Erleichternd

Es ist immer wieder erleichternd, wenn Unterrichtsbesuche, die Unzufriedenheit bei mir hervorgerufen haben, von den Beobachtern dann doch positiv eingeschätzt werden. Und wenn die geplante Reihe honoriert wird, in der eine Menge Mühe und Vorbereitung steckt. Manche Reihen werden gerne mal dahinphantasiert (was sich auch gar nicht vermeiden lässt, wenn man Ausbildungsunterricht bei fremden Lehrern macht); diese Reihe jedoch ziehe ich eins zu eins durch und es macht mir großen Spaß, zu sehen, wie die Schüler auf die Stunden reagieren. Lieder des Vormärz begleiten uns bei der Frage nach der Entstehung des Nationalismus im 19.Jahrhundert und diese Lieder geben wirklich einiges her. Hier ist es von Vorteil, dass der Ausbildungslehrer mir mit großer Gelassenheit freie Hand lässt, was durchaus nicht immer der Fall ist.

Positiv ist auch, dass ich in den Nachbesprechungen immer die wesentlichen Kritikpunkte meiner Stunden selber erkennen und Alternativen benennen kann, denn das wird mitbewertet und ist letztlich wichtig für den späteren Beruf. Es geht in den Endspurt – noch zwei Monate bis das Endergebnis steht.

Und während ich mich mit Unterrichtsbesuchen plage, sind die Ersten schon durchgefallen oder mit ihrem Ergebnis äußerst  unzufrieden. Es wäre von Vorteil, unter den ersten Prüflingen zu sein, hat man uns gesagt. An den Ergebnissen sehe ich das noch nicht.

Politisch korrekt

Befinde mich seit Freitag im Besitz des „Lehrerinnen- und Lehrerkalenders“. Aber ich will mich nicht beklagen, immerhin hat mir die politische Korrektheit eine Menge Platz in der Examensarbeit gespart, obwohl ich nahe dran war, einen einleitenden Absatz einzufügen, in dem ich mir erbitten wollte, mir doch unter Berücksichtigung  meines männlichen Geschlechs zu gestatten, nur die weibliche Form zu verwenden, weil mir das unsäglich raumraubende „Schülerinnen und Schüler“ dann doch irgendwann zu viel wurde. Habe das unterlassen. Bin dann zu „Lehrenden“ und „Lernenden“ übergegangen.

Lehrergesundheit und Start ins letzte Quartal

Nur ein kurzer Hinweis auf einen Beitrag in der FAZ zum Thema Lehrergesundheit. Dort wird eine Studie aufgegriffen, die beschreibt, wie Lehrer der Belastung, die besonders durch aggressive Schüler und Elternbeschwerden entstehen, entgegenwirken können.

Ansonsten startet mit der Olympiade in China auch das neue Schuljahr in NRW (keiner feiert das so groß – gemein) und mit ihm auch das letzte Quartal meines Referendariates. Ich hoffe ja, ähem, dass sich die Horrormeldungen über den Lehrermangel bis zu meinem Einstellungstermin halten… meine Fächerkombination ist ja nicht die seltenste, wie ich zugeben muss.

Dies und das

Merke: Nicht das Wort „Herumgekasper“ in den Mund nehmen, wenn in der Klasse ein Schüler mit dem Namen Casper sitzt… 😛

Ansonsten sitze ich gerade meiner Examensarbeit, wobei sitzen es irgendwie gut trifft. 🙁

Warum waren die Achter heute ausgerechnet in der Stunde vor den Mathe-Lernstandserhebungen so gut drauf? Die haben heute alle gut mitgemacht und sich reingehängt. Ob’s am Wetter lag? Es gibt so oft Dinge, die ich mir nicht wirklich erklären kann.

WordPress ignoriert meine Absätze (in der Vorschau). Nach der Examensarbeit habe ich vielleicht wieder Luft, Sinnvolles zu bloggen.

Man vertut sich manchmal…

…wie anstrengend so ein Schülertag sein kann. Mir brummte gerade beim Hospitieren in der fünften Stunde schon gehörig der Schädel.

Ich habe mir vorgenommen, mehr zu hospitieren. Ob ich dabei die 12-Stunden-Grenze überschreite – mir doch Wurst. Wann habe ich noch einmal die Gelegenheit, bei so vielen Kollegen Insipiration und Anregung zu bekommen? Wichtig ist mir dabei ausdrücklich das Hospitieren, nicht das Unterrichten. Das eine geht schwer ohne das andere.

