Zur Bezahlung von Lehrern und falsche Lehrer in Kollegien

Heute zwei sehr lesenswerte Links:

Bezahlung von Lehrern

Als Erstes zu einem Artikel in der Süddeutschen Zeitung mit dem Titel Bezahlung von Lehrern – Lohn der Leistung, in welchem der Lehrer Arne Ulbricht erklärt, warum er für eine leistungsbezogene Bezahlung von Lehrern ist. Besonders lesenswert ist der Kommentar, weil Ulbricht erklärt, wie er sich eine leistungsbezogene Bezahlung vorstellt und warum er dann eher weniger verdienen würde. Zum Thema auch mal bei Herrn Rau vorbeischauen und die 134 Kommentare lesen…

Lehrer loswerden

Der zweite Link führt zu einem Interview der Berliner Zeitung (via Lisa Rosa) mit einem Berliner Schulleiter, der deutlich fordert, ungeeignete Lehrkräfte ziemlich schnell loszuwerden:

 Aber es kann auch am Unterricht des Lehrers liegen, der nicht funktioniert. Gerade vergangenes Schuljahr wollte ich deshalb mehrere Kollegen loswerden. Aber das geht nicht so einfach.

 

15 Gedanken zu „Zur Bezahlung von Lehrern und falsche Lehrer in Kollegien

  1. Da fasse ich doch gleich mal die wichtigsten Thesen zusammen:

    „Na ja, am nächsten Tag kam ein Kollege und sagte, es seien sogar 70 Prozent der Lehrer.“
    Der Kollege wollte sich eher beim Direktor anbiedern, aber 40% Versageranteil könnte an unserer Schule schon hinkommen.

    „Da unterrichten die Lehrer Fächer und nicht Kinder“
    Das ist bei uns noch viel zu oft so, wenn ich mir die Aussagen von Kollegen so ansehe. Die Unterrichten im G8 immer noch wie zu G9-Zeiten, haben fast nichts am eigenen Stoffplan verändert und sind frustriert, dass sie auch mal am Nachmittag als Hauptfachlehrer unterrichten müssen.

    „Ja, und wir hatten eine völlig falsche Vorstellung von den Kindern und Jugendlichen, die da auf uns zukommen.“
    Oder von Jugendlichen überhaupt. Und keinen Plan von Pubertät und anderen ganz normalen Lebensumständen.

    „Es hängt nicht nur vom Schulleiter ab. Der erste Baustein waren die zehn, fünfzehn Kollegen, die alle etwas verändern wollten. Dazu kam die Bereitschaft, neue pädagogische Ansätze auszuprobieren: stärker auf den einzelnen Schüler einzugehen, ihnen mehr Mitbestimmungsrechte einzuräumen und mehr Gruppenarbeit – weg vom Frontalunterricht.“
    Diese zehn Kollegen fehlen leider an unserer Schule. Ist aber Standard an bayerischen Gymnasien. Innovation findet hier fast nicht statt.

    „Vormittags habe ich recht, nachmittags habe ich frei, aber diese Zeiten sind mit zunehmenden Ganztagsschulen vorbei.“
    Nicht in Bayern. Hier gibt es kaum Ganztag.

    „Wir versuchen, mittels statistischer Aufzeichnungen herauszubekommen, mit welchen Kenntnissen die Schüler zu uns gekommen sind und wie es nach ein oder zwei Jahren aussieht. “
    Das würde auch unserer Schule gut tun. Eine öffentliche Statistik über die Zahlen der Sitzenbleiber, Schulabgänger und Lehrer, die diese negativen Erfolge regelmässig und überdurchschnittlich hoch hinbekommen.

    „Diese problematischen Lehrer müssten eigentlich aus dem Schuldienst raus, weil sie mit Kindern nicht umgehen können. Sie schaffen es nicht, mehr als zwei oder drei Kinder in einer Klasse überhaupt einzubinden oder gar zu begeistern. Sie wechseln irgendwann an andere Schulen, wo das Problem dann wieder auftritt. „Wanderpokale“ nennt man solche Lehrer. “
    Leider traurige Realität. Ist jedoch der Direktor ein Verfechter des Ausleseprinzips, dann werden diese Lehrer, wie an unserer Schule, gerne in der Unterstufe als Ausputzer eingesetzt und halten sich deshalb auch schon lange an unserer Schule.

