Niemand hat gestern etwas gewonnen

So, die Hamburger Schulreform ist „abgeschmettert“, titelt man drastisch bei den etablierten Medien, die Reformgegner hätten „gewonnen“. Gewonnen hat leider niemand etwas, denn es verändert sich ja nun nichts, die Verhältnisse bleiben einfach bestehen. Es herrscht Stillstand, niemand rührt sich, also gewinnt auch keiner. Die größte Motivation der Eltern der Elterninitiative schien ja auch eher die Angst zu sein, etwas zu verlieren.

Bis auf wenige Beiträge im Fernsehen und im Radio habe ich die Hamburger Primarstufenreform an mir vorbeiziehen lassen und auch der Ausgang ist mir herzlichst egal, gleichwohl ich mich über die arroganten Schnösel geärgert habe, die ihre abschätzigen Kommentare im Öffentlich-Rechtlichen abgesondert haben. Doch letztlich ist dieses Konzept einer verlängerten Primarstufe doch nichts weiter als ein bildungspolitisches Feigenblatt, das an der Situation kaum etwas verändert: Die Kinder aus den feinen Stadtvierteln gehen länger gemeinsam mit Kindern aus den feinen Stadtvierteln auf eine Schule, die Kinder aus den weniger feinen entsprechend länger mit Kindern aus weniger feinen. Prima(r)!

Ähnlich unglücklich verlief es hier in NRW mit den Gesamtschulen: Die Motive dahinter sind toll, in der Umsetzung ist in ihrere Konsequenz besser als jede verlängerte Primarstufe, doch leider hat man sie als Resteschule neben das dreigliedrige Schulsystem gestellt, sodass – je nach Gegend – der Ruf der Gesamtschule sehr gut oder absolut mies ist. Die Gesamtschule in meiner ehemaligen (rheinischen) Wohngegend war ein 2000 Schüler fassendes Sammelbecken für Neonazis und andere Schlägertypen, die ich nicht einmal gegen Bezahlung besucht hätte. Anders in Bielefelder Vororten: Gesamtschulen hier genießen durchaus auch einen guten Ruf. Wie auch bei der Primarstufe kommt es hier auf das Einzugsgebiet an, aus dem sich die Schülerschaft speist.

Deslhalb ist das viel Entscheidendere der Hamurger Schulreform, dass dort nun die Stadtteilschule als Pendant zur NRW-Gesamtschule eingeführt wird. Und diesmal nicht so halbherzig wie in NRW als Resteschule, denn die Stadtteilschule wird die einzige Schule neben dem Gymnasium bleiben. (Was nun auf keinen Fall passieren darf, ist, dass die Stadtteilschulen sich einen ähnlich desaströsen Ruf erwerben wie die Hauptschulen, denn dann kann Hamburg dicht machen.)

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