Es verhält sich vielleicht wie beim Erlernen eines Instrumentes: Hat man niemanden, der einem die richtige Handhabung zeigt, so kann man es auch erlernen, aber man lernt gleichzeitig auch viele Fehler mit, die sich später nur mit sehr viel Mühe wieder ausbügeln lassen. Zeigt einem ein Lehrer jedoch direkt die richtige Handhabung, so spart man sich eine Menge Zeit und Mühe.

So ähnlich sehe ich das auch für die Schule, gleichwohl der Vergleich hinkt, denn Unterrichten ist weitaus komplexer als ein Instrument zu spielen. Aber im direkten Vergleich von eigenem Unterricht mit fremdem Unterricht kann man schon eine Menge mehr lernen, als wenn man einfach nur selbst vor sich hinunterrichtet oder nur vage Rückmeldungen bekommt. Die Vorgaben verwehren mir eine ordentliche Ausbildung – ich hole sie mir.

Unterrichtsbesuchstage

Ich hasse sie. Sie bedeuten (sinnlose?) Zeitverschwendung, weil man seine Kräfte und Gedanken alleine auf eine einzige Stunde in der Woche richtet, plant, grübelt, überlegt, entwirft, verwirft, umbaut, kritisiert, neu beginnt, plant, grübelt, überlegt, etc. etc.

Grauenhaft. Am Tag vor Unterrichtsbesuchen bin ich dann ein Nervenwrack, habe mindestens zwei Nächte schlecht geschlafen, bekomme Geistesblitze grundsätzlich erst am letzten Tag um zwanzig Uhr, schreibe dann bis halb eins in der Nacht noch am Entwurft, tippe am Tag des Unterrichtsbesuchs immer noch an meiner Stundenplanung, würde am liebsten nochmal alles umwerfen, meinen Fachleiter anrufen, ihm meine vollständige Unfähigkeit gestehen, die weiße Fahne schwenken und hadere gleichzeitig mit meiner Dummheit und didaktischen Unfähigkeit.

So wie gestern. Und heute morgen.

So wie heute morgen stehe ich an der Bahnhaltestelle, wobei es nur zu logisch ist, dass ich mir Unterrichtsbesuche auf Tage lege, an denen der öffentliche Dienst streikt. So stehe ich dann innerlich fluchend an der Stadtbahn-Station, gehe noch einmal alle zu machenden Kopien durch und gräme mich schon im Voraus für meine schlechte Stunde. Nur Unterrichtsgespräch und Partnerarbeit, wenig Medien – das Grauen pur.

Wenn ich dann endlich in der übervollen Bahn stehe, gewinnt die Einfahrt in den Bielefelder Untergrund symbolischen Gehalt. Mein Neid wächst auf die junge Frau, die sich über den Streik freut, weil sie nun zu spät zur Arbeit kommen darf, mein Neid wächst auf die Straßenbahner, weil die streiken dürfen, was ich jetzt auch gerne täte. Stattdessen transportiert mich ausgerechnet die eben noch streikende Bahnfahrerin zum Ort der baldigen Schmach und Schande, aber ich könnte heute ja ausnahmsweise mal bis zur Endstation durchfahren…

…finde letztlich aber doch den Weg zum Ausgang, Wind schlägt mir ins Gesicht, dicke Wolken dräuen dunklen Regen, ich schlage den Kragen hoch und mache mich auf den Weg, der hohe Turm zur Rechten weist den Weg, meine Uhr ist stehengeblieben, wie ich feststelle. Stehengeblieben! Das letzte Mal blieb sie bei meinem Deutschbesuch stehen (ja, wirklich und ich beendete die Stunde 5 (in Worten: fünf) Minuten zu früh), was nichts Gutes bedeuten kann, und so gehe ich weiter meinem Unheil entgegen.

Im Gebäude fix alles kopiert, ein Wasser gegen den trockenen Hals besorgt, der Gong tut das, was er am besten kann und los geht’s. Erste Stunde, die Nervosität verfliegt, Gong, Besuchsstunde, schnell Fachleiter und Direx abgeholt, warten auf den.. Gong und ab dafür. Der Start schleppt, ich muss den miserablen Stundenplan so gut als möglich durchziehen, hier und da kleine Abweichungen einbauen, Schülergedanken wieder auf Linie bringen, Ergebnisse sichern, Transfer vollziehen lassen, Hausaufgabe rausgeben, Stunde beenden, wo bleibt denn der – Gong!