    „Dazu kommt die Inklusion, …“
    Dieses Problem gibt es am bayerischen Gymnasium nicht, dass die Kollegen hier aber trotzdem extrem jammern, Lautsprecher Josef Kraus am exponiertesten, ist vor diesem Hintergrund absolut unverständlich. Das bayerische Gymnasium hat die homogenste Schülerschaft, die meisten Sitzenbleiber und die schlechtesten Abiturergebnisse. Wer hier in Bayern auf das Gymnasium geht, hat mehrheitlich einen bildungsbürgerlichen Hintergrund, aber die schlechtesten Chancen auf einen guten Abschluss. Komisch, dass immer noch geglaubt wird, Bayern hätte das beste Bildungssystem in Deutschland.

  2. >Komisch, dass immer noch geglaubt wird, Bayern hätte das beste Bildungssystem in Deutschland.

    Na ja, bei allen sinnvollen Ländervergleichen ist Bayern halt vorn. Ich wünschte mir auch, dass ein anderes Land alles mal anders macht und tolle Erfolge hat. Ist aber noch nicht passiert.

  3. „Na ja, bei allen sinnvollen Ländervergleichen…“
    Dann habe ich bisher keinen sinnvollen gesehen. Oder es war einer dieser „sinnvollen“ die das KuMi selbst erstellt hat. 😉
    Welche Erfolge hätte Bayern denn? Da is bei uns no nix passiert des mer scho an Erfolg gsehn hät.

  4. Ach nee, wenn das Ende der Welt schon bedeutet, dass die falsche bayerische Spitzenposition im Bildungsbereich angezweifelt wird, dann hier ein Link dazu:

    http://bildungsklick.de/pm/88855/baden-wuerttemberg-mit-hoechster-studienabschlussquote-unter-den-flaechenlaendern/

    Baden-Württemberg mit höchster Studienabschlussquote unter den Flächenländern

    Rund 36 Prozent eines
    Jahrgangs schließen ein Hochschulstudium erfolgreich ab
    Im Abschlussjahrgang 2011 konnten nach Angaben des Statistischen
    Landesamts gut 46 800 Absolventen ihr Studium an einer Hochschule in Baden-
    Württemberg erfolgreich abschließen. Damit erreichten rund 36 Prozent eines
    alterstypischen Jahrgangs einen Hochschulabschluss, knapp 2 Prozentpunkte
    mehr als im Jahr zuvor.

    Mit diesem Anteil nahm Baden-Württemberg vor Hessen und Sachsen (je rund 33
    Prozent) den Spitzenplatz unter den deutschen Flächenländern ein. Lediglich in den
    Stadtstaaten Bremen (knapp 48 Prozent), Hamburg (gut 42 Prozent) und Berlin (gut 36
    Prozent) wurden 2011 höhere Werte erreicht. Diese sind hier allerdings nur
    eingeschränkt vergleichbar, da sie von Bildungspendlern aus den umliegenden
    Bundesländern profitieren. Bundesweit liegt die Studienabschlussquote bei 31 Prozent.
    ______________________________________
    Bayern liegt vermutlich unter diesen 30%, denn es wird nicht erwähnt.

  5. Gut, jetzt bin ich wieder dran. Ja, die Zahlen stimmen – aber mehr haben Sie nicht zu bieten? Die Quote an Hochschulabsolventen? Klar, da liegt Deutschland unter dem OECD-Schnitt von 38,6%. Aber die OECD hat auch keine Ahnung vom dualen Ausbildungssystem; in den USA studiert man Dinge, die bei uns Lehrberufe sind. Bremen steht an der Spitze der genannten Statistik von Hochschulabsolventen: 54,3% – steht aber bei PISA 2009 auf dem letzten Platz. (Und BAyern weit vorn.) Geht es jetzt darum, was die Leute können (von PISA gemessen, so weit das halt geht), oder was die Leute für einen Abschluss haben (die zitierte Statistik) – im tertiären Bildungsbereich?

    Vielleicht sollten wir uns einigen, was die Kriterien sind: Gezeigtes Können oder Abschlüsse? Durchschnittseinkommen oder Zufriedenheit im Leben? Oder – protestantischer – die Nützlichkeit? Die beiden letzten Punkte sind zentral, aber schwer zu messen.

  6. „Gut, jetzt bin ich wieder dran. Ja, die Zahlen stimmen – aber mehr haben Sie nicht zu bieten? …“
    Nach dem Sie komplett blank zu sein scheinen, denn ausser leeren Phrasen haben Sie ja wohl bisher nichts geliefert, sind das 100% mehr an Fakten, als Ihre doch sehr dünnen bisherigen Argumentationsversuche.
    Falls es Sie nicht richtig verstanden haben, diese Zahlen hinter dem Link wurden nicht von der OECD erstellt, sondern von den Statistischen Ämter des Bundes und der Länder.

