Drücker an der Haustür, mit freundlicher Unterstützung Ihres Klassenlehrers

„Ach ja, und dann waren plötzlich so Typen da, die uns ’n Brockhaus andrehen wollten.“, erzählte eine Schülerin in der Klasse als ich zum zweiten Mal diese Gutscheine für einen kostenlosen Duden ausgeben sollte. Was ich auch tat, denn ein Duden kostet durchaus Geld und würde manchen Schülern vielleicht helfen, mal das ein oder andere Wort nachschlagen zu können oder die ein oder andere Regel verlässlich nachlesen zu können. Und konnte man nicht die Datenklausel herausstreichen?

Doch dann lese ich gestern bei Gutjahr vom Trick mit dem doppelten Kleingedruckten und auch davon, wie dreist die Datensammler  von Bertelsmann schon in Kindergärten versuchen, dennoch an die Daten zu gelangen. Klassenlehrer und Kindergärtnerinnen werden im Namen der Bildung zu billigen Aushilfsburschen Bertelsmanns. Und die Ergebnisse sprechen für sich:

32.000 Schulen in ganz Deutschland sowie in Österreich werden mit jeder Sammelaktion angeschrieben. Die Akzeptanz sei hoch, heißt es. Nur eine von 5 Bildungseinrichtungen lehne das Angebot für Gratisbücher ab. (…)

Die Rücklaufquote soll bei 50 – 60% liegen. Aber nicht mehr aus meinen Klassen. Wer eine Alternative zum ewigen Duden sucht, dem kann ich Canoo.net empfehlen. Dort kann man neben der richtigen Schreibung auch Deklination und Konjugation von Wörtern nachschlagen.

Ohne dafür von Drückern an der Hautür belästigt zu werden.

Kostenloses Material…

…im Kontext mit Preisausschreiben. Ich hatte ja schon einmal eine Idee zum Thema „kostenloses Material“. Auf den Nachdenkseiten gibt es analog dazu aktuell herbe Kritik an einem Lehrerpreis des Gesamtverbandes der Deutschen Versicherungswirtschaft, der im Rahmen der Bildungsmesse Didacta verliehen wurde.

Kostenloses Material plus einen Preis von 10.000€(!) für den ersten Platz – das ist dann wohl Verlockung genug. Für 10.000€ verschachern wie die Kritikfähigkeit unserer Schüler…

Da wird mir wieder einmal deutlich, warum mein Fachleiter so viel Wert auf eine ausführliche Sachanalyse legt – leider fehlt meist die Zeit, um für jedes Material eine solche vorzunehmen, besonders, wenn man Fächer fachfremd unterrichtet.Bei solchem Material muss man die Augen allerdings weit öffnen: Als Lehrer muss man gerade geschenkten Gäulen tief ins und vor allem: aufs Maul schauen.