1+1=3

Ich habe gestern erfahren, welche Klassen und Kurse ich nach den Sommerferien übernehmen darf. Das Erfreuliche: Ich komme exakt auf meine neun vorgeschriebenen Stunden. Das Unerfreuliche: Ich unterrichte seit gestern drei Fächer.

Es ist an meiner Schule üblich, dass die Geschichtslehrer in der Unterstufe auch fachfremd Politik unterrichten und so muss auch ich jetzt „ran“ und ab dem nächsten Schuljahr in zwei Klassen Politik übernehmen. Das ist natürlich nicht wirklich schlimm, denn Geschichte und Politik liegen denkbar nahe beieinander, und in einer Klasse bin ich sowohl Geschichts- als auch Politiklehrer, was mir natürlich viele Spielräume lässt. Weniger schön ist allerdings, dass ich nun weniger Klassen zur Auswahl habe, in denen ich Unterrichtsbesuche vornehmen kann. Mein Geschichtsfachleiter wird sich bedanken, wenn ich ihn in meinen Politikunterricht einlade…

In Deutsch darf ich einen 11er GK übernehmen, was ich schon recht spannend finde, da ich hier nun Oberstufenunterricht „erproben“ kann. Da ich Geschichte vom Unterrichtsgeschehen her viel eingängiger finde als Deutsch, habe ich da nun eine gute Gelegenheit, mit der didaktischen Komplexität des Faches Deutsch meine ersten eigenständigen Gehversuche zu machen.

Da ich hauptsächlich in der Unterstufe zu finden sein werde, wird sich die Belastung durch Korrekturen und Oberstufenvorbereitung in Grenzen halten, und ich kann mich auf das Wesentliche konzentrieren: Guten Unterricht vorzubereiten.

10 Gedanken zu „1+1=3

  1. In der Ausbildung selbstständig fachfremd unterrichten? Ist der Lehrermangel in Politk wirklich so groß. Hat das Seminar dem zugestimmt? Ich wundere mich schon, auf welche Ideen man in Schulen kommt.

    Die Noten, die gegeben werden müssen, sind mit Recht angreifbar.

    Das einzig Gute ist, daß mit dem fachfremden Einsatz eine solide Grundlage für die Benennung von Mängeln in der Ausbildung gegeben ist. Falls es also nicht wo läuft, wie gewünscht, nur zu.

  2. Das ist bedarfsdeckender Unterricht, und wie mir gesagt wurde, können die Schulen den eben nach Bedarf einteilen. Und da es an meiner Schule Usus ist, dass die Geschichtler auch in der Sek-I Politik übernehmen…

    Schlimm finde ich es nicht, vor allem, da ich in einer Klasse jetzt die Möglichkeit habe, umfassend meine Schüler kennenzulernen und nicht nur zwei Stunden pro Woche „vorbeizuschauen“. Das ist von der Fächerwahl her unschön, aber aus pädagogischer Sicht sinnvoll, denke ich.

  3. Das können die Schulen eben nicht nach Bedarf machen. Da der Bedarfsdeckende Unterricht auch Ausbildungsunterricht ist, muss er in den beiden Fächern der Ersten Staatsprüfung stattfinden. Wer gibt denn Rückmeldung zum Politik-Unterricht? Der Geschichtsfachleiter? Kommt der Fachleiter Sozialwissenschaften? So wird das Bild gefördert, dass man sich selbst ausbilden kann und zum Unterricht keine professionelle Rückmeldung braucht.

    Um die Klasse besser kennen zu lernen, könnten ja auch die restlichen drei für Hospitation oder Untericht unter Anleitung vorgesehenen Stunden eingesetzt werden. –

    Noch einmal: wie ist das mit den Noten? Die werden oft genug schon in den studierten Fächern angegriffen?

    Wenn Sie damit einverstanden sind, ist das für Sie in Ordnung. Das müsste das Seminar ausfechten.

  4. Wenn ich auch mal meinen Senf dazu geben darf 😉

    Das mit dem fachfremden Unterricht ist tatsächlich nicht erlaubt. Allerdings gibt es (gerade in der Unterstufe) einige Schlupflöcher.

