Teil 3: Gütekriterien und so…

Tafel

Der geplagte Herr Lehmann sitzt vor seinem Richter und überlegt, wie er diesen überzeugen kann, dass die Zensuren der kleinen klagewilligen Göre aus der 10c korrekt zustandegekommen sind.

Wärst du doch mal bei deinen Biergläsern geblieben, denkt er sich. Ab und an `nen Spinner vor die Tür setzten ist okay, aber direkt vor Gericht, das hätte es bei Erwin nicht gegeben. Hättest Du doch mal auf Karl gehört, dass Lehrer Mist ist, hadert er. Scheiße ist das als Lehrer. Wie war das noch mal mit den drei Gütekriterien?

Die könnten ihn jetzt vielleicht raushauen, glaubt er. Wenn er die belegt, kann ihm hier keiner gar nix. Dann wären seine Noten wasserdicht. Also ganz langsam, Herr Lehman, beruhigt er sich, fangen wir mal vorne an.

Die drei Gütekriterien und Herr Lehmann
Da wäre als erstes die Objektivität, ruft er sich ins Gedächtnis. Ingenkamp hat gesagt, „eine Messung ist dann objektiv, wenn intersubjektive Einflüsse der Untersuchung möglichst ausgeschaltet werden.“[1] Herr Lehmann glaubt, das habe er ganz gut hinbekommen. Er ist immer objektiv, findet er. Nicht so wie sein Kollege, der schon dabei ertappt wurde, dieselbe Arbeit unterschiedlich zu bewerten. Lehmann muss schmunzeln. So ein Trottel.

Ohne Objektivität gibt es keine Reliabilität, weiß Lehmann, denn das bedeutet, dass seine Note auf verlässlicher Basis zustandegekommen ist. „Unter Zuverlässigkeit (…) einer Messung versteht man den Grad der Sicherheit oder Genauigkeit, mit dem ein bestimmtes Merkmal gemessen werden kann.“[2] Ich bin ja nicht doof, meint er, eine Textinterpretation prüfe ich nicht per Lückentext. Das mache ich schon alles richtig.

Validität ist das wichtigste Gütekriterium, ruft sich Herr Lehmann in Erinnerung. „Die Gültigkeit oder Validität eines Verfahrens sagt aus, ob tatsächlich das gemessen wird, was man messen will und nicht irgend etwas anderes.“[3] Tja, denkt Herr Lehmann, den Lehrplan erfülle ich im Groben doch ganz gut. Und seine Noten geben in etwa auch wieder, was man in Zukunft von den jungen Leuten erwarten kann. Klar messe ich immer, was ich messen will.

Etwas beruhigter lehnt sich Herr Lehmann in seinem Stuhl zurück und lächelt den Richter an. Jetzt fühlt er sich etwas sicherer. Diese drei testtheoretischen Gütekriterien gelten schließlich auch in den Sozialwissenschaften. Da kann ihm keiner ans Bein pinkeln.
Wasserdicht?
„Soso“, meint der Rechtsanwalt der kleinen Göre später mit übertrieben hochgezogener Augenbraue, wie Herr Lehmann findet, „Objektiv ist ihre Notengebung also? Zuverlässig und valide? Das werden wir noch sehen…“

Und zwar in der nächsten Folge. Stichwort: Lehrerfehler.

Bisher:
Teil 1 – Würfeln Lehrer doch?
Teil 2 – Funktionen der Notengebung
Teil 3 – Gütekriterien und so…
Teil 4 – Auch Lehrer machen Fehler.
Teil 5 – Pro Noten


[1] Ingenkamp, K.-H.: Lehrbuch der Pädagogischen Diagnostik, Weinheim 1985, S.34.
[2] ebd. S.38.
[3] ebd. S.40.

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