Horror am Morgen

In einer sechsten Klasse frühmorgens. Hokey schlendert durch die Reihen, um unterstützend einzugreifen, falls jemand Schwierigkeiten bei seiner Detektivgeschichte haben sollte. Hier und da eine Meldung, dort werden Mitschülernamen verballhornt, weiter hinten setzt eine junge Dame dazu an, eine Soap-Opera zu gestalten, in der vielleicht ein Detektiv eine Gastrolle spielen könnte und dann komme ich zu einem Schüler.

Ein wenig viel Blut fließe da, weise ich hin, es solle ja die Handlung des Detektivs im Mittelpunkt stehen, nicht die Bluttat des Mörders. Gefolgsames Nicken. Dann die Gegenfrage: Ob ich denn Horrorfilme möge? Ob ich denn SAW kennen würde? Alarmglocken bimmeln, Alarmstufe rot, „Saw“ ist für meiner einen schon Horror der härteren und ekligeren Art und für Kinder jedweden Alters (also bis mindestens 51) ungeeignet. Gegenfrage meinerseits: Ob er denn schon Saw geguckt habe? Ein verlegenes Lächeln folgt, er bejaht, habe einmal zufällig reingezappt und dann schnell ausgeschaltet, weil er sich so geängstigt habe.

Lernzuwachs in dieser unscheinbar verlaufenen Stunde: Fernseher in Kinderzimmern sind Körperverletzung. Eltern, die ihren Kindern solches gestatten, sollte man… vielleicht einfach nur mal „Saw“ zeigen…

6 Gedanken zu „Horror am Morgen

  1. Sicher, Fernseher gehören einfach nicht in Kinderzimmer, das sollte mittlerweile jeder wissen.

    Ob aber diejenigen Erziehungsberechtigten, die ihrem Nachwuchs dann so ein Berieselungsgerät bereitstellen sich dann auch von SAW wieder davon abbringen lassen würden?

    • Wenn das nicht hilft, was dann? Ich glaube, manchmal ist es einfach nur Gedankenlosigkeit, dass Eltern ihren Kindern dieses Zeug ins Kinderzimmer stellen.

  2. Moin moin,
    bekomme ähnliche Ansagen von meinen Sechstklässlern.

    Manche schauen den Kram (oder spielen die entsprechenden PC-/Konsolenspiele) aber auch garnicht im eigenen Kinderzimmer, sondern bei (teilweise auch älteren) Freunden.

    Was also tun?

    Die Kids einsperren? –> Was ich sagen will: Den eigenen Kindern keinen Fernseher ins Zimmer stellen löst IMHO das Problem nicht.

    Es sollten Gespräche geführt werden, viell. auch mal der ein oder andere Film / Spiel gemeinsam geschaut /-spielt werden und dann darüber gesprochen werden, was daran viell. menschenverachtend, gefährlich oder beängstigend ist.

    Und letztlich wissen wir doch: Die Kinder u. Jugendlichen machen was SIE wollen und Verbote oder Wegnahme von Geräten machen diese Dinge nur interessanter.

    just my 5 cents.

    😉

    Stefan

    • Ich denke ebenfalls, dass Verbote, Wegnahme etc. nicht die Lösung sind. Kinder sollen doch zu mündigen (!) Erwachsenen heranwachsen – Mündigkeit erreicht man aber nicht durch Verbote, sondern durch Auseinandersetzung und entsprechende Erziehung. Nicht das TV-Gerät im Kinderzimmer ist das Problem, sondern die Eltern, die, aus Unfähigkeit, Unlust oder Zeitmangel, ihren Kindern nicht den angemessenen Gebrauch und die Unterscheidung von Fiktion und Realität beibringen.
      Ich selbst hatte als eine der Wenigen meiner Generation bereits ein eigenes TV-Gerät, Spielkonsole und einen eigenen PC im KiZi als meine MitschülerInnen davon nur träumen konnten. Aus mir wurde aber weder ein unsozialer, ungebildeter Faulpelz noch ein gewaltverliebter Amokläufer. Als Grund dafür sehe ich die gute Erziehung meiner Eltern.
      Meinen ersten „Gruselfilm“ (eigentlich war es keiner, aber für mich in dem Alter war er das), sah ich im Grundschulalter, weil ich darum gebettelt hatte ihn sehen zu dürfen. Meine Eltern haben es mir nicht verboten, sondern mit mir gemeinsam geguckt… Ergebnis war, dass ich Angst hatte ins Bett zu gehen. Lektion gelernt: beim nächsten Mal als meine Eltern sagten „Dafür bist du noch zu klein“, habe ich ihnen geglaubt.
      Das ist natürlich nicht ohne weiteres auf heutige Zeiten zu übertragen (immerhin war das kein Film vom Kaliber von SAW, sondern nur ein spannender Film mit leichten Gruselelementen, lief damals um 20:15Uhr im TV), aber ich denke, dass es völlig falsch ist, immer auf die TV-Geräte und Computer im KiZi zu schimpfen, wenn das eigentliche Problem die mangelhafte elterliche Erziehung ist. Das Gerät im KiZi ist nichts Schlechtes, wenn Eltern ihren Kindern den sinnvollen Umgang beibringen.

    • Joa, hm. Von Verboten hat hier ja niemand gesprochen. Was überhaupt sollte verboten werden? Fernseher? Fernsehkonsum? Fernseher in Kinderzimmern? Reden wir jetzt über gesetzliche Verbote oder über Verbote, die Eltern aussprechen? Mir fehlt da jetzt der Bezugspunkt.

      Dennoch eine kurze Entgegnung: Verbote sind unbeliebt, aber trotzdem sinnvoll, sogar erwachsene Menschen kommen im täglichen Miteinander nicht ohne Verbote aus. Ich brauche die Straßenverkehrsordnung jetzt nicht erklären. Und alle Teilnehmer sind unglaublich erwachsen und mündig…

      Ein Verbot ist ja nicht zwingend endgültig, sondern definiert auch den Zeitpunkt, ab wann etwas sinnvoll ist und wann nicht. Natürlich muss meine Tochter den sinnvollen, kontrollierten Umgang mit Alkohol lernen, aber bitte nicht mit zwölf Jahren! Das verbiete ich ihr. Eben weil sie noch nicht mündig ist, ich dagegen aber um die schädliche Wirkung weiß.

      Gleiches gilt fürs Fernsehen: Wenn ich naiverweise meinem Kind im frühjugendlichen Alter einen Fernseher (Computer mit Internetanschluss) ins Zimmer stelle, dann nehme ich in Kauf, dass das Kind die Kiste anwirft, wenn ich gerade in der Tiefschlafphase stecke. Das erzieht Kinder nicht zur Mündigkeit, sondern führt m.E. zur medialen Verwahrlosung. Und daran sind in der Tat die Eltern schuld, die solches zulassen.

      Ich bin als weniger für ein Verbot, sondern eher dafür, Kinder an diese Geräte heranzuführen, Gebrauchszeiten sukzessive auszuweiten und Erlaubnisse peu a peu zu erweitern, statt einfach ein Gerät ins Kinderzimmer zu stellen und am Ende mit Verboten nachregeln zu müssen.

  3. Mir soagte eine 8.klässlerin mal, ihre Mutter habe ihr untersagt, „Hannibal“ anzuschauen. Sie solle lieber das Buch lesen, das sie ihr dann auch gleich gegeben hat.

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