    Da Sie von der Sinnhaftigkeit bestimmter Studien und deren Ergebnisse gesprochen haben, ist PISA vielleicht ein sinnvoller Zwischenschritt, als endgültige Aussage über den Erfolg eines Bildungssystems taugt eine Studie über 15 Jährige wohl kaum.
    Eine bessere Einschätzung gibt hier u.a. die Statistik der Analphabeten: Finnland ca. 1%, Bayern ca. 8%. Oder der erfolgreichen Hochschulabsolventen: Bremen 54,4%, Bayern 28,3%.

    Statt das etwas einfältige Bejubeln von mittelmässigen Erfolgsmeldungen zu zelebrieren, wie das hier bei uns in Bayern an der Tagesordnung ist, sollte man sich lieber fragen, wie die Finnen eine so niedrige Analphabetenquote hinbekommen, auch ohne diesen dümmlichen Notenfetischismus oder gerade deswegen.
    Dass 15 Jährige nach der Pubertät noch enorme Ressourcen haben und besser werden können als unsere vorsortierten, vornehmlich auf Stoffwiedergabe dressierten, bayerischen Schmalspurabiturienten, kommt der bildungspolitischen Wahrheit vielleicht näher als die leere nie nachgewiesene Behauptung der Exzellenz des bayerischen Abiturs.

  7. >Nach dem Sie komplett blank zu sein scheinen, denn ausser leeren Phrasen haben Sie ja wohl bisher nichts geliefert

    Dann doch kein Interesse? Sie haben mit den Behauptungen angefangen, dann sind Sie erst mal mit Belegen dran. Ihr Beleg war Anzahl an Hochschulabsolventen. Der einzige, der das für wichtig hält, ist die OECD. Meine Gegendaten waren Pisa 2009, wo OECD-Musterland Bremen kläglich – kläglich – versagt und Bayern vorn ist. (Wo die Zahlen hinter dem Link hgerkommen, weiß ich – ich habe die Bildungindiaktoren-Studie heruntergeladen, statt mich auf Bildungsklick zu verlassen.)

    Analphabetenquote: Dann doch bitte die Bundesländer vergleichen. Mir geht es nicht um den Weltrang Bayerns, immerhin kritisierte ich Ihr „Komisch, dass immer noch geglaubt wird, Bayern hätte das beste Bildungssystem in Deutschland“ und nicht „der Welt“. Dafür boten Sie bisher nur die – nichtssagende – Hochschulabschlussquote. Und jetzt Finnland, was nichts mit der Ausgangsfrage zu tun hat.

  8. Pisa 2009:

    >Die Ergebnisse zeigen ein klares Nord-Süd-Gefälle: Bayern liegt bei der Auswertung aller Schulformen in den Hauptkriterien Lesekompetenz, Naturwissenschaften und Mathematik vorn, gefolgt von Baden-Württemberg und Sachsen, allesamt unionsregierte Länder. Betrachtet man die Gymnasien gesondert, führt Bayern in den Disziplinen Lesekompetenz und Mathematik, das SPD-regierte Schleswig-Holstein schneidet in Naturwissenschaften am besten ab und belegt Rang 2 bei Lesekompetenz und Mathematik.

    Die Pisa-Studien zuvor sagten alle das gleiche. Kann sein, dass sich das mal ändert, inzwischen haben wir ja alle G8. Währenddessen bleibe ich bei den Daten, die es gibt.

  9. In Deutschland gibt es mit 7,5 Millionen Menschen fast doppelt so viele Analphabeten wie bisher gedacht.

    Eine Million Erwerbsfähige in Bayern sind funktionale Analphabeten. (Quelle: VHS Bayern)

    60 000 bis 120 000 Münchner sind Analphabeten.

    Liegt Bayern dann über oder unter dem Bundesdurchschnitt? Vermutlich darüber?

    Woran liegt das?

  10. Warum Bayern nicht Bildungsprimus ist:

    Sachsen (Platz 1) hat 10% mehr Gymnasiasten als Bayern uns ist erfolgreicher. Die ostdeutschen Bundesländer sind erfolgreicher.

    Bayern: Rang vier in Mathematik, Rang sechs in Chemie und Physik und lediglich Rang acht in Biologie.

    Bei der Umsetzung der Sekundarschul-Konzepte haben die ostdeutsche Bundesländer Vorbildcharakter – auch für Bayern, sagen die Experten.

    (Aktueller Schulleistungsvergleich der Bundesländer)

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