Dies und das

In Gesprächen mit anderen Referendaren stelle ich fest, dass (noch) keiner sich traut, zum Arzt zu gehen, wegen möglicher Folgekosten. Ich bin zum Glück ohne körperliche Beschwerden, habe aber meinerseits auch keine Vorstellung, worauf man achten muss bei diesem ganzen Beihilfe- und Versicherunggedöns. Das ist der Vorteil der Schriftsprache: sie kodifiziert und balsamiert, aber gleichzeitig entstehen auch undurchdringliche Dschungel, durch welche nur noch Fachleute ihren Weg finden. Ist ja ganz nett, wenn man alles irgendwo nachlesen kann, hilft aber wenig, wenn es unverständlich strukturiert und formuliert ist.

Heute sind wir wieder mitgelaufen. So langsam kommt man mit den Kollegen ins Gespräch, manche hat man aber auch noch gar nicht gesehen, was verwundert. Viele sind herzlich, manche recht gleichgültig, einige ignorieren.

Die Klassenräume sind auch in den Mittelstufen für schulische Maßstäbe außerordentlich gepflegt, alle hübsch gestrichen und bieten immer einen schönen Blick über Bielefeld oder in den Klostergarten. Keine Hoteljungs oder kahlköpfige Britneys kleben an den Wänden, was in meinen Augen eine angenehmere Lernatmosphäre schafft. Die Fenster lassen sich weit öffnen, heute herrschte überall frische, gute Luft.

Eine Stunde lief heute von ruppig-beängstgend bis herzlich-heiter. Verwirrend. Eine andere schien schon von Beginn an aus dem Ruder zu laufen, um in absolut konzentrierter Arbeitsatmosphäre zu enden. Verrückt.

Standardreaktion bei der Nachfrage, ob man hospitieren dürfe: „Gerne, aber erwarten Sie bloß nichts Besonderes.“ Mache ich nicht. Ehrenwort. Ich komme ganz demütig als Lehramts-Azubi, bin kein Kontrolleur vom Schulamt, will keinen Budenzauber sehen. Ein ganz normaler Unterricht reicht, eine freundliche Atmosphäre genügt mir. Immerhin muss ich mich ja bald auch einem Lehrer für längere Zeit anvertrauen, um dort Ausbildungsunterricht zu halten / zu nehmen, weshalb ich den Teufel tun und den didaktischen Oberlehrer spielen werde.

Nebenbei versuche ich, mich mit dem lo-net2 auseinanderzusetzen. Umständlich ist es schon, oder? Und ob es wirklich sinnvoll genutzt werden kann, bezweifele ich noch, aber vielleicht hat ja hier schon jemand mehr Erfahrung mit dem Dingen als ich?

5 Gedanken zu „Dies und das

  1. Deine Erfahrungen in der Schule ähneln meinen während meiner Unterrichts-Praktika. Da hatte ich auch eher wenig Kontakt zu den Lehrern der anderen Fächern bzw war es erstmal nicht gern gesehen wenn ich in außerfachlichen stunden teilnehmen wollte. Dabei wollte ich doch nur was lernen und sehen wie sich die Schüler so von fach zu Fach verhalten. Aber ich glaube es lag auch daran, dass die Schule relativ groß war und die Lehrer größtenteils nur von Fach zu Fach sich kannten und zusammenhingen. Schon schade, dass man als Lehrer eher so ein Einzelkämpferdasein fristet, was ich nicht ganz nachvollziehen kann, da wir ja unter anderem Toleranz und Teamwork vermitteln. Also ich hoffe dass sich nicht nur die medialen Zeiten ändern, sondern, dass die Lehrer mehr in Teams arbeiten…ich denke man kann sich doch nur ergänzen…ich weiß gar nicht welches Problem Lehrer haben, wenn man ihnen „auf die Finger schaut“.

  2. Sie sind es bisher nicht gewohnt. Das Einzelkämpferdasein geht nur sehr allmählich zurück, jeder hütet immer noch gerne seine eigenen Ideen – vielleicht vor zuviel Verschleiß? Ihc weiß es nicht. Seit bei unserer Schule endlich die beiden Fachkonferenzen zu Teams gefunden haben, fühle ich mich wie ein fisch im Wasser. Leider musste ich darauf 25 Jahre warten.
    Wenn auch Eltern öfter die heiligen Hallen besuchen würden, wäre der Umgang mit Zuschauern beim Unterricht wahrscheinlich unverkrampfter. Ich nutze das gerne zu einem Feedback des Besuchers, man sieht sich ja leider nicht selber zu.

  3. ***
    Standardreaktion bei der Nachfrage, ob man hospitieren dürfe: “Gerne, aber erwarten Sie bloß nichts Besonderes.”
    ***
    Das haben sie zu mir auch immer gesagt. Das liegt daran, dass Stunden von ReferendarInnen in der Regel immer minutiös vorbereitet sind und sie meistens auch viele Medien am Start haben. Deshalb haben – so glaube ich – viele LehrerInnen geradezu Angst vor der Anwesenheit einer ReferendarIn. „Heute gibt es aber nichts Besonderes“ ist damit ein Euphemismus für „Junge, ich habe 25 Stunden Unterrichtsverpflichtung. Also erwarte nicht von mir, dass du hier einen Einstieg sehen wirst.“

  4. Es geht ja (noch) nicht mal um Teamwork. Ich will einfach nur schweigend dabeisitzen, mir den Unterricht angucken und mir einen Überblick über die Lehrer meiner Fächer verschaffen.

    Die minutiöse Vorbereitung ist ja gerade der Unsicherheit geschuldet, in der wir uns befinden, wo man alles aufschreibt und plant.

    So ohne Papiere oder Buch, locker vom Pult weg, wie heute in einer Stunde gesehen, könnte ich das gar nicht. So sollten Lehrer das vielleicht auch mal sehen.

  5. Am Seminar für das Lehramt an Berufskollegs in Düsseldorf gibt es umfassende Erfahrungen mit lo-net. Näheres ist über den Betreiber des blogs „medienbox“ zu erfahren.

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