Erst beschwert, dann doch erleichtert?

Ein Fortbildung im Fachbereich Deutsch, das bedeutet: Viel Neues und Wichtiges mitnehmen, aber auch Redundanzen aushalten zu lernen. Alles sollte sich um die Münsteraner Rechtschreibanalyse drehen, eine absolut wertvolle Einrichtung der Uni Münster, die überforderten Lehrern dabei hilft, eine professionelle Rechtschreibanalyse der Schüler vorzunehmen, aber das war leider nicht immer der Fall. Da saßen wir nun, gespannt auf neue Informationen, den Austausch von Konzepten und tollen Ideen. Und eine volle Stunde lang gelang das auch, doch dann schweifte die Diskussion manchmal ein wenig ab…

So übte man konstruktive Kritik am umfangreichen Material der Rechtschreibanalyse: Man möge doch bitte das Adjektiv „leer“ aus dem Material herausnehmen, da eine Steigerung sinnlos sei. Nach diesem Dammbruch (und natürlich ist es literarisch durchaus sinnvoll, zu wissen, dass man „leer“ steigern darf) preschten Weitere vor und forderten die Streichung der Worte „Säule“ und „Lot“. Sie hätten Schüler, die selbige nicht kennen. Ich forderte innerlich die Abschaffung von Lehrern, die das Wörterlernen abschaffen wollen.

Nach einem kurzen Austausch dazu, ob fertige Lösungsbeispiele besser in Druckschrift oder Schreibschrift abgedruckt werden sollten, erging man sich in Tiraden über die ach so unsägliche vereinfachte Ausgangsschrift. Eine Kollegin schlug vor, das Fördermaterial für die Sekundarstufe I mit drei Hilfslinien zu versehen, damit die lieben Kleinen wüssten, wo sie Ober- und Unterlängen hinschreiben müssen. Ich blinzelte heimlich auf die Einladung und suche das Wort „Primarstufe“, konnte es aber nicht finden.

Zu guter Letzt bekamen auch noch die Schulbücher ihr Fett weg, die bei all dem eigentlich gar keine Rolle spielten. Dass doofe Aufgabenstellungen uns das Leben versauern, habe ich nun gelernt. Und, dass man sich durch das ganze Beschweren insgeheim doch zu erleichtern scheint? Was physikalisch paradox erscheint, ist im Lehrerberuf nur folgerichtig…