Politisch korrekt

Befinde mich seit Freitag im Besitz des „Lehrerinnen- und Lehrerkalenders“. Aber ich will mich nicht beklagen, immerhin hat mir die politische Korrektheit eine Menge Platz in der Examensarbeit gespart, obwohl ich nahe dran war, einen einleitenden Absatz einzufügen, in dem ich mir erbitten wollte, mir doch unter Berücksichtigung  meines männlichen Geschlechs zu gestatten, nur die weibliche Form zu verwenden, weil mir das unsäglich raumraubende „Schülerinnen und Schüler“ dann doch irgendwann zu viel wurde. Habe das unterlassen. Bin dann zu „Lehrenden“ und „Lernenden“ übergegangen.

12 Gedanken zu „Politisch korrekt

  1. Ich löse das hier im Blog ja auch auf meine Weise, aber in Prüfungssituationen riskiere ich das nicht, egal, wie umständlich und stilistisch unmöglich das sein mag.

    Mit dem ‚SuS‘ habe ich mich mittlerweile angefreundet, weil das wenigstens eine Menge Tipperei erspart.

  2. > Bin dann zu “Lehrenden” und “Lernenden” übergegangen.

    Tss, als „Lehrender“ bist du doch hoffentlich ebenfalls ein (natürlich „lebenslang“) Lernender 😉

    > Mit dem ‘SuS‘ habe ich mich mittlerweile angefreundet

    Suse, liebe Suse, was raschelt unterm Tisch?
    Ein Handy, ein Zettel – ich bin da skeptisch.

  3. Okay, um mich nicht verdächtig zu machen, ein fauler Halbtagslehrer zu sein, werde ich demnächst nur noch von „lebenslang lernenden Lehrenden“ schreiben, abgekürzt dann „llL“. 😉

    „SuS“ verwende ich übrigens nur in tabellarischen Übersichten, nie im Fließtext, damit ich sprachlich flexibel bleibe. Aus Sätzen wie „Auf diese Weise kann jeder einzelne Schüler individuell gefördert werden.“ werden ansonsten (und sowieso!) schnell unmögliche Derivate:

      Auf diese Weise kann jeder einzelne SuS individuell gefördert werden.

    Grausig und eine grammatische Katastrophe. Dann lieber die sperrige Variante:

      Auf diese Weise kann jede einzelne Schülerin und jeder einzelne Schüler individuell gefördert werden.

    Ist zwar unnütze Tipperei, aber was bleibt einem politisch korrekten Referendaren anderes übrig?

  4. Na, ein bisschen mehr linguistische Kreativität bitte ;-):
    Auf diese Weise können (jeweils) einzelne SuS gefördert werden.

    Aber zugegeben, diese Abkürzerei ist ein Fluch.
    Kleines Quiz gefällig?:
    BBP:
    MM:
    EBB:
    LiV:
    GK:

    Und dann wird das ganze noch mit Anglezismen à la „Workload“, „classroom setting“ usw. gemischt, dass einem Deutschreferendar nur so die Ohren schlackern.

    Bin mal gespannt, wie viele dieser Abkürzungen übers Referendariat Bestand haben.
    Viele Grüße…

  5. Hui! Also „LiV“ und „GK“ sind leicht, aber der Rest… ??? „Workload“ und „classroom setting“ sind auch nicht die Vokabeln, die bei uns üblich wären.

    Es gibt aber ein nettes Drama von Urs Widmer, das solcherlei Wortspielchen auf die Schippe nimmt: Top Dogs. Kann ich nur empfehlen! Die dortigen Manager einfach durch Fachleiter austauschen… 😉

  6. ich habe es in meiner zulassungsarbeit so versucht zu lösen:

    Es wird stets die grammatisch männliche Namensform für die Bezeichnung gemischter Gruppen verwendet (z.B. Studenten, Schüler, Lehrer). Dies soll der besseren Lesbarkeit und der Vermeidung von Redundanz dienen. Gleichwohl ist in allen Fällen auch ausdrücklich das andere Geschlecht gemeint.

  7. Ich frag mich dabei immer, warum es nie „Steuerhinterzieher und Steuerhinterzieherinnnen“, „Verkehrssünder und Verkehrssünderinnen“ oder „Schulschwänzer und Schulschwänzerinnen“ heißt. Da ist dann die männliche Namensform auf einmal wieder völlig unbedenklich…

  8. @sich fragener
    Eine gute Frage… aber auch hier muss man natürlich die mangelnde politische Korrektheit bemängeln. Es muss natürlich „Steuerhinterzieherinnen und Steuerhinterzieher“ etc. heißen! Ladys first. 😉

    @micha
    Von Deiner Idee wurde mir auf Nachfrage abgeraten.

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