was das Zeug hält. Kritisiert, gelobt, getadelt, auf Ticks aufmerksam gemacht, kurz: mehr Rückfutter als man ertragen kann.

    Und danach? Nichts mehr. Manchmal weht wieder eine Welle der Qualitätssicherung über eine Schule weg, da setzt sich vielleicht eine Kollegin in den Unterricht und dann ist wieder lange, lange nichts.

    Weiterhin viel Erfolg! Und vor allem auch Mut!

  3. @Christian
    Man hat schon die Fäden in der Hand. Man muss nur lernen, sie festzuhalten und die richtigen zu ziehen. 😉 Nach dem 1. Examen hast Du den größten Brocken hinter Dir.

    @Tanja
    Ich brauche definitiv mehr als fünf Stunden! 🙂
    Bei uns wird nach den Sommerferien der sogenannte BDU anstehen, der bedarfsdeckende Unterricht. Diesen führen wir völlig autonom, ohne Rückfutter, aber dafür auch etwas freier und entspannter.

    Danke an Euch beide für die positiven Rückmeldungen!

  4. Pingback: Blogparade: Bloß kein Stress – persönliche Strategien | Kreide fressen

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