Wie ich diesen Gong liebe! Klamotten schnell packen, das miese Gefühl auch irgendwohinstecken, Ausbildungslehrer kommt, freut sich(?), Direx drückt mir freundlich den Arm(?), der Fachleiter sagt was von „gutes Konzept“(??), lobt die Moderation(!) und erinnert an die Nachbesprechung am Montag. Ich bin verwirrt, beginne aber langsam zu begreifen, dass die ganze Sache gar nicht übel gelaufen sein muss.

Ich bin mal gespannt auf die Einzelgespräche mit dem Direx und dem Fachleiter, aber eines habe ich jetzt wiedergewonnen: innere Ruhe! Und die werde ich mir heute gönnen!

Auf ins neue Jahr

Das erste Halbjahr ist nun bald um und es ist deutlich stiller geworden hier im Blog. Das liegt zum einen an zwei weniger gelungenen Unterrichtsbesuchen, zum anderen an wenig Antrieb, hier etwas Sinnvolles zu schreiben. Und zumindest für dieses Blog gilt, dass ich nur halbwegs relevante Beiträge bringen möchte.

Knappes Resümee
Paradoxerweise bei meinem „starken“ Thema Lyrik ist mir nur eine eher langweilige Unterrichtsreihe gelungen. Allerdings habe ich gelernt, worauf ich das nächste Mal bei einem Elferkurs achten muss: Die Latte nicht zu hoch hängen, theorethische Texte ans Ende der Reihe und auch diese sollten zu bewältigen sein. Unterschiedliche Voraussetzungen der Schüler müssen besser im Unterricht angeglichen werden. Ein interessanter Nebeneffekt dieser unterschiedlichen Voraussetzungen ist, dass ich halbwegs abschätzen kann, welche Schüler bei denselben Lehrern Unterricht hatten, man kann das wirklich merken.

Die Disziplinschwierigkeiten in meiner Sechs haben sich, wenn nicht erledigt, so doch auf ein erträgliches Niveau eingependelt. Ich kann dort ordentlichen Unterricht machen, lediglich bei freieren Unterrichtsformen muss ich stark aufpassen, dass nichts zu sehr aus dem Ruder läuft. Meiner Einschätzung nach bin ich da auf einem ganz guten Weg und kann mittlerweile wirklich entspannt in den Unterricht gehen. Besonders freitags in der sechsten und siebten Stunde war das nicht immer der Fall. Und schön ist es auch, zu sehen, dass die Kleinen sich freuen, wenn man auf eine Fahrt mitkommt.

Verbessern muss ich aber unbedingt meine Alltagsorganisation, Termine, etc. Da sehe ich aktuell meine größte Schwäche und ich muss aufpassen, dass ich nicht aus Schussligkeit ins Hintertreffen gerate, weil Termine ungünstig liegen oder Dinge auf den letzten Drücker erledigt werden müssen. So etwas hindert am freien Denken, das man doch in diesem Beruf so nötig braucht.

Überforderung
Das neue Jahr hat begonnen, und mit ihm kommen Referendare aus dem Vorjahrgang, die es nicht geschafft haben. Die ersten Gedanken kommen, was man wohl machen würde, wenn…
Medial schießt man sich gerade (oder kommt es mir nur so vor?) auf Lehramtsstudenten und Referendare ein. Immer wieder wird berichtet von hemmungslosen Versagern, die sich zu Scharen in den Lehramtsstudiengängen tummeln, von verzweifelten Unfähigen, deren letzte Chance es sei, sich an den vollen Busen Vater Staats zu werfen. Der Lehrerberuf also als eine Art Hartz-IV für Überqualifizierte. Da fängt man irgendwann auch an, sich selbst zu befragen.

Allerdings zähle ich mich nicht zu den überforderten Studierenden (aber wer tut das schon), die nach einer aktuellen Studie (via) auch einen schweren Stand im Lehrerberuf haben sollen. Das Lehramt war weder ein Notnagel, sondern vielmehr Berufswunsch seit der zwölften Klasse, und das Studium mit seinen Anforderungen hat mir auch Spaß bereitet. Und wer mir erzählen will, dass das Lehramtsstudium geringere Anforderungen habe als andere Studiengänge, dem muss ich schlicht vorwerfen, keinen Schimmer von den Ansprüchen eines Lehramtsstudiums zu haben.

Wo ich wohne, wo ich lebe, wo ich arbeite, ist mir auch relativ egal. Ich ziehe auch gerne nach Bayern oder Schleswig-Holstein. Okay, in den Osten würde ich ungern gehen, allerdings mehr aus einem diffusen Unwohlsein heraus. An einer Schule im Ausland zu lehren, fände ich auch sehr spannend und das wäre bestimmt auch eine nützliche Erfahrung.