    Ich habe beispielsweise SoWi studiert (Politik gibt es als Fach in NRW nicht zu studieren, das machen dann IMMER die SoWi-Menschen). Da es bei mir an der Schule aber kein SoWi gibt, sondern nur Gesellschaftskunde, unterrichte ich eben dieses. Und Gesellschaftskunde besteht laut Lehrplan in der Unterstufe zu einem Großteil aus Geschichte. Womit ich im Moment mehr Geschichte unterrichte als SoWi. Und DAS widerrum ist erlaubt.

    Und WRomey…mein SoWi-Fachleiter sieht sich durchaus auch Geschichtsstunden an.

    Geschichte als Fach dürfte ich aber nicht unterrichten. Und dies ist ja wohl eher die Situation, die da auf Hokey zutrifft. Also sei vorsichtig, nicht dass das Seminar da noch Theater macht.

    Ich drück Dir die Daumen, dass das nächste Halbjahr auch noch so entspannt wird. Mein zweites Hj. war allesandere als entspannt…aber trotzdem schön und spannend.

    Schöne Ferien
    Sinfini

  5. Sozialwissenschaften ist eine der wenigen Lehrbefähgiungen im allgemeinbildenden Bereich, mit der man völlig legal mehrere Unterrichtsfächer unterrichten kann, u.a. Politik. Im berufsbildenden Bereich, aus dem ich komme, ist das die Regel.
    Das Fach Gesellschaftskunde, das es in NRW an Gesamtschulen gibt, hat in der Ausbildung schon seit langer Zeit zu Auseinandersetzungen geführt, weil es keine Lehrbefähigung für das Fach gibt. Da muß man schauen, wer das üblicherweise Unterrichtet. Wenn das u.a. SoWi-Lehrer sind, dann ist der Einsatz auch im BdU völlig in Ordnung und der Fachleiter muß das eigentlich mittragen, weil man als SoWi-Lehrer auch dafür ausgebildet werden muß. Das leider wieder abgeschafte Fach Naturwissenschaften hat zu ähnlichen Auseinandersetzungen geführt, weil der Biologie-Lehrer sich mit Physik-Themen auseinandersetzen mußte.
    Problematisch insbesondere im Hinblick auf die Verantwortung für Noten ist für mich der Einsatz in einem fremden (affinen?) Fach.

    Da das Semiar den Einsatz im BdU ja genehmigen muß, ist er auch dort bekannt. Es kann also eigentlich kein „Theater“ entstehen.

    Ich bin gespannt, wie es Hokey im zweiten Halbjahr ergeht. Hoffentlich wird es auch „schön und spannend“.

  6. Boahhh, nur 9 Stunden nach dem ersten Halbjahr? In meinen zwei Zweigschulen musste ich immer die vollen 16 Stunden unterrichten… *nachhinein neidisch*. Na ja, wenigstens an einer der beiden Schule war es eine echte Freude ^^.

    Weiterhin viel Freude und dass das Seminar weiterhin so ruhig verläuft.

  7. @WRomey
    Das hoffe ich auch. 😉

    @Estrara
    Vielen Dank! Und zu den Stunden: Ich habe 9 Stunden eigenen Unterricht plus 3 Stunden Ausbildungsunterricht, also 12 Stunden insgesamt. Ich weiß jetzt nicht, ob man das hier in NRW nach Schulform noch unterscheidet. In welchem Bundesland hast Du denn Dein Referendariat gemacht?

  8. Woher auch sonst? Ich glaube fast, die meisten Leser hier kommen aus Bayern. (Wahrscheinlich ist Herr Rau schuld daran… 😉 )

    Es kann durchaus vorkommen, dass man mal mehr Stunden macht, aber das wird dann verrechnet, so dass man ein HJ nur 11 und dafür ein andere 13 Stunden macht. Kommt man insgesamt drüber ohne das Stundenkonto ausgleichen zu könne, bekommt man sogar Überstunden ausbezahlt.

  9. Pingback: Fernsehtipp, Negerkönige und eine Prüfstelle

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