Vortanzen am ToT

„Vortanzen“ nannte es der Kollege letzte Woche, als ich allgemein nach dem Ablauf am ToT fragte. Er hätte das noch nie gemusst, aber eine andere Kollegin konnte informativ einspringen und erläuterte mir, dass ich am ToT nur eine Vorführstunde vorbereiten müsse und nicht, wie zunächst befürchtet, zwei. Ach, „ToT“ ist übrigens keine verklausulierte Lehrerwendung, die übermäßige Ferienreife ausdrücken soll, sondern bedeutet schlicht „Tag der offenen Tür“. An diesem einzigen Samstag mit Unterricht besuchen Eltern und Schüler der vierten Klassen die weiterführenden Schulen, was sich in leeren, unbelebten Schulgebäuden natürlich äußerst schlecht macht. Darum kommen einige Klassen an diesem Samstag in die Schule und demonstrieren den anwesenden Eltern und Kindern, wie Unterricht dort ablaufen könnte.

Dabei ist „könnte“ gar nicht so weit von der Realität entfernt, denn ich werde eine Stunde halten, die ich letztes Halbjahr schon einmal in realiter mit einer Klasse durchgeführt habe. Trotzdem bin ich jetzt schon gespannt, ob alles so klappt und funktioniert, wie vorgestellt, und vor allem, ob ich die angehenden Fünftklässler auch schon mit einbinden kann. Ich hoffe, dass genug Extrovertierte dort sitzen werden, die vor einem unbekannten Lehrer keine Scheu haben und mit dem Thema „Syntax“ etwas anfangen können. Und wenn sie’s bis dahin nicht gelernt haben, dann spätestens am ToT…

Es wird das erste Mal sein, dass Eltern meinen Unterricht begutachten, wie mir gerade auffällt. Sonderbar, oder?

3 Gedanken zu „Vortanzen am ToT

  1. Schon komisch, dass gerade die Eltern unseren Unterricht hauptsächlich aus den Erzählungen ihrer Kinder kennen. An meiner Schule ist einmal jährlich ToT, bei dem alle Klassen Unterricht haben und Gäste im Unterricht ausdrücklich erwünscht sind. Ich habe bisher immer auch immer nur Stunden gehalten, die ich sonst auch so nur für die Schüler gehalten hätte. Es soll aber auch Kollegen geben, die nur einmal im Jahr besonders gut durchdachte Stunden halten…
    Auch wenn wir ja immer von unseren Schülern beobachtet werden, bin ich trotzdem bei Elternbesuchen anfangs etwas nervös – aber das bin ich trotz unzähliger Unterrichtsstunden komischweise auch bei jeder ersten Stunde in einer neuen Klasse. Besuche von Kollegen oder vom Chef machen mir dagegen eher nichts aus.

  2. Es kann übrigens passieren, dass sich Eltern von Schülern, die man ohnehin unterrichtet und die zu dieser „Vorführstunde“ antanzen müssen, unerkannt unter die Menge mischen.

    Wenn man dann einen Knaben, der ohnehin immer alles vergisst, mit (wenn auch noch so mildem) Tadel bedenkt, weil er an diesem Tag nicht mal einen Stift dabeihat, kommen die hinterher und fragen, wieso man ihren Sohn nicht leiden könne …

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