Wer kann, soll wissen, wer weiß, soll können!

Nur Meisterlehrer und Meisterlehrerinnen, die auch das praktische Unterrichten vormachen können, sollten in der Referendarausbildung eingesetzt werden. Alle Lehrerausbildner, ob an der Universität oder in der Praxis, müssen selbstverständlich ihren Referendaren den Unterricht vorführen können, den sie für richtig halten. Dabei wird übrigens herauskommen, dass es kein didaktisches Zauberinstrumentarium gibt, sondern dass jede Persönlichkeit ihren eigenen Weg zum optimalen Unterrichten finden muss – was auch mit den Befunden der internationalen empirischen Unterrichtsforschung völlig übereinstimmt. (Rainer Dollase auf bildungsklick.de)

Ich weise hier einmal auf einen Beitrag von Markus Märkl hin, der mich auf das Interview des unter den Lehramtsstudenten der Uni Bielefeld wohl meistgeschätzten Psychologie-Professors gestoßen hat. Dessen Semsterapparat hat übrigens auch den in Bälde hierauf folgenden Beitrag inspiriert.

Meine Ausbildung ist faktisch nicht vorhanden. Einzig die drei Stunden Ausbildungsunterricht helfen mir weiter und das auch nur vielleicht – je nachdem, welcher Lehrer da unterrichtet. Ansonsten bin ich auf meine autodidaktischen Fähigkeiten angewiesen, muss ausprobieren, verwerfen, vor die Wand rennen, neu Anlauf nehmen und die Kurve kriegen oder mit dem Kopf mitten hindurch.

Glücklicherweise habe ich gerade eine wirklich gute Lehrerin erwischt, bei der man sich gerne ein paar Scheiben abschneiden möchte, auch wenn der Unterrichtsstil möglicherweise ein anderer als der angestrebte ist. Ich habe mir diesmal die Freiheit genommen, mehrere Stunden lang zuzuschauen, was ich mittlerweile für sehr nützlich halte, weil man dadurch auf neue Ideen kommt und lernen kann, wie andere Personen mit Schwierigkeiten umgehen, Material einsetzen oder Disziplinprobleme lösen.

Ansonsten hilft nur trial und error. Auf Kosten meiner und der Schüler.

6 Gedanken zu „Wer kann, soll wissen, wer weiß, soll können!

  1. Wenn es Dich beruhigt, es geht hinterher so weiter. Ich habe gerade wieder eine Fortbildung hinter mir (Thema: Binnendifferenzierung), aus der ich genauso schlau heraus- wie hineingegangen bin. Warum gibt es eigentlich keinen Pisa-Test für Ausbildungsleiter?

    Als weitere Strategie: Man suche sich Kollegen und Kolleginnen und arbeite mit ihnen möglichst eng zusammen. Spart zum einen Zeit und gibt zum anderen eine Fülle von Anregungen.

  2. Ich möchte mich ganz kurz melden und freue mich, dass du meinen Post gelesen hast.
    Wenn ich an meine eigene Ausbildung denke, kommt mir heute noch das Kotzen. Von den 6 Seminarlehrern waren 4 absolute Nieten dabei, am Schluss habe ich die Prüfungsvorbereitung für Psychologie im Seminar übernommen.
    Auf der anderen Seite habe ich bei den großen Wortführern in der Unterrichtsentwicklung einen schleichenden Verdacht, dass unter den großen Innovatoren (selbstorganisiertes Lernen, computergestütztes Lernen) vieles davon ablenken soll, dass Schüler ganz einfach für den Lehrer lernen. Egal, was er wie macht. Und sie merken, ob er es ernst meint oder nur seine Zeit absitzt. Da ist die Methode zweitrangig. Und ob es viel bringt, 13-jährigen alle Arbeitsblätter selbst machen zu lassen?
    An Corinna: Du sprichst ein weiteres Dilemma an, dass die Lehrerfortbildung oft ein echtes Qualitätsproblem hat. Hier macht oftmals, wer weder weiß noch kann – sondern wer die besten Verbandsbeziehungen hat oder schnell nach oben will. Ärgerlich ist, wieviel Geld hier in den Sand gesetzt wird. Ich spare mir Projekte u.ä. an dieser Stelle zu nennen…aber jeder kann hier Bände erzählen von verlorenen Tagen. Deine Strategie kann ich nur unterstützen – habe aber lange gebraucht um drauf zu kommen 🙁

  3. Mein Referendariat ist 23 Jahre her, und es hört sich an, als hätte sich nicht viel geändert seitdem. Nach meinen 20 Jahren Unterrichtserfahrung an Gesamtschule und Gymnasium kann ich nur raten: Viel experimentieren! Die Schüler mitplanen lassen und weniger bevormunden – viel projektartig arbeiten und das wichtigste – da gebe ich Corinna Recht: mit Kollegen zusammenarbeiten, die noch nicht zynisch geworden sind, sondern sich einen optimistischen Blick auf die Schüler bewahrt haben, und denen die Schule noch Freude macht.
    Und wenn man Neues ausprobieren möchte: Nicht viel fragen, ob man das darf, sondern einfach machen. Nicht unterkriegen lassen und dummes Gerede von Kollegen, Eltern, Vorgesetzten so viel wie irgend möglich ignorieren! 😉

  4. Früher scheint man im Referendariat übrigens mehr Ausbildungsunterricht gemacht zu haben als heute. Ich finde den eigenständigen Unterricht ja auch gar nicht so schlecht, eben weil man viel ausprobieren kann – aber ein wenig mehr an professionellem, erfahrenem Vorbild wäre manchmal eben auch nicht verkehrt.

    Nun ja, ich versuche, die drei Ausbildungsstunden bestmöglich zu nutzen.

  5. Nach den Vorschirften in NRW ist das übrigens alles Ausbildungsunterricht, der sich aus Hospitation, Unterricht unter Anleitung und Selbständigem Unterricht, der bedarfsdeckend erteilt werden muss, zusammen setzt.
    Das Probelm ist die Bedarfsdeckung, die zu einer festgesetzten Zahl der Stunden zwingt.

    Früher war das Verhältnis von Unterricht unter Anleitung und Selbständigem Unterricht nicht vorgegeben. Es war immer eine ausgebildete Lehrperson da, die für den Unterricht verantwortlich war. Referendar und Ausbildungslehrer konnten entscheiden, in welchem Zeitumfang der Referendar selbstsändig Unterrichtet.
    Das ist leider nicht systematisch genutzt worden.

    In der jetzigen Situation wird durch den vorgegebenen großen Umfang des Selbständigen Unterrichts u.A. der Eindruck erzeugt, dass man Lehrer auch ohne professionelle Rückmeldung werden und sein kann.
    Das passt nicht in die Zeit. Es passt auch nicht in die Zeit, dass die Schülerinnen und Schüler die Anfängerschwierigkeiten auszubaden haben.

  6. Die Prüfungsordnung sieht vor, dass manche Referendare die Prüfung nicht bestehen. Die Ausbildungsordnung sieht vor, dass diese Referendare vorher viele Stunden ohne Unterstützung und ohne Kontrolle in Klassen unterrichtet haben, wo es manche Schüler gibt, deren individuelle Schwächen erkannt werden sollten (was nicht selten auch erfahrene Lehrer überfordert (http://norberto42.kulando.de/post/trackbacks/mythenbildung_uber_forderung_von_schulern)
    Das Prinzip könnte man „fordern statt fördern“ nennen.
    Aber wie sollte ich dabei auch mitreden können, wo meine Ausbildung doch schon 1972 abgeschlossen wurde.

    Einen Vorteil haben heutige Referendare freilich schon: Sie können diesen Blog lesen. – Mein Respekt!

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