Andererseits muss man bei solchen Studien immer vorsichtig sein. Als Linux-Interessierter weiß ich, dass es Bereiche gibt, wo man sich regelrechte „Studienschlachten“ liefert. „Ausgebranntsein“ allein auf das Studium oder die „Motivation“ zurückzuführen, greift sicherlich zu kurz. Wir warten also gespannt auf eine Meta-Studie, die sich des Phänomens insgesamt animmt.

Bis dahin wünsche ich allen Leserinnen und Lesern, die diesen jetzt doch etwas langen und verqueren Text durchstanden haben, ein gesundes und glückliches neues Jahr 2008!

1+1=3

Ich habe gestern erfahren, welche Klassen und Kurse ich nach den Sommerferien übernehmen darf. Das Erfreuliche: Ich komme exakt auf meine neun vorgeschriebenen Stunden. Das Unerfreuliche: Ich unterrichte seit gestern drei Fächer.

Es ist an meiner Schule üblich, dass die Geschichtslehrer in der Unterstufe auch fachfremd Politik unterrichten und so muss auch ich jetzt „ran“ und ab dem nächsten Schuljahr in zwei Klassen Politik übernehmen. Das ist natürlich nicht wirklich schlimm, denn Geschichte und Politik liegen denkbar nahe beieinander, und in einer Klasse bin ich sowohl Geschichts- als auch Politiklehrer, was mir natürlich viele Spielräume lässt. Weniger schön ist allerdings, dass ich nun weniger Klassen zur Auswahl habe, in denen ich Unterrichtsbesuche vornehmen kann. Mein Geschichtsfachleiter wird sich bedanken, wenn ich ihn in meinen Politikunterricht einlade…

In Deutsch darf ich einen 11er GK übernehmen, was ich schon recht spannend finde, da ich hier nun Oberstufenunterricht „erproben“ kann. Da ich Geschichte vom Unterrichtsgeschehen her viel eingängiger finde als Deutsch, habe ich da nun eine gute Gelegenheit, mit der didaktischen Komplexität des Faches Deutsch meine ersten eigenständigen Gehversuche zu machen.

Da ich hauptsächlich in der Unterstufe zu finden sein werde, wird sich die Belastung durch Korrekturen und Oberstufenvorbereitung in Grenzen halten, und ich kann mich auf das Wesentliche konzentrieren: Guten Unterricht vorzubereiten.

Bärte, Not und Noten.

Ich dachte immer, Band-T-Shirts wären out, aber heute habe ich einen Musiklehrer mit einem Spock’s-Beard-T-Shirt gesehen! Da bin ich im Kollegium also nicht der Einzige, der auf Progressive Rock steht. Prima!

Der Direx steht in diesem Fall hinter der Referendarin. Gut zu wissen. Ich muss mich zurückhalten, aber das, was die Eltern (selber Lehrer) gegenüber der Referendarin an Drohungen von sich gegeben haben, hat mir die Spucke im Gaumen gefrieren lassen. Gut, dass sie nicht aufgesteckt, sondern den Direx zu Rate gezogen hat. Das Ganze findet jetzt wohl noch ein versöhnliches Ende. Andere Referendare berichten, dass sie eher Schwierigkeiten mit ihrer Schulleitung haben. Das ist natürlich keine gute Basis, gerade nicht, wenn es zu solch haarigen Situationen kommt. Es festigt sich der Eindruck, an einer guten Schule gelandet zu sein.

Bei der Vergabe der mündlichen Noten durch die Fachlehrer ist mir heute klar geworden, dass es mir in Geschichte viel leichter fällt, mündliche Beiträge zu beurteilen. In Deutsch muss man viele Beiträge erst einmal vom… ähm… „Laberfaktor“ befreien, was es mir schwerer macht, die Spreu vom Weizen zu trennen. In Geschichte habe ich das so nicht empfunden. Da kommen entweder klare Antworten oder gar keine, spekuliert wird da weniger und man kann klar erkennen, welcher Anforderungsbereich erfüllt wurde.

Ansonsten nähert sich das Schuljahr seinem unaufhaltsamen Ende, das erste Viertel des Referendariats ist fast geschafft und es ging schneller und viel schmerzloser als erwartet. Und auf einen 11er-GK in Deutsch darf ich mich auch schon